Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
Vom Netzwerk:
vergessen?«, fragte Colin spöttisch. »Das ist das Skaraheer.«
    »Echt jetzt? Von oben wirkt es ganz anders.«
    »Das sind Käfer, die die ehemaligen Autobahnen abkrabbeln, Hunderttausende von Käfern. Auf der einen Spur sind sie blau, auf der anderen rot, und …«
    »Ich weiß, wir sind mal an welchen vorbeigekommen«, fiel ihm Tobias ins Wort. »Aber aus der Entfernung sieht es noch beeindruckender aus.«
    »Niemand weiß, was sie da genau machen.«
    »Nicht mal die Zyniks?«
    »Die Zyniks noch viel weniger. Denen gehen die Leuchtkäfer am A … vorbei.«
    »Wenn ich erst mal Weitwanderer bin«, sagte Ambre träumerisch, »werde ich ihnen bis an ihren Ausgangsort folgen.«
    »Den roten oder den blauen?«, fragte Tobias.
    »Das ist doch egal, sie krabbeln alle nach Süden.«
    »Nein«, widersprach Colin. »Auf einer anderen Autobahn habe ich welche gesehen, die nach Norden unterwegs waren. Auch in zwei Spuren, einer roten und einer blauen.«
    »Ihr Verhalten hat einen tieferen Sinn«, sagte Ambre. »Ich würde der Sache gern auf den Grund gehen.«
    Colin freute sich zwar, dass sie ihm Gesellschaft leisteten und mit ihm redeten, als wäre nie etwas zwischen ihnen vorgefallen, aber er spähte immer wieder ängstlich zur Tür.
    »Geht jetzt in eure Kajüten zurück. Mein Herr mag es nicht, wenn man nachts das Zimmer verlässt, wenn er euch erwischt, dann setzt es was! Nur er und ich dürfen uns frei an Bord bewegen.«
    »Damit er in Ruhe Kinder quälen kann?«, zischte Ambre. Ihr Ton war auf einen Schlag eiskalt geworden.
    »Ich habe euch gewarnt, aber ihr wolltet ihn ja unbedingt sprechen!«
    »Warum haust du nicht ab?«, wollte Tobias wissen.
    »Wo soll ich denn hin? Hast du etwa eine bessere Idee? Die Zyniks haben mich verstoßen, weil der Angriff auf die Insel schiefgegangen ist und ihre Soldaten gefallen sind. Er ist der Einzige, der mich bei sich aufnimmt. Soll ich etwa allein durch den Wald ziehen? Damit mich die Mampfer fressen?«
    »Wenn du hierbleibst, verkaufst du deine Seele an den Teufel.«
    »Na, wenigstens bietet mir der Teufel Schutz und ein Dach über dem Kopf.«
    »Eigentlich hast du es auch nicht besser verdient«, schimpfte Tobias.
    Ambre schritt ein, bevor die beiden Jungen handgreiflich wurden.
    »Colin, was ist mit deiner Alteration? Kannst du immer noch mit Vögeln und Fledermäusen kommunizieren?«
    Colin kaute auf seiner Lippe.
    »Nicht mehr besonders gut«, gab er zu. »Die Fähigkeit nimmt allmählich ab. Erwachsenwerden bedeutet offenbar, das zu verlieren, was uns einzigartig macht, und so zu werden wie alle anderen.«
    »Würdest du es schaffen, einen Vogel an einen bestimmten Ort zu schicken?«, bohrte Ambre weiter.
    »Vielleicht, wenn ich mich anstrenge und die Entfernung nicht so groß ist.«
    »Wie funktioniert das denn, sprichst du mit ihnen?«, fragte Tobias neugierig.
    Colin prustete los. Die Frage kam ihm anscheinend sehr dumm vor.
    »Natürlich nicht! Ich konzentriere mich innerlich auf ein Bild und übermittele es dem Tier mit einem einfachen Befehl. Dazu schaue ich das Tier so lange an, bis ich sein Herz, seine Wärme spüre. Dann übe ich einen Druck auf seinen Geist aus, um ihm zum Beispiel die Erinnerung zu übertragen, die ich an einen Menschen habe, und stelle mir den Ort vor, an dem er sich gerade befindet. Wenn es klappt, fliegt der Vogel in die Richtung, an die ich gedacht habe, und sucht diesen Menschen. Das ist alles.«
    »Wenn wir Matts Schiff einholen, kannst du ihm dann auf diesem Weg eine Botschaft zukommen lassen?«
    »Ich kann es versuchen, aber ich warne euch: Mein Herr wird das gar nicht gerne sehen. Die Kräfte der Pans machen ihm Angst. Er hat mir nur deswegen keinen Nabelring verpasst, weil ich schon fast erwachsen bin, sonst hätte er mich garantiert an die Kette gelegt!«
    »Sag ihm einfach nichts davon«, meinte Ambre.
    »Aber er ist mein …«
    »Pass auf«, sagte sie selbstbewusst, »diese Intervention wird nicht ohne Verluste abgehen. Womöglich wird dein Herr den Zorn der Königin auf sich ziehen. Willst du dann wirklich dem Staatsfeind Nummer eins dienen? Wenn du uns hilfst, nehmen wir dich mit zurück zu den Pans und legen ein gutes Wort für dich ein.«
    »Das ist deine Chance, noch einmal von vorn anzufangen«, fügte Tobias hinzu.
    Colin schluckte mühsam. Er starrte durch die Scheibe in die schwarze Nacht hinaus.
    »Was ist euer Plan?«
    Ambre und Tobias rückten näher zu ihm und begannen, ihm alles zu erklären.

36. Hund und Eule
    D er

Weitere Kostenlose Bücher