Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
Vom Netzwerk:
jetzt noch an. Er musste eine Entscheidung treffen.
    Er schnallte seinen Rucksack ab und warf ihn zwischen die kleinen braunen Pilze, die sie umgaben.
    »Schluss für heute«, beschloss er, »weiter werden wir es heute nicht schaffen.«
    Ambre und Tobias seufzten erleichtert auf und ließen sich erschöpft auf das weiche Moos plumpsen.
    »Ich dachte schon, ich sterbe«, stöhnte Tobias.
    Sie blieben eine halbe Stunde lang sitzen, ohne ihre Sachen auszupacken, einfach nur, um wieder ein wenig zu Kräften zu kommen, ehe sie etwas aßen.
    Hinter ihnen, weniger als zehn Meter entfernt, blitzten zwei weiße, gleißende Augen in der Dunkelheit auf.
    Kaum hatten die Strahler sie gestreift, ertönte ein langgezogener, heller Klagelaut, und weitere Späher antworteten unmittelbar.
    »Stelzenläufer!«, schrie Matt entsetzt auf.
    Er packte seinen Rucksack und half Tobias, sich seine Ausrüstung auf den Rücken zu schnallen. Dann rannten sie los. In seiner Panik bemerkte Tobias nicht, wie schnell er wurde. Seine Beine fegten über den Boden, und er legte mit verblüffender Leichtigkeit eine immer größere Distanz zwischen sich und seine beiden Freunde.
    Der an seinem Wanderstock aufgespießte Leuchtpilz entfernte sich mit ihm, bis die Finsternis Ambre, Matt und Plusch, die ihrem Herrchen nicht von der Seite wich, von allen Seiten umschloss.
    »Tobias!«, schrie Matt, obwohl er kaum noch Luft bekam. »Warte … auf uns!«
    Der Schrecken machte Tobias taub. Er hatte nur noch einen Wunsch, einen Gedanken: fliehen. Schnell und weit.
    Und seine Alteration schien immer stärker zu werden; inzwischen raste er wie ein Weltklassesprinter durch den Wald. Blätter und Zweige schlugen ihm ins Gesicht, ohne dass er es überhaupt bemerkte. Die Erinnerung an die Stelzenläufer, die sie in New York gesehen hatten, schaltete sein Schmerzempfinden völlig aus.
    Ambre, Matt und die Hündin tappten durch stockfinstere Nacht.
    Matt tastete nach der Hand seiner Freundin.
    »Ich hole … einen Leuchtstab … raus«, wisperte er ihr zu.
    Um sie herum wimmelte es vor Stelzenläufern. Sie kamen immer näher. Matt erkannte, dass ihm keine Zeit mehr blieb, seinen Rucksack zu öffnen und den Plastikstab zu suchen.
    Es war zu spät.
    Stattdessen stellte er sich vor Ambre und riss sein Schwert in die Höhe.
    »Ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas tun«, sagte er entschlossen.
    »Vielleicht können wir mit ihnen reden und eine Art Waffenstillstand aushandeln?«
    »Nein, das sind die Soldaten des Torvaderon, und ich weiß, dass er mich haben will. Ich spüre, dass er … durch und durch böse ist. Halte dich bereit. Wenn es losgeht, kauerst du dich sofort auf den Boden.«
    Da bemerkte Matt über ihnen Dutzende von Sternen. Weiße Lichter, die in den Wipfeln dieser endlosen Bäume wie winzige Pünktchen wirkten.
    Eines davon bewegte sich in diesem Himmel aus schwarzen Blättern wie eine kleine Sternschnuppe, die alsbald wieder hinter den Ästen verschwand. Was war das? Glühwürmchen, die in hundert Metern Höhe schwebten?
    Der erste Späher tauchte vor Matt auf und blendete ihn mit seinen beiden Scheinwerfern. Matt hielt sich den Arm vor die Augen.
    Er nahm eine Bewegung vor sich wahr und sah trotz des gleißenden Lichts, wie ein Arm mit durchsichtiger Haut auf ihn zuglitt. Ellenlange Finger entfalteten sich und griffen nach ihm.
    Die Schwertklinge schnitt durch die Luft, und Matt spürte einen Widerstand, als er die vordersten Fingerglieder abhieb.
    Der Späher stieß einen gellenden Schrei aus, unerträglich für das menschliche Trommelfell.
    Ambre und Matt schrien ebenfalls.
    Ein weiterer Stelzenläufer tauchte neben ihnen auf, dann ein dritter.
    Matt wirbelte sein Schwert im Kreis und versuchte, alles abzuhacken, was sich ihnen näherte. Plusch warf sich auf eine der gespenstischen Gestalten und biss in die dürren Stelzen.
    Die Stelzenläufer streckten ihre großen Hände aus und zogen sie wieder zurück, als versuchten sie ein Täuschungsmanöver. Immer mehr liefen herbei, Matt zählte mindestens zehn leuchtende Augenpaare.
    Nein, sie dürfen uns nicht kriegen!
    Wenn er in Gefangenschaft geriet, drohte ihm Schlimmeres als der Tod, das wusste er. Er musste alles geben, alles auf eine Karte setzen; auf keinen Fall durfte er in den Händen des Torvaderon landen. Lieber fiel er im Kampf.
    Die Klinge pfiff durch die Luft und fuhr immer wieder durch die fleischlosen Glieder der Angreifer. Matt wankte nicht. Plusch sprang knurrend und beißend von

Weitere Kostenlose Bücher