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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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im Großen Nest, und hier gelten strenge Regeln. Nun gilt es herauszufinden, ob ihr uns willkommen seid oder ob ihr eine Gefahr darstellt.«
    Diesmal wagte ihn keiner der drei zu unterbrechen, obwohl sie ihm zu gern versichert hätten, dass sie keinerlei Gefahr darstellten.
    »Wir verdanken es dem Baum des Lebens, dass wir uns eine neue Existenz aufbauen konnten«, fuhr der Junge fort, »ihr müsst schwören, ihn und unseren Glauben zu respektieren.«
    Ambre nickte zustimmend, Tobias schloss sich ihr an, und zuletzt zeigte sich auch Matt einverstanden.
    »Sehr gut. Ich heiße Torshan. Lasst uns beginnen, indem wir ihn in eure Adern fließen lassen. Kommt.«
    Torshan und seine Gefährten erhoben sich, um die drei Neulinge durch einen schmalen, in den Baum getriebenen Gang zu führen. Sie stiegen ein paar Stufen hinab und kamen in eine Art weiße Höhle, in deren Mitte eine Holzsäule stand. Eine zähe, bernsteinfarbene Flüssigkeit quoll langsam aus einer tiefen Kerbe, die natürlich zu sein schien.
    »Das ist der Saft des Baums des Lebens«, verkündete Torshan und fing die Flüssigkeit mit einem kleinen Becher auf. »Ihr müsst sein Blut trinken.«
    »Was … Was wird das mit uns machen?«, fragte Tobias.
    »Vom Blut des Baums des Lebens zu trinken bedeutet, Teil unseres Stammes zu werden. Solltet ihr uns danach belügen, gibt es keinen Zweifel mehr, dass ihr unsere Feinde seid. Niemand hat das Recht zu lügen, wenn in ihm das Blut unseres Heiligen Baums fließt.«
    Er hielt Tobias den Becher hin, und der nahm ihn nach kurzem Zögern entgegen. Sein Blick wanderte hilfesuchend zu seinen Freunden. Matt und Ambre nickten ihm aufmunternd zu. Tobias trank einen Schluck und gab dann den Becher an Ambre weiter. Der Saft schmeckte bitter und war so klebrig, dass er ihn nur mit Mühe hinunterbekam. Seine Freunde tranken ebenfalls davon, und Torshan seufzte erleichtert auf.
    »Jetzt seid ihr zumindest für eine gewisse Zeit Kinder des Baums des Lebens. Kommt, unsere Unterredung kann beginnen.«
     
    Die Gemeinschaft der Drei wurde mit Fragen überhäuft. Stundenlang antworteten sie auf alles: woher genau sie kamen, wie sie es in die Abgründe des Trockenen Meeres verschlagen hatte, wie sie sich kennengelernt hatten, was sie über die anderen Stämme wussten. Das Verhör zog sich ins Unendliche, jede Antwort führte zu einer neuen Frage. Die Jungen gingen dabei freundlich und respektvoll zu Werke; dennoch spürte Matt, dass sie eine gewisse Distanz wahrten und ihr Lächeln reine Höflichkeit war.
    Es gab Matt einen Stich, von Plusch zu erzählen. Seine Hündin fehlte ihm schrecklich.
    Torshan leitete das Gespräch, auch wenn er den anderen völlig freie Hand bei der Wahl ihrer Fragen ließ. Bald war klar, dass jeder seine persönlichen Vorbehalte einbrachte. Der Jüngste machte keinen Hehl aus seinen Zweifeln, ließ sich aber nicht beirren, während Torshan viel listiger vorging und seine Fragen geschickt verkleidete.
    Als Matt auf die Kreaturen angesprochen wurde, aus deren Fängen sie befreit worden waren, zögerte er. Seine erste Reaktion war, die Existenz des Torvaderon für sich zu behalten. Doch er wusste, dass er nicht lügen durfte. Wenn er erwischt wurde, drohte die sofortige Verbannung, ohne eine zweite Chance.
    Wie sollen sie wissen, dass ich lüge?
    Matt antwortete immer noch nicht.
    »Na, was jetzt?«, murrte der Chloropanphyll, der ihm gegenübersaß. »Wisst ihr, was euch da angegriffen hat und warum?«
    »Das waren Stelzenläufer«, erwiderte Matt zu Tobias’ Verblüffung.
    Ambre zwinkerte ihm anerkennend zu, und Matt hatte den Eindruck, so etwas wie Stolz in ihrem Blick zu lesen.
    »Es sind Späher«, fügte er hinzu. »Die Vorhut einer mächtigen und sehr gefährlichen Kreatur, dem Torvaderon.«
    »Den Namen hab ich noch nie gehört. Vielleicht nennen wir sie anders, beschreib uns dieses Wesen.«
    »Nicht nötig, ich kann euch versichern, dass ihr es noch nie gesehen habt. Es kommt aus dem Norden, und … es ist hinter mir her.«
    »Warum ausgerechnet hinter dir?«
    »Ich weiß es nicht. Ich spüre es einfach, es ist, als nähme irgendetwas in mir das Böse in ihm wahr. Er ist von grenzenloser Zerstörungswut erfüllt, und ich bin überzeugt, dass ich ihm auf keinen Fall in die Hände fallen darf. Durch eure Rettungsaktion und die Fahrt auf dem Mutterschiff habe ich mich weit von ihm entfernt. So schnell wird er mich nicht wieder finden, und dafür danke ich euch.«
    Torshan warf ihm einen prüfenden Blick

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