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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Längsseite einnahmen.
    »Woher habt ihr die Wasserhähne, Fensterscheiben und all die anderen Dinge aus unserem früheren Leben?«, fragte Ambre.
    Torshan musterte sie eindringlich.
    »Durch Expeditionen in die Abgründe. Dort findet man noch Ruinen aus der ehemaligen Welt.«
    »Steigt ihr oft hinab?«
    »Hin und wieder. Es ist so gefährlich, dass wir es vermeiden, wenn es geht.«
    »Und stimmt es wirklich, dass man auf diesem Trockenen Meer schwimmen kann?«, wollte Tobias wissen.
    Torshan nickte.
    »Das Laubwerk an der Oberfläche ist so dicht, dass es die Körper und sogar ganze Schiffe trägt! Man muss aber auf schwarze Löcher aufpassen.«
    »Schwarze Löcher? Was ist das?«
    »Mehr oder weniger ausgedehnte Bereiche mit Lücken im Laubwerk. Ihr werdet merken, dass man recht gut im Trockenen Meer schwimmen kann, es ist nicht besonders angenehm, aber möglich. Wenn ihr jedoch zu einem schwarzen Loch kommt, tragen euch die Blätter nicht länger, und ihr stürzt ab.«
    »Bis nach unten?«, entfuhr es Tobias.
    »Manchmal schon.«
    »Deshalb also sind eure Schiffe mit Ballonen ausgestattet«, sagte Matt nachdenklich. »So schweben sie über der Oberfläche und laufen nicht Gefahr, in ein schwarzes Loch zu fallen.«
    »Genau.«
    Jetzt war wieder Ambre an der Reihe:
    »Wie produziert ihr die Heißluft für die Ballone?«
    »Durch die sogenannten Bläser. Das sind fette Nacktschnecken, zum Teil sogar richtig fette, die beim Fressen Hitze erzeugen. Da sie sich von Blättern ernähren, machen sie uns keine Umstände. Wir fangen sie einfach, halten sie in einem Lagerraum und schließen sie bei Bedarf in Eisenkästen, von denen Schläuche zu den Ballonen führen. Ein Kinderspiel!«
    Tobias stieß einen bewundernden Pfiff aus.
    »Und wie habt ihr das Nest gebaut?«, fragte er.
    »Ich verstehe, dass euch das interessiert. Kommt, ich zeige euch alles.«
    Torshan führte sie über Stege, Terrassen und in die Baumstämme gehauene Treppen mit Absätzen, die wie Balkone an der Rinde befestigt waren. Überall, wo sie vorbeikamen, unterbrachen die Chloropanphylliker ihre Tätigkeit und musterten die drei Besucher neugierig.
    »Sie wundern sich, weil die normalen Menschen, also Leute wie ihr, für gewöhnlich unsere Feinde sind«, erklärte Torshan. »Die würden wir hier nie im Leben frei herumlaufen lassen. Ihr seid die Ersten.«
    »Wieso bekämpft ihr euch?«
    »Wir sind erfindungsreich und gewieft und haben, wie ihr feststellen könnt, eine sehr lebenswerte Stadt aufgebaut. Die wollen sie uns wegnehmen.«
    »Ihr könntet euch gegenseitig helfen!«
    »Sie sind anders. Sie glauben nicht an den Baum des Lebens, weil er sie nicht verwandelt hat. Sie fühlen sich erniedrigt. Und um ehrlich zu sein: Wenn der Baum des Lebens sie nicht auserwählt hat, dann sind sie seiner nicht würdig!«
    »Für dich sind wir drei also minderwertige Geschöpfe, oder wie?«
    Wieder platzte Ambre fast vor Wut. Diesmal versuchte Torshan, sie zu beschwichtigen:
    »Ihr kommt von unten, bei euch ist alles anders. Hier haben wir unsere eigenen Regeln und Verhaltensweisen, das ist eine ganz andere Welt.«
    Um einer weiteren Diskussion mit Ambre aus dem Weg zu gehen, führte Torshan die drei zu den Werkstätten, in denen sämtliche nutzbare Pflanzenfasern zu Garn oder Stoff verarbeitet wurden, um daraus Gebrauchsgegenstände wie Kleider, Teppiche, Betttücher, Vorhänge, Seile und Segel herzustellen. Dann zeigte er der Gemeinschaft der Drei einen Bambuswald, der sich hinter dem Großen Nest auftat.
    »Das war schon so, als wir hier ankamen. Dieser Bereich liegt auf einer Art Riesenwurzel, die bis an die Oberfläche reicht und auf der diese ganzen Pflanzen wachsen. Im Osten befindet sich unser Obstgarten, dort pflücken wir die meisten Früchte. Wir sammeln auch Wurzelknollen, die schmecken wie Kartoffeln.«
    »Wohin kommt man auf diesem Weg, der in den Bambuswald hineinführt?«, fragte Matt.
    »Das erfahrt ihr heute Abend. Gehen wir weiter, es gibt noch viel zu sehen.«
    Torshan zeigte ihnen die Anlegeplätze. Die Boote wurden manchmal für Erkundungstouren benutzt, hauptsächlich aber für die Jagd, bei der das Fleisch, das sie verzehrten, erbeutet wurde. Unterwegs fragte Ambre ihn über ihre seltsamen Namen aus, und er gab zu, dass sie nach dem Sturm alle eine neue Identität angenommen hatten. Als sie mehr darüber wissen wollte, wiegelte er ab und wechselte das Thema, indem er sie zu einer Strickleiter geleitete, auf der sie sich zu einem Ausguck mit

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