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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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engen Gang.
    »Wann müssen wir die Pfeife gebrauchen?«, fragte Tobias besorgt.
    »Ich nehme an, wir wissen es, sobald wir es oder ihn sehen«, antwortete Matt, ohne sich umzuwenden.
    Sie kamen in einen Raum im Herzen des Baumes, in dem sich ein breites Loch im Boden auftat. Dahinter befanden sich ein komplexes System aus Scheiben und Rädchen und eine riesige Seilwinde, die größer war als Matt.
    Tobias beugte sich über das Loch.
    »Oha!«, stieß er hervor und wich zurück. »Da geht’s aber tief runter!«
    An der Seilwinde hing eine kleine Kabine aus Holz, in der zur Not drei Personen Platz hatten. Ambre schüttelte entschieden den Kopf.
    »Da bringen mich keine zehn Pferde rein!«
    »Dir wird aber nichts anderes übrigbleiben«, erwiderte Matt ebenso entschlossen.
    Die Gondel knirschte und knackte an allen Ecken und Kanten, als er das Schwingtürchen öffnete und hineinstieg.
    »Vielleicht sollten wir noch schnell Waffen holen«, schlug Tobias vor.
    Matt musterte seine Freunde.
    »Habt ihr euch abgesprochen oder was? Los jetzt! Das ist vielleicht unsere einzige Chance!«
    Daraufhin machte er sich daran, den Knoten aufzuschnüren, mit dem die Gondel am Rand des Brunnens befestigt war.
    Tobias kletterte hinein, indem er sich krampfhaft am Rand festhielt, und setzte sich umgehend auf die runde Sitzbank.
    Ambre seufzte. Matt streckte ihr die Hand hin.
    »Na los, komm schon, ohne dich sind wir zwei kleine Jungs schließlich aufgeschmissen.«
    »Wenn du glaubst, du kriegst mich mit deinem kindischen Charme rum, dann hast du dich geschnitten. Ich steige nur ein, weil ich es nicht ertragen würde, nicht zu wissen, was euch zugestoßen ist, wenn ihr nicht mehr zurückkommt!«
    Matt spürte einen Stich im Herzen. Was meinte sie mit »kindischer Charme«? Dieser Ausdruck gefiel ihm überhaupt nicht. Aber jetzt gab es Wichtigeres zu tun: Er löste den Knoten endgültig und setzte sich neben seine Freunde, bevor er den einzigen Hebel an Bord betätigte.
    Die Seilwinde setzte sich in Gang, und die Räder drehten sich quietschend, während das zerbrechliche Gefährt durch den riesigen Stamm langsam unter die Oberfläche des Trockenen Meeres sank.
    Tobias hielt die Lichtschale wie einen Schatz auf dem Schoß. Erst da bemerkte er, dass der Wald unter ihnen erleuchtet war.
    »Schaut mal!«, rief er. »Da gibt es Hunderte von Lampen!«
    »Das Licht kommt aber nicht von dieser weichen Substanz, so viel ist klar«, stellte Ambre fest.
    Ringsum verbreiteten Eicheln von der Größe eines Rugbyballs einen hellen grünen Schein.
    Staunend betrachteten die drei die wundersame Umgebung: Tausende von Ästen formten einen schier endlosen Schlund von mehr als zehn Metern Durchmesser, an dem die leuchtenden Baumfrüchte wie Wandlampen hingen.
    Plötzlich fingen die Mauern aus Laub an zu beben, ein Zittern durchlief den Wald, und etwas glitt neben der Gondel in die Tiefe.
    »Da war eine Gestalt!«, schrie Tobias. »Etwas Riesiges! Pfeif, Matt, pfeif!«
    Matt holte die Pfeife aus der Tasche und musterte sie. Aus Holz geschnitzt, lang und dünn, fast wie eine Flöte.
    Gleich neben ihnen raschelte das Laubwerk.
    Matt steckte die Pfeife zwischen die Lippen und blies hinein. Ein sanfter, tiefer Laut erklang, und im selben Moment wurde es in den Blättern ringsum wieder still.
    Tobias’ Schultern entspannten sich, und er fuhr sich mit dem Handrücken über seine feuchte Stirn.
    »Normalerweise bin ich ja neugierig«, gestand er, »aber dieses Mal will ich lieber nicht wissen, was das war.«
    Die Gondel glitt weiter nach unten und wurde dabei immer schneller, bis der Fahrtwind durch ihre Haare fegte und sie sich an die Sitzbank klammern mussten.
    »Geht es nicht langsamer?«, schrie Ambre, um den Wind zu übertönen.
    Matt schob den Hebel etwas zurück, und die Gondel verlor an Geschwindigkeit.
    Der Brunnen wirkte endlos. Als Matt den Kopf hob und nach oben blickte, konnte er die riesige Eiche, von der sie kamen, nicht mehr erkennen, nur noch einen gigantischen Kamin, der von den leuchtenden Früchten eingefasst wurde.
    Obwohl er den Hebel nicht mehr angerührt hatte, bremste die Gondel plötzlich ab und blieb schließlich stehen.
    Seit mehr als hundert Metern leuchtete keine einzige Eichel mehr, nur die Schale aus der Bibliothek spendete ihnen noch Licht. Matt stand auf und untersuchte das Seil, an dem sie hingen. Es war straff gespannt.
    »Klemmt es?«, fragte Ambre ängstlich.
    »Ich glaube nicht. Sei so gut, Toby, leuchte mal da

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