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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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begriff, dass sie sich direkt hinter ihm befinden mussten, denn er hörte ihre glitschigen Leiber über den Stein rutschen. Er lief, so schnell er konnte, bald überholt von Tobias. Ambre war einen Meter hinter ihm.
    In höllischer Geschwindigkeit trappelten die Spinnenbeine über den Boden.
    Matt hatte keine Waffe.
    Wenn ihm jetzt nichts einfiel, waren sie verloren. Im flackernden Schein der Substanz, die Ambre umklammerte, sah er sich nach allen Seiten um.
    Feuerlöscher. Rote Schränke. Zimmertüren.
    Rote Schränke!
    Matt stürzte darauf zu, schlug mit dem Ellbogen das Sicherheitsglas ein und packte den Nothammer. Dann drehte er sich zu den beiden Riesenspinnen um.
    Die erste warf sich sofort auf ihn.
    Matt hieb mit aller Kraft auf sie ein.
    Der Hammer drang in das weiche Fleisch, fuhr durch den Knorpel und krachte auf den Fliesenboden.
    Aus dem gespaltenen Körper stieg ein ekelerregender Gestank auf.
    Die zweite Spinne agierte listiger und versuchte, Matt mit den Krallen am Ende ihrer behaarten Beine zu erwischen. Der Junge machte einen Satz nach hinten und trennte die Kralle mit einem schnellen Hieb vom Bein.
    Das Monster stieß ein wutentbranntes Kreischen aus und zog sich ein Stück zurück. Da Ambre hinter Matt stand, konnte er die Bewegungen des Ungeheuers nur undeutlich erkennen.
    Doch als es seine Glieder krümmte, wusste Matt, was ihm blühte. Er holte seinerseits zum Schlag aus, die Waffe an der Schulter, und als die Spinne sich mit weit aufgerissenem Maul auf ihn stürzte, pfiff der Hammer mit der Wucht eines Harpunengeschosses durch die Luft und bohrte sich so tief in den Kopf des Monsters, dass es vor seinen Füßen zusammensackte.
    Matt keuchte vor Anstrengung.
    Seine Muskeln waren wie gelähmt.
    »Oh Gott!«, stöhnte Ambre.
    Matt hob den Kopf und nahm am Ende des Ganges schemenhafte Gestalten wahr. In der Eingangshalle wimmelte es vor Spinnen. Offenbar hatten die Schreie ihrer Artgenossen sie angelockt.
    Sie waren so zahlreich, dass Matt einen Moment lang glaubte, die Mauern bewegten sich.
    Und alle krabbelten auf sie zu.

17. Vergehen und Strafe
    M att ließ den Hammer fallen, und sie rannten weiter, so schnell sie konnten, rutschten über den glatten Boden, sprangen über Absätze und brachen mehr durch die Brandschutztüren, als dass sie sie aufschoben. Tobias glitt beim Abbiegen in einen Seitengang auf den Fliesen aus, als plötzlich eine Fensterscheibe neben ihm explodierte und zwei lange Beine nach ihm haschten. Instinktiv rollte er zur Seite und entkam um Haaresbreite.
    Die Decke knirschte. Sie folgten ihnen auch durch das obere Stockwerk. Sie waren überall.
    Die wilde Flucht führte sie in einen großen Saal mit halbleeren Bücherregalen. Doch bevor sie überhaupt durchatmen konnten, quollen auch schon unzählige Spinnen hinter den Regalen hervor, die wie ein riesiges Dominospiel nacheinander umfielen. Ambre, Tobias und Matt rannten in die Saalmitte und wichen dabei den von allen Seiten auf sie einstürzenden Büchern aus, während die Regale unter dem Ansturm der Spinnen wie von einer gewaltigen Welle dahingerafft wurden.
    Die Fenster zersprangen in tausend Scherben.
    Matt begriff, dass es kein Entkommen gab. Bald würden sie umringt sein. Es blieb nur der Kampf.
    Sie sind zu viele! Wir haben keine Chance!
    Die drei Freunde stellten sich Rücken an Rücken, um der Gefahr zu trotzen. Die Spinnen waren überall. An der Decke, an den Wänden, in den Gängen. Dutzende von Ungeheuern näherten sich zischend.
    Da sauste etwas durch die Luft, und eine der Kreaturen brach zusammen. Dann eine andere.
    Eine Gruppe von Chloropanphylliker-Kriegern stand mit gespannten Bogen und Lanzen vor den kaputten Fenstern. Matt sah verblüfft zu, wie es ihnen durch perfekte Koordination gelang, zu sechst mindestens dreißig Riesenspinnen in Schach zu halten. Einer von ihnen war Torshan, er winkte sie zu sich. Sobald sie bei ihm angelangt waren, setzte Ambre zu einer Entschuldigung an:
    »Es tut uns wirklich leid, wir wollten nicht …«
    »Nicht jetzt, wir müssen weg hier!«
    Er wies ihnen den Weg durch die Fenster im ersten Stock bis zu einem breiten Balkon. Auf Höhe des Geländers schwebten mehrere Holzkabinen, die jenen ähnelten, mit denen sie aus den Abgründen des Trockenen Meeres hochgezogen worden waren. Während die Chloropanphylliker ihnen Deckung gaben, hievten sie sich ins Innere, und in weniger als einer Minute war die ganze Einheit evakuiert.
    Das Knarren der Äste, das Schwindelgefühl und

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