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Altes Herz geht auf die Reise - Roman

Altes Herz geht auf die Reise - Roman

Titel: Altes Herz geht auf die Reise - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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das gestohlene Geld, die kann sie noch nicht anwenden. Sie hat sich alles genau überlegt. Spricht sie schon jetzt davon, wird er behaupten, er hat das Geld nur zur Aufbewahrung und Ablieferung an sich genommen, da es doch in einem offenen Stall lag. Aber in drei, vier Tagen wird er das nicht mehr behaupten können. Listig mußte sie sein, die Falle war gestellt, nun kam es darauf an, daß der Fuchs auch hineinging!
    Bei dieser Fuchsfalle fiel ihr unwillkürlich das Schliekersche Eisen an der Hundehütte ein, in das Philipp geraten war. Sie sah wieder den blutigen Fuß, Fallen waren etwas Böses – aber in ihrem Entschluß machte sie das nicht wankend. Es kam darauf an, wer die Fallen stellte!
    Nun mußte er bald kommen. Sie spähte noch einmalaus dem Fenster, dann goß sie heißes Wasser in eine Wanne und begann abzuwaschen.
    Zwischendurch ging sie einmal rasch zur Kranken. Malis Gesicht war verändert, die Nase stach spitz daraus hervor, das Fleisch um den Mund war eingefallen, die geschlossenen Augen lagen tief in schwärzlichen Höhlen. Ruhelos bewegte sie den Kopf von einer zur andern Seite, dabei flüsterte sie etwas. Rosemarie mußte sich tief niederbeugen, um es zu verstehen.
    »Laß uns gehen, laß uns doch gehen, laß uns gehen«, flehte die Kranke.
    Rosemarie nahm den ruhelosen Kopf zwischen ihre Hände, er lag still, die Lippen verstummten. Aber kaum zog sie die Hände wieder fort, begannen Ruhelosigkeit und Flüstern von neuem.
    Sie kehrte in die Küche zum Abwasch zurück. Mochte es sein, wie es wollte, diese Verwandlung ihrer bösen Feindin, der scharfen, gehässigen Mali, in ein klägliches, hilfloses Geschöpf erschütterte sie.
    Rosemarie hielt gerade einen Teller in der Hand, da stand Schlieker wortlos, grußlos in der Küche und sah sie an. Sie hielt den Teller so fest, daß ihre Finger zitterten – oder zitterten sie aus einem anderen Grunde? Er trug das Bündel nicht mehr über der Schulter!
    Päule stand da und sah sie an, lange, er weidete sich an ihrem Schreck. »Hat der Doktor dir nicht gesagt, daß du bei der Mali bleiben sollst?! Willst du machen, daß du zu ihr kommst!« schalt er plötzlich. »Du, Marie«, sagte er leise und trat ganz nahe an sie heran. »Bild dir nicht ein, daß du mir jetzt, wo du so feine Freunde hast, auf der Nase tanzen kannst! Ich bin der alte und ich bleibe der alte, verstehst du?!«
    Er stand ihr so nahe, das entstellte Gesicht war kaum eine Handbreit von ihr ab, das eine Auge sah sie drohendan, das andere, fast geschlossen, spähte aus seinem Spalt, als grinste es über sie. Sie mußte den Blick senken, er irrte über seine Brust – aus der Innentasche der Joppe sah die Ecke der Geldtasche. Er hatte das Geld noch bei sich! Sie senkte rasch den Blick, um sich nicht zu verraten.
    Er sagte unzufrieden: »Der junge Kerl mag erzählen, was er will, ich weiß doch, du hast etwas, du willst etwas. Du bist nicht nur so zurückgekommen … Sieh mich an …«
    Sie sah ihn an, das böse Auge lohte.
    »Marie, merk dir eins: wenn ich hops gehe, gehst du mit hops. Dafür steht dir der Schlieker …« Er hob die Hände gegen sie, bewegte die Finger wie Krallen, dann legte er ihr die Finger um den Hals. »So halte ich dich, das verstehst du doch, ja? Immer halte ich dich so, den Fingern entgehst du nicht, Marie!«
    Die beiden Daumen drückten auf ihren Kehlkopf, leicht, stärker, Rosemarie starrte ihn an. »Nicht schreien«, dachte sie. »Nur nicht schreien«, dachte sie, »er droht ja nur.«
    Draußen sang der Motor eines Autos näher und vorbei. »Der Doktor hat ihn abgefangen und ihm alles erzählt«, dachte sie. »Keinen Freund habe ich.« Der Druck wurde fast unerträglich, der Atem fing an, in der Kehle zu rasseln. »Ob er ihm auch gesagt hat, daß ich am Waldhaus war? Dann bin ich verloren!«
    »So, nun weißt du Bescheid«, sagte Schlieker, zufrieden mit dem Schreckenausdruck ihres Gesichtes, und ließ sie plötzlich los. »Rein zur Mali! Essen? Heute gibt es kein Essen.«
    Leise schlich sie an das Bett der Kranken, setzte sich auf den Stuhl neben sie. Mali lag jetzt still, sie schien zu schlafen. Rosemarie saß neben ihr, unendlich langsam verging die Zeit, unendlich dauerte es, bis die Sonne in die Ecke des Fensters gewandert war. Dann fing sie langsam an, ihr Strahlenbündel über den Fußboden zu breiten …
    Schlieker spukte im Haus, in ihrer Stube, an ihren Stubenfenstern. Leise, leise, auf Strümpfen schlich sich Rosemarie von Zeit zu Zeit an die Tür, spähte

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