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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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hatte, aber es beruhigte sie, es noch einmal aus seinem eigenen Mund zu hören. »Man hat mir erzählt, du seiest ein Sklave gewesen«, sagte sie.
    »Das ist richtig. Und der Mann, dem ich gehörte, war nicht etwa ein Nomade, sondern der verfluchteste Sohn einer guten Mutter, der jemals auf dem Körper der Göttin Erde gewandelt ist. Ich war Sklave von Garash, dem sogenannten Urknat von Shamban, Bruder unserer lieben Königin, ein Schurke, der es nicht einmal verdient, ihr die Füße zu waschen. Ich und vier andere, aber wir sind jetzt alle wieder frei. Der alte Nikhan hatte Stavan aus Shara versprochen, die Sklaverei zu verbieten. Vielleicht hast du schon einmal von Stavan gehört, dem Sohn des Großen Häuptlings, der Königin Marrah von Shara zur Ehefrau genommen hat?«
    Was für ein Witz, dachte Luma, mich zu fragen, ob ich schon einmal von Stavan gehört habe! Ihrer Mutter hätte es sicherlich nicht gefallen, zu hören, daß sie »zur Ehefrau genommen« wurde, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, den alten Mann zu korrigieren. »Ja«, erwiderte sie. »Ich habe von Stavan gehört.«
    »Gut. Also, Stavan nahm Nikhan das Versprechen ab, daß es niemals Sklaven in Shamban geben würde; und man kann über Nikhan sagen, was man will, aber seine Versprechen hat er immer gehalten. Kurz vor seinem Tod erklärte er den Shubhai, daß er in den Himmel gehen würde, um ein Gott Han zu werden, und daß er aus den Wolken heruntergreifen und ihre Penisse wie alte Karotten verschrumpeln lassen würde, wenn sie es jemals wagen sollten, gegen die Mutterleute zu kämpfen oder Sklaven zu halten.«
    Der Goldschmied kicherte. »Die Drohung hat gewirkt! Aber der schweineschnäuzige Garash der Gierige glaubte nicht daran, daß ein betrunkener alter Nomade wie Nikhan irgend jemand verfluchen könnte, wenn er erst einmal tot war. Und so ritt Garash, noch bevor Nikhans Leiche kalt war, nach Westen, um mit den Waldnomaden zu feilschen. Er brachte vier Sklaven zurück – einer davon war ich –, sperrte uns ungefähr einen halben Tagesritt von Shamban entfernt in einer fensterlosen Hütte ein und zwang uns, Handelswaren für ihn herzustellen.« Der alte Mann streckte den Arm aus und berührte die goldenen Sonnenräder mit einer Fingerspitze, und Luma sah, daß seine Hand zitterte.
    »Damals machte ich diese Ohrringe und ritzte den Hilfeschrei in ihre Rückseite, aber bis sie schließlich in deinen Besitz gelangten, brauchten wir zum Glück keine Hilfe mehr, weil die Shubhai uns befreit haben. Garash privates Sklavenlager sollte ein Geheimnis bleiben, aber natürlich kamen die Halaka dahinter. Eines Nachts tauchte ein Kriegerverband auf, tötete die Verräter, die Garash zu unserer Bewachung eingestellt hatte, und spießte ihre Köpfe auf Speere auf. Als Garash am nächsten Morgen angeritten kam, zogen sie ihn nackt aus, prügelten ihn grün und blau und erklärten ihm, sie würden ihm bei lebendigem Leib das Fell abziehen, wenn er jemals wieder einen Sklaven hielte. Dann banden sie ihm ein Seil um den Hals und trieben ihn wie ein Schaf nach Shara zurück. Wenn er nicht der Bruder der Königin wäre, hätten sie ihn umgebracht. Ich muß schon sagen, ich habe es sehr genossen, meinen ehemaligen Gebieter durch das Tor humpeln zu sehen, während seine behaarten Eier im Wind hin- und herbaumelten.«
    »Dann gibt es also keine Sklaven mehr in Shamban?«
    »Hier nicht, nein, und es wird wohl auch keine geben, solange die Shubhai innerhalb unserer Mauern leben. Aber Garash, verflucht sei sein Name, handelt noch immer mit Waren, die in Sklavenarbeit hergestellt werden. Der einzige Unterschied ist, daß er jetzt keine Sklaven mehr kauft, um sie für sich arbeiten zu lassen, sondern seine Becher, Decken und Ohrringe und dergleichen von den Waldnomaden bezieht und die Waren nach Süden verschifft. Dagegen haben die Shubhai nichts einzuwenden. Außerdem behauptet Garash immer, daß die Waren, mit denen er handelt, nicht von Sklaven hergestellt werden, sondern von freien Männern und Frauen. Jeder in Shamban weiß, daß das eine Lüge ist, und das ist auch der Grund, warum nicht einmal seine eigene Schwester mehr mit ihm spricht.«
    Der Moment, auf den Luma so ungeduldig gewartet hatte, war gekommen. Sie wagte kaum zu sprechen. Kandar hatte ihr einen Teil der Geschichte erzählt, jedoch nicht alles, weil er wollte, daß sie sich selbst ein Urteil bildete.
    »Wo bekommen die Waldnomaden die Waren her, mit denen sie Tauschhandel treiben? Werden sie

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