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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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seiner Tunika schnitt und ihn nur leicht am Arm streifte. Aber sie hatte keine Gelegenheit, noch einmal zuzustechen. Mit einem zornigen Aufschrei wirbelte der Krieger herum und versetzte ihr einen so harten Schlag, daß sie durch die Luft flog und mit voller Wucht gegen eine Eiche prallte. Einen Moment lang lag sie reglos da und rang keuchend nach Atem, zu erschrocken und durcheinander, um sich zu rühren. Dann sah sie, wie er auf sie losging. Alles schien wie im Zeitlupentempo zu geschehen: Sie hatte noch Zeit, seinen erhobenen rechten Arm zu sehen, die scharfe Schneide seiner Feuersteinklinge, das Weiße seiner Augen und seinen weit geöffneten Mund, als er einen wilden Schlachtruf ausstieß.
    Eine Sekunde bevor er zum tödlichen Stoß ausholte, rollte sie sich blitzschnell zur Seite, so daß er sie verfehlte, und sich die Spitze seines Dolches in den Erdboden bohrte. Es gab ein Knirschen wie von zermahlenen Knochen, und die Klinge zerbrach. Luma erhob sich schwankend auf die Knie, ihren eigenen Dolch in der Hand. Ihr rechter Knöchel war verdreht und brannte so höllisch, als wäre sie in ein Becken mit glühenden Kohlen getreten, aber sie spürte den Schmerz kaum.
    »Kämpf, du Feigling! « zischte sie.
    Obwohl der Krieger jetzt unbewaffnet war, hätte ihr Dolch ihr nicht viel genützt. Seine Beine waren so viel länger als ihre Arme, daß er ihr mühelos mit einem Fußtritt den Schädel hätte eintreten können; doch bevor er sie ein zweites Mal attackieren konnte, griff Keshna in den Kampf ein.
    Sie fiel ihn von hinten an, genau wie Luma es getan hatte, aber er mußte sie aus den Augenwinkeln gesehen haben, denn in genau der Sekunde, als Keshna sich mit einem Satz auf ihn stürzen wollte, wirbelte er herum und packte ihren Arm. Die beiden standen da und starrten sich zähnefletschend an, während er ihr gewaltsam den Dolch zu entreißen versuchte. Aber so leicht gab Keshna sich nicht geschlagen. Sie wußte, er war wesentlich stärker als sie, deshalb gab sie ein klein wenig nach, statt gegen ihn zu kämpfen, und brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht; dann versetzte sie ihm einen harten Tritt in die Geschlechtsteile.
    Der Krieger brüllte laut auf vor Schmerz und Wut und ließ sie los. Sie versuchte, mit ihrem Dolch nach ihm auszuholen, doch inzwischen hatte er sich schon wieder auf sie gestürzt, so daß sie ihn nur mit der Klinge an der Wange streifte. Er packte Keshna am Nacken, schüttelte sie wie einen jungen Hund, warf sie zu Boden, pflanzte seinen Stiefel auf ihr Handgelenk und trat ihr den Dolch aus der Hand. Bevor sie wieder aufspringen konnte, kniete er auf ihr und riß ihre Waffe an sich.
    Verzweifelt schleuderte Luma ihren Dolch nach ihm und verfehlte prompt ihr Ziel. »Du darfst sie nicht töten!« schrie sie auf Hansi. Sie versuchte mit aller Macht, zu Keshnas Rettung zu kommen, aber ihr verletzter Knöchel knickte unter ihr weg.
    Der Krieger hielt Keshna drohend die Dolchklinge an die Kehle. »Wer bist du, und für wen spionierst du? Los, sag es mir, und zwar schnell. Ich möchte wissen, wen ich zu Gott Han schicke.«
    »Ich bin Keshna, Tochter von Arang, Sohn von Achan, Sohn von Zuhan, dem größten Häuptling, den die Hansi jemals hatten, du elender Hurensohn! « erklärte Keshna mit wild überschnappender Stimme – ein Zeichen dafür, daß sie alle Hoffnung aufgegeben hatte und sich auf den Tod vorbereitete. »Meine Mutter ist Hiknak, Tochter von Fershan, Häuptling der Tcvali. Wenn du es wagst, mich zu töten, werden die Krieger meines Onkels Stavan dich zur Strecke bringen und dir deine kümmerlichen Eier abschneiden und ...«
    »Bei der Alten Göttin persönlich!« unterbrach der Krieger sie. »Du bist tatsächlich Keshna! Du mußt es ganz einfach sein! Keine andere Frau würde unentwegt weiterquatschen, während ihr jemand die Kehle durchzuschneiden droht!« Er riß Keshna mit einem Ruck auf die Füße und umarmte sie. Keshna stieß einen Krächzlaut aus wie eine Krähe, die getreten worden war, und versuchte den Krieger zu beißen; aber noch bevor sie ihre Zähne in seinen Hals graben konnte, hielt er sie auf Armeslänge von sich weg und preßte ihr die Arme an den Körper.
    »Du siehst ja schrecklich aus, Keshna. Was ist mit deinem Haar passiert?«
    »Laß mich los, du schweinsgesichtiger, widerwärtiger, scheiße-fressender ...«
    »Keshna!« schrie Luma. »Er spricht Sharanisch!«
    Als der Krieger Lumas Stimme hörte, ließ er Keshna abrupt los und rannte zu Luma. Er hockte sich

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