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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Marrah und Hiknak sich allmählich Sorgen; und als zuerst Ceathur und dann Breng allein ins Dorf zurückkehrten, liefen sie den jungen Männern entgegen, um zu erfahren, wo ihre Töchter blieben.
    Es gab nicht viel zu erfahren. Ceathur erklärte, Luma sei aufgestanden, während er noch schlief, und er habe keine Ahnung, wo sie hingegangen sei. Und Breng wiederholte immer nur, er habe mit Keshna die wundervollste Liebesnacht seines Lebens verbracht und es sei ihre Privatangelegenheit, wo immer sie jetzt auch sein mochte.
    »Ich bin sicher, die beiden führen wieder irgend etwas im Schilde«, sagte Hiknak.
    »Sei nicht albern«, erwiderte Marrah. »Was könnten sie denn auf Alzac schon groß anstellen?« Das war eine verhängnisvolle Frage, denn sie gab beiden Müttern zu denken, und je länger sie darüber nachdachten, desto größer schien ihnen die Anzahl der Möglichkeiten, Unfug anzustellen. Inzwischen hatte sich die Nachricht, daß Luma und Keshna nicht zurückgekehrt waren, herumgesprochen, und die Dorfbewohner versammelten sich in besorgten Grüppchen vor Marrahs Haus. Als Stavan hinausging, um seine Morgenmahlzeit einzunehmen, geriet Marrah, die den Verlust ihres Sohnes niemals ganz verwunden hatte, allmählich in Panik.
    »Beruhige dich«, sagte Stavan beschwichtigend. »Es gibt keine wilden Tiere auf der Insel. Die See ist heute morgen so glatt und ruhig, daß selbst ein Zweijähriger nicht darin ertrinken könnte, und Luma und Keshna sind gute Schwimmerinnen. Und was Nomaden angeht – falls es irgendwelche Stoßtrupps südlich von Shara gäbe, dann hätten die Schlangen sie entdeckt, und Arang hätte uns eine Nachricht zukommen lassen.«
    »Aber ich höre Pferde«, erwiderte Marrah beharrlich. »Hör doch!«
    Stavan war die längste Zeit seines Lebens Krieger gewesen. Hätte Marrah die Bemerkung, sie höre Hufschlag, irgendwo gemacht, wo ein Nomadenüberfall auch nur entfernt im Bereich des Möglichen lag, hätte er sofort reagiert und blitzschnell seinen Dolch aus der Scheide gezogen. Statt dessen seufzte er nur und küßte sie auf die Wange. »Das bildest du dir nur ein, mein Liebling. In den Gesegneten Ländern gibt es keine Pferde, und hat es auch nie welche gegeben. Wir sind nicht in Shara, sondern auf der Insel Alzac, ringsum von schützendem Wasser umgeben. Kein Pferd könnte bis hierher schwimmen.«
    Er hatte seine beruhigenden Worte noch kaum ausgesprochen, da ertönte plötzlich ein Krachen, und sämtliche Anwesenden erstarrten vor Schreck. Irgendwo trommelten die Hufe großer, schwerer Tiere auf den Erdboden, und diese Tiere näherten sich in schnellem Trab.
    »Und wie nennst du das?« rief Marrah alarmiert. »Hört sich das vielleicht nach Wild an?«
    Driknak umklammerte Marrahs Hände und lachte nervös. »Das ist doch nur ein Jux, Mutter!« rief sie. »Gleich werden Luma und Keshna aus dem Wald kommen und hohle Steine gegeneinanderschlagen.«
    »Das ist kein Jux!« brüllte Stavan und zog seinen Dolch. »Das ist ein Überfall! Greift zu allem, was sich als Waffe verwenden läßt! Geht in Deckung!« Driknak, Marrah, Hiknak und die anderen Sharaner in der Menge vor dem Haus rannten davon und flüchteten in jede Ecke, die ihnen vielleicht Schutz bot, aber die Inselbewohner, die niemals die ungeheure Brutalität eines Nomadenüberfalls erlebt hatten, standen einfach nur da und lauschten auf den näherkommenden Hufschlag – wie Vogeljunge, die reglos darauf warteten, von einem Habicht gepackt zu werden. Wenn es sich wirklich um einen feindlichen Überfall gehandelt hätte, wären die Alzacaner auf der Stelle massakriert worden.
    Das rhythmische Stampfen kam unaufhaltsam näher. Plötzlich sprengten zwei Pferde aus dem Wald, prächtige Stuten, die eine fast weiß, die andere von einem hellen Braun. Grüne Perlen und Streifen von rotem Leinen waren in ihre Mähnen und Schweife geflochten, ihr Fell war gestriegelt worden, bis es glänzte, ihre Hufe mit Bienenwachs poliert. Die Pferde galoppierten, eine dicke Staubwolke aufwirbelnd, geradewegs auf Marrahs Haus zu, während Dorfhunde hysterisch bellten und die Inselbewohner vor Angst und Verwunderung aufschrien.
    Marrah schrie ebenfalls, aber nicht wegen der Pferde. Sie brüllte die beiden Reiterinnen an. Die jungen Frauen waren ihr sehr vertraut – nur allzu vertraut –, und sobald Marrah sie erblickte, wußte sie, daß man sich über sie hinweggesetzt hatte. »Was im Namen der Göttin Erde denkt ihr euch eigentlich dabei! « schrie sie. »Was

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