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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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fällt euch Mädchen ein, Pferde auf diese Insel zu bringen!«
    Weder Luma noch Keshna hörten sie – oder sie hörten sie sehr wohl und stellten sich taub. Sie saßen entspannt und selbstsicher auf dem Rücken der Stuten und ritten sie mit einer Geschicklichkeit, die vom monatelangen heimlichen Üben kam. Die beiden waren wie Schlangenkrieger gekleidet, zumindest soweit Keshna sich erinnern konnte und es die Möglichkeiten auf der Insel erlaubten. Ihre Beinlinge waren aus Leder, um zu verhindern, daß spitze Dornen ihre Haut aufrissen, wenn sie Nomadenüberfallkommandos zu Pferd verfolgten; ihre Stiefel waren robust und dick besohlt für den Fall, daß sie absitzen und sich im Nahkampf verteidigen mußten. Wie alle Frauen, die mit dem Verband der Schlangen ritten, hatten sie ihre Brüste umwickelt, um sie zu schützen, ihr Haar zurückgekämmt und zu einem festen Zopf geflochten, damit es nicht in die Augen fiel, und ihr Gesicht und die Schultern mit den heiligen roten Dreiecken von Batal bemalt. Sie trugen beide einen Dolch an der Taille und hielten einen langen Speer in der Hand, sie hatten sich Köcher mit Pfeilen so umgebunden, daß sie ihn leicht erreichen konnten, und trugen einen Bogen quer über der Brust.
    In den Augen der unerfahrenen Alzacaner mochten die Bögen vielleicht beeindruckend aussehen, aber Keshna und Luma waren alles andere als glücklich damit. Die Schlangen kämpften gewöhnlich mit Verbundbögen in der lippenartigen Form, die die Nomaden zum Töten und Abschlachten perfektioniert hatten. Die meisten dieser Rukhaks oder »sirrenden Bögen« hatte man unter großen Gefahren dem Feind gestohlen, obwohl jetzt auch in einigen Dörfern Bögen dieser Art hergestellt wurden. Die sirrenden Bögen der Nomaden waren eine sehr viel tödlichere Waffe als die einfachen Bögen, die den Mutterleuten zur Jagd auf Wild dienten. Jemand, der mit der Waffe richtig umgehen konnte, konnte einen feindlichen Krieger mit einem Pfeil durchbohren, ohne sich aus der Deckung des Waldes hervorwagen zu müssen. Aber südlich von Shara gab es keine sirrenden Bögen, und jedesmal wenn Luma und Keshna versucht hatten, einen zu bauen, war das Ergebnis ein ziemlich seltsam anmutendes, verdrehtes Ding gewesen, mit dem man nicht einmal einen Spatzen hätte töten können. So kam es, daß – als sie jetzt aus dem Wald herausgaloppierten und in Alzac einritten, um ihren Müttern zu trotzen und das ganze Dorf zu schockieren – der Stolz der beiden jungen Frauen ein wenig unter der Tatsache litt, daß sie notgedrungen mit gewöhnlichen Jagdbögen bewaffnet waren.
    In einem Anfall von Draufgängertum ritten sie viel zu nah an die Menschenmenge heran und zügelten ihre Stuten erst im allerletzten Moment. Muscheln flogen in alle Richtungen, und Lumas Pferd bäumte sich laut schnaubend auf. Die Inselbewohner rannten in Panik auseinander, doch Marrah, Hiknak und Stavan rührten sich nicht von der Stelle. Einen Moment lang herrschte Schweigen, während Luma und Keshna trotzig die drei Menschen anstarrten, die sie aufgezogen hatten und ihnen seit dem Tag, als sie zur Welt gekommen waren, nichts als Liebe entgegengebracht hatten.
    Schließlich brach Luma das angespannte Schweigen. »Mutter«, begann sie, »jetzt, wo Keshna und ich Frauen sind, werden wir in den Norden gehen, um gegen die Nomaden zu kämpfen. Wir haben vor, uns Ranala und den Schlangen anzuschließen, wenn sie uns haben wollen, und wir möchten deinen und Hiknaks Segen, weil Frauen, die nicht von ihren Müttern gesegnet wurden, kein Glück im Kampf haben, und wir werden alles Glück brauchen, das wir kriegen können.« Sie fragte Marrah nicht, ob sie nach Shara gehen dürfe, und sie entschuldigte sich auch nicht dafür, daß sie Pferde auf die heilige Insel gebracht hatte, obwohl Marrah dies ausdrücklich verboten hatte, aber sie bat um den Segen ihrer Mutter. Als Marrah hörte, daß ihre Tochter um den Kuß bat, der ihr Glück bringen würde, verrauchte ihr Zorn, und die wütenden Worte, die sie gerade hatte sagen wollen, erstarben auf ihren Lippen. Sie blickte Luma an und sah das Baby, das sie gestillt hatte, und das Kind, das sie mit aller Macht zu schützen versucht hatte, und Stolz und Verzweiflung wallten in ihr auf. Stolz, weil Luma so überzeugt und zuversichtlich wirkte, und Verzweiflung, weil sie alles gegeben hätte, um ihre Tochter nicht als Kriegerin gekleidet sehen zu müssen.
    »Luma, bitte tu das nicht! Wirf dein Leben nicht weg! Ich habe mir immer

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