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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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nehmen und das Lagerfeuer zu löschen. Die Flammen verlöschten mit einem Zischen aus Dampf und Rauch, da aber das Feuer der Frauen auf der anderen Seite des Lagers noch immer brannte, boten die elf Krieger eine perfekt beleuchtete Zielscheibe für die Pfeile der Sumpfnomaden. Es waren Versehen wie dieses, die Lrankhan zu einem so mittelmäßigen Häuptling machten.
    »Macht euer Feuer aus! « schrie er die Frauen an. »Und verzieht euch in die Zelte und bleibt dort! « Gewöhnt an die Gefahr plötzlicher Angriffe, hatten die Frauen das Feuer erstickt, bevor er zu brüllen aufgehört hatte. Sie flüchteten, ihre Kinder hinter sich her-zerrend, zu den Zelten, warfen die Kleinsten auf den Boden und häuften Teppiche über sie, um sie vor verirrten Pfeilen zu schützen.
    Einen Moment lang war es im Lager so still, daß die Krieger das Knistern der Asche in dem erloschenen Feuer hören konnten. Dann drangen von der gegenüberliegenden Seite des Flusses die lieblichen Klänge einer Flöte aus der Dunkelheit herüber. Ganz plötzlich hörte man Kupferglöckchen klingeln, und in den Tiefen des Waldes leuchtete ein Licht auf. Sobald die Glöckchen klingelten und das Licht erschien, begannen sämtliche Hunde im Lager zu bellen.
    »Geister «, murmelte einer der Krieger und machte mit Daumen
    und Zeigefinger das Sonnenzeichen, um Unheil abzuwehren.
    »Red keinen Unsinn! « knurrte Lrankhan. Er hatte die Belagerung von Shara überlebt und den schrecklichen Schlangenvogel gesehen, er konnte echte Geister von falschen unterscheiden. Dort draußen war irgendein ganz gewöhnlicher Mensch mit einer brennenden Fackel.
    Der Nachtwind trug die an- und abschwellenden Klänge der Flötenmusik herüber.
    »Holt die Pferde«, befahl er. Die fünf Jungen rannten davon und kehrten wenig später, die Schlachtrösser am Zügel mit sich führend, zurück. Lrankhan schwang sich auf sein Pferd – einen temperamentvollen rotbraunen Wallach mit schwarz angelohten Ohren – und bedeutete seinen Männern, das gleiche zu tun.
    Inzwischen war offensichtlich, daß sich jemand dem Lager näherte. Das Licht bewegte sich langsam zwischen den Bäumen hindurch und warf im Näherkommen ein gitterförmiges Muster sich bewegender Schatten auf den Boden. Wieder ertönte das gedämpfte Klirren von Kupferglöckchen, und gleich darauf kam der Reiter aus dem Wald. Er zügelte seine Stute am Ufer des Flusses, erhob sich geschmeidig auf die Füße und stand aufrecht im Sattel, während er die Fackel hoch über den Kopf hielt.
    Die Krieger schnappten überrascht nach Luft. Der fremde Reiter war eine Frau! Und was für eine Frau! Trotz der Kälte war sie vollkommen nackt – bis auf einen dünnen weißen Umhang, der offen hinter ihr flatterte, und einen Rock aus Perlenschnüren, der provozierend um ihre bloßen Hüften schwang. Sie trug silberne Armbänder und silberne Halsketten, die im Fackelschein glitzerten, und auch ihr Haar glitzerte, gestärkt wie das Haar einer Nomadenbraut und mit schimmerndem Silberpuder bestäubt. Aber sie war keine Braut. Diese Frau war für Wildheit erschaffen: drall und rundlich wie eine Taube, mit kleinen Händen und Füßen und hochangesetzten, vollen Brüsten, die zu liebkosen jeder Mann bereitwillig zwanzig Pferde gegeben hätte. Es gab nicht einen unter den Kriegern, der bei ihrem Anblick nicht gefühlt hätte, wie die Glut des Verlangens in seinen Lenden pulsierte, doch sie bot ein solch seltsames Bild, wie sie dort nackt im Fackelschein stand, daß die Männer im ersten Moment nur reglos auf ihren Pferden saßen und sie angafften wie grüne Jungen.
    »Tapfere Krieger«, rief sie in perfektem Hansi, und ihre Stimme war ebenso süß und melodisch wie die Flötenmusik, die ihren Ritt begleitet hatte. »Ich bin gekommen, um einen richtigen Mann zu finden. Ich verzehre mich nach einem Mann, der die Kraft eines Stieres hat, einem Mann, der wie ein Hengst gebaut ist, einem Mann, der mich ...« Sie sagte derart obszöne Dinge, daß die Krieger kaum ihren Ohren trauten. Keine ihrer eigenen Frauen hätte es gewagt, solche Worte in den Mund zu nehmen. »... gibt es unter euch einen Mann, der glaubt, er kann mich befriedigen?«
    » Ja, ich! « brüllten mehrere der Krieger.
    »Komm näher! « riefen andere.
    Die Frau lächelte nur verführerisch und warf ihnen eine Kußhand zu. »Kommt her und holt mich, wenn ihr mich wollt! « rief sie. Dann warf sie ihre Fackel in den Fluß, ließ sich in den Sattel fallen, zog ihre Stute Richtung Wald herum

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