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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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da sie oft von Frauen gefüttert wurden und unter dem Schnee keine getrockneten Äpfel mehr zu finden waren, stampften sie nur mit den Hufen und ließen ihren Atem in der frostkalten Luft dampfen.
    Die Pferde rochen die Furcht der Frauen, aber ihre Stimmen und ihre Berührungen waren sanft. Sie näherten sich Lrankhans Wallach und sprachen leise und beruhigend auf ihn ein; sie tätschelten die Stuten und streichelten die Nasen der anderen Tiere. Bevor die Krieger geflohen waren, hatten sie ihren Pferden sämtliches Geschirr abgenommen. Nicht ein einziger Sattel oder Zügel war zurückgeblieben. Aber die Frauen waren darauf vorbereitet. Sie griffen in ihre Ledertaschen und holten neue Halfter hervor. Die Halfter waren simple Gebilde aus geflochtenem Hanf, doch die Pferde erkannten sie als das, was sie waren, und blieben ruhig stehen, als die Frauen sie ihnen über die Köpfe streiften. Sie mochten Halfter, weil sie keine harten Backenriemen hatten, die kratzten und scheuerten, und kein knöchernes Gebiß, das an ihrem empfindlichen Maul zerrte.
     
    Man sollte eigentlich meinen, zwei junge Frauen, die es gerade geschafft hatten, einem nomadischen Kriegerverband sechs perfekt abgerichtete Schlachtrösser zu stehlen – und zwar direkt vor der Nase ihrer Besitzer –, würden auf kürzestem Weg nach Shara zurückreiten, um die Tiere im Triumph durch die Straßen zu führen, aber Luma und Keshna wandten sich nach Norden und bahnten sich einen Weg durch ein Labyrinth kleiner Pfade. Der unbesiedelte Zustand der Landschaft machte es zu gefährlich, den alten Handelsstraßen zu folgen. Es wäre doch wirklich traurig gewesen, wie Luma betonte, wenn Keshnas brillanter Plan damit geendet hätte, daß sie die Pferde – und obendrein ihr eigenes Leben – verloren, nur weil sie es zu eilig hatten, um den langen Umweg zu nehmen.
    Es war Luma, die für eine langsame und vorsichtige Rückkehr nach Shara plädierte; Luma, die verlangte, daß sie die Pferde gut versteckt zurückließen und die Pfade zuerst zu Fuß auskundschafteten, sobald sie ein Geräusch hörten, das sie nicht identifizieren konnten. Obwohl Keshna anfangs über Lumas Vorsicht spottete, lernte sie sie bald schätzen. Dank Luma gelangten sie sicher durch den Wald. Zweimal sahen sie in einiger Entfernung Nomadenstoßtrupps vorbeireiten, aber die Nomaden bemerkten sie nicht –was ein Glück war, wenn man bedachte, wie unzureichend sie bewaffnet waren.
    Sie hatten Shara in dem Entschluß verlassen, mit Schlachtrössern und Waffen zurückzukehren. Schlachtrösser hatten sie jetzt, aber sie trugen immer noch die Jagdbögen, die sie aus dem Lagerraum in Marrahs Mutterhaus entwendet hatten. Die kleinen Äxte, die in ihren Gürteln steckten, waren dafür konstruiert, Feuerholz zu zerhacken, und ihre Steinmesser – völlig sinnlos, auch nur so zu tun, als ob es »Dolche« wären –waren eher zum Zerschneiden von Seilen und zum Öffnen von Muschelschalen zu gebrauchen als zum Kämpfen.
    Keshnas ursprünglichem Plan zufolge hätten sie sich mitten in der Nacht in ein Nomadenlager geschlichen und heimlich die benötigten Waffen gestohlen; aber Luma hatte Keshna davon überzeugen können, daß ein solcher Überfall der reinste Selbstmord wäre. Sie erklärte ihr, sie habe einen viel besseren Plan: einen, der idiotensicher war und absolut gefahrlos. Als Keshna ihn hörte, grinste sie und schlug Luma anerkennend auf den Rücken.
    »Natürlich«, hatte sie gesagt. »Natürlich. Das ist eine großartige Idee!« Danach war sie jedoch leicht eingeschnappt gewesen. Keshna liebte Luma, aber eigentlich war sie doch diejenige, die die Pläne entwickelte, und sie mochte es einfach nicht, wenn Luma sie ausstach.
    Bei Lumas Plan mußten sie unter anderem eine Stelle im Wald finden, die bestimmte Bedingungen erfüllte. Man konnte unmöglich im voraus wissen, wo sie eine solche Stelle finden würden, aber irgendwo entlang der Route, auf der Vlahans Männer nach der Belagerung von Shara zurück in die Steppe geflohen waren, mußte es eine solche Stelle geben. Vlahans zu Tode verängstigte Krieger waren weder den häufig benutzten Wegen gefolgt, noch hatten sie es gewagt, offen am Strand entlangzureiten. Sie waren in Deckung geblieben und über ein Netz von schmalen Nebenpfaden nach Norden geflohen, einige davon nicht breiter als Kaninchenfährten. Deshalb ritten Luma und Keshna in nördlicher Richtung und suchten nach irgendeinem Hinweis auf jene Wochen der Panik, die auf den Fluch des

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