Althalus
kuriert das Buch dich ja davon, wenn wir erst im Haus sind.« Da fiel Althalus plötzlich etwas ein. »Studierst du immer noch jede Nacht die Sterne, Bheid?« Er bemühte sich, die Frage beiläufig klingen zu lassen.
»Reine Gewohnheit, nehme ich an. Aber so ganz kann ich die Vorstellung nicht abschütteln, dass die Sterne unser Schicksal bestimmen.«
Althalus zuckte die Schultern. »Es ist ein sauberes, billiges Steckenpferd. Beobachte die Sterne ruhig, soviel du willst. Du solltest besonders auf den Nordhimmel achten. Er könnte in Kürze eine Überraschung für dich bereithalten.«
»Ich bin sehr vertraut mit dem nördlichen Himmel, Althalus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mir viel Neues zu bieten hat.«
»Wir werden sehen.« Althalus blickte blinzelnd nach Südwes ten. »Es wird Zeit, nach einem Lagerplatz Ausschau zu halten. Die Sonne geht bald unter.«
Sie erreichten den »Rand der Welt« etwa zwei Tage später.
»Wie könnt Ihr geglaubt haben, dass die Welt hier endet?«, wollte Andine von Althalus wissen. »Seht Euch doch nur die vielen weißen Berge dort an.«
»Sie waren damals noch nicht da, kleine Hoheit.«
»Ich habe Euch doch gebeten, mich nicht so zu nennen. Ihr braucht mich nicht zu erinnern, was für ein dummes Ding ich einmal war!«
Sie schlugen ihr Lager bei dem toten Baum an Rand der Welt auf
und Althalus beschwor Fisch zum Abendessen herbei.
»Schon wieder Fisch?«, murrte Gher.
»Wir müssen Emmy bei Laune halten, Gher«, erklärte Eliar.
»Außerdem ist Fisch wirklich sehr gesund.« »Warum hast du es ihnen nicht gesagt, Schatz?«, fragte Emmy stumm. »Ich möchte ihnen die Überraschung nicht verderben, Kätzchen.«
»Du bist kindisch.«
Althalus zuckte die Schultern. »Das fortschreitende Alter, zweifellos. Bitte misch dich nicht ein. Ich will ihre Gesichter sehen, wenn es soweit ist.«
»Wann wirst du je erwachsen, Althalus?«
»Nie, hoffe ich.«
»Eliar« ,bat Althalus nach dem Abendessen. »Wie wär's, wenn du und Gher noch ein wenig Brennholz sammeln würdet? Wir werden es am Morgen brauchen.«
»Ist gut.« Der junge Arumer stand auf. »Komm mit, Gher.«
Die beiden gingen über den schmalen Grasstreifen zu einem kleinen Gehölz mit verkrüppelten Bäumen. Kurz darauf gellte Ghers Stimme: »Althalus, der Himmel brennt!«
»Na so was«, meinte Althalus. »Man stelle sich vor.« »Das war grausam, Althalus«, wies Leitha ihn zurecht. »Warum habt Ihr ihnen nicht vom Nordlicht erzählt?« »Ich dachte das Himmelsfeuer würde ihnen größere Freude bereiten, wenn sie es selbst entdecken.«
Natürlich gingen sie nun alle, um es sich anzusehen. Gottes Feuer leuchtete in dieser Nacht besonders prächtig; es schimmerte und pulsierte in großen wogenden Wellen am Nordhimmel.
»Was ist das?«, rief Andine mit ängstlicher Stimme.
»Es hat viele Namen«, antwortete Leitha, »und die Menschen haben viele Erklärungen dafür. Einige sind sehr weit hergeholt, und immer scheint Religion eine gewisse Rolle zu spielen.«
Bheid starrte offenen Mundes auf das ungewöhnliche Feuer im Norden. »In welchem astrologischen Haus würdest du das ansetzen, Bheid?«, fragte Althalus hinterhältig.
»Ich - ich könnte es nicht sagen. Es bewegt sich!«
»Meinst du, es ist ein Omen?«
»Er hänselt dich nur, Bheid«, beruhigte Leitha den jungen Pries ter. »In Nordkweron achtet niemand mehr auf diese Lichter.« »Sie sind über den ganzen Norden verteilt?« Bheids Stimme zitterte. »Offenbar. Ich hatte keine Ahnung, dass man sie hier ebenso
wie in Kweron sehen kann.«
»Brennt dieses Licht jede Nacht?«
»Wenn es bewölkt ist, kann man es nicht so gut sehen. Und zu
bestimmten Jahreszeiten ist es viel besser sichtbar.« »Ihr habt davon gewusst, Althalus, nicht wahr?«, sagte Bheid vorwurfsvoll.
»Ich war ziemlich sicher, dass wir dieses Himmelsschauspiel erleben würden. Als ich es das erste Mal sah, fand ich es recht interessant.« Da entsann er sich etwas, an das er seit langer Zeit nicht mehr gedacht hatte. »Ich war auf dem Weg zum Haus am Ende der Welt, um das Buch zu stehlen, als ich es das erste Mal sah. Damals war ich sehr abergläubisch und überzeugt davon, dass Gott mich damit warnen wollte, es nicht zu tun. Eines Nachts ging ich zum Rand der Welt und blickte darüber. Der Mond war aufgegangen und unterhalb des Randes befanden sich Wolken. Ich legte mich ins Gras und beobachtete, wie der Mondschein und Gottes Feuer oben auf diesen Wolken ihr Spiel trieben. Es war das
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