Althalus
sann er darüber nach, wie dumm er soeben gehandelt hatte, aber auf seltsame Weise er schien es ihm passend, da es seine Meinung über die Zivilisation beinahe vollkommen zum Ausdruck brachte. Und dieser Aberwitz bewirkte, dass er sich besser fühlte.
Doch das Kleiderbündel unter dem Arm wurde ihm allmählich lästig. Er zuckte die Schultern und warf es von sich, ohne nachzusehen, ob er irgendetwas davon hätte tragen können.
Wie das Glück es wollte, stand das Stadttor offen, so verließ Althalus Maghu ohne ein Lebewohl. Der Mond war fast voll und sein Schein genügte, den rechten Weg zu finden. Althalus marschierte gen Norden und fühlte sich mit jedem Schritt besser. Im Morgengrauen lag Maghu mehrere Meilen hinter ihm, und voraus sah er die schneebedeckten Gipfel Arums im Licht der aufgehenden Sonne rosig erglühen.
Es war eine lange Wanderung von Maghu zu den Hügeln, die Arum vorgelagert waren, doch Althalus schritt unverdrossen aus. Je rascher er der Zivilisation entkam, desto besser. Sein Entschluss sich ins Tiefland zu begeben, war ein gewaltiger Fehler gewesen. Nicht weil es ihm kein Geld eingebracht hatte; das hätte er wie üblich ohnehin gleich wieder ausgegeben. Was ihm an der ganzen Sache wirklich zu schaffen machte, war die offenbare Entfremdung zwischen ihm und seiner Glücksfee. Das Glück war alles, Geld nichts.
Im Spätsommer befand er sich bereits hoch in den Ausläufern des Gebirges, als er an einem goldenen Nachmittag in einer verkommenen Schenke am Weg einkehrte, nicht so sehr weil er Durst hatte, sondern aus dem Bedürfnis, sich mit Leuten zu unterhalten, die er verstehen konnte.
»Du wirst nicht glauben, wie reich er ist«, sagte ein Angetrunkener soeben zum Wirt. »Ich schätze, Gosti Fettwanst hat inzwischen den Reichtum von ganz Arum zusammengerafft.«
Das ließ unseren Dieb sofort aufhorchen. Er setzte sich in die Nähe des Angeheiterten und hoffte mehr zu erfahren. Der Wirt blickte ihn fragend an. »Was hättest du gern, Nachbar?«
»Met«, antwortete Althalus prompt. Er hatte seit Monaten keinen Met mehr genossen, da die Bewohner der Ebenen anscheinend gar nicht wussten, wie man ihn braute.
»Met.« Der Wirt kehrte hinter seine wacklige Theke zurück, um einzuschenken. »Ich wollte nicht bei eurem Gespräch stören«, entschuldigte Althalus sich bei dem Beschwipsten.
»Macht nichts«, versicherte dieser ihm freundlich. »Ich hab Arek bloß von einem Häuptling im Norden von hier erzählt, der so reich ist, dass es noch kein Wort für die Zahl der Münzen gibt, die er hortet.«
Der Bursche hatte das rote Gesicht und die blaurote Nase eines Säufers, doch Althalus interessierte sich momentan nicht für die Gesichtsfarbe des Mannes, sondern für dessen Umhang aus Wolfsfell. Wer immer diesen Umhang genäht hatte, hatte merkwürdigerweise die Wolfsohren mitverarbeitet; sie zierten jetzt die Kapuze. Althalus gefiel das sehr. »Wie heißt dieser reiche Häuptling, sagtest du?«, erkundigte er sich.
»Man nennt ihn Gosti Fettwanst -wahrscheinlich weil seine ein zige Beschäftigung das Futtern ist. Unentwegt stopft er Essen in sich rein, vom frühen Morgen bis spät in die Nacht.«
»Nach allem, was du gesagt hast, kann er sich das wohl auch leisten.«
Der Halbbetrunkene erzählte weiterhin über den Reichtum des fetten Häuptlings. Althalus täuschte reges Interesse vor und ließ sich und dem Burschen nachschenken, sobald der Becher des anderen leer war. Gegen Sonnenuntergang war der Kerl stockbesoffen, und auf dem Boden neben Althalus breitete sich eine Lache Met aus, denn er hatte seinen Becher immer wieder unauffällig ausgekippt.
Weitere Gäste kehrten nach Sonnenuntergang in der Schenke ein, und je dunkler es draußen wurde, desto lauter wurde es im Schankraum.
»Ich weiß nicht wie's dir geht, Freund«, sagte Althalus, »aber der viele Met steigt mir zu Kopf. Wie war's, wenn wir ein bisschen nach draußen gehen und uns die Sterne anschauen?«
Der Besoffene blinzelte. »Ich würd schagen, dasch isch 'ne wunnerbare Idee.« Sie standen auf, und Althalus fasste den Torkelnden am Ellenbogen.
»Vorsicht, Freund«, mahnte er und stützte ihn. »Wie war's da drüben?«
Er deutete auf einen nahen Fichtenhain.
Der Betrunkene erklärte sich mit schwerer Zunge einverstanden und taumelte auf die Fichten zu. Schwer atmend blieb er dort stehen und lehnte sich an einen Baum. »Bischschen übel«, murmelte er mit hängendem Kopf.
Althalus zog sein schweres bronzenes Kurzschwert unter
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