Althalus
dem Gürtel hervor, drehte es um und hielt es an der Klinge. »Freund?«, sagte er.
»Hmm?« Der Volltrunkene hob den Kopf, beäugte Althalus mit belämmerter Miene und stierem Blick.
Althalus schlug ihm den Schwertknauf an die Schläfe. Der Mann wurde gegen den Baumstamm geschleudert und prallte zurück, worauf Althalus ihm den Knauf auf den Schädel hieb. Der Bursche ging zu Boden.
Althalus kniete sich neben ihn und schüttelte ihn leicht.
Der Stockbesoffene fing zu schnarchen an.
»Das scheint zu genügen«, murmelte Althalus. Er legte sein Schwert zu Boden und machte sich an die Arbeit. Nachdem er dem Bewusstlosen den Wolfsfellumhang ausgezogen hatte, nahm er ihm den leider nicht sehr schweren Geldsäckel ab. Auch die Schuhe seines Saufkumpans fand Althalus nicht übel. Nach der weiten Wander schaft von Maghu herauf hing seine eigene Fußbekleidung fast schon in Fetzen, und neues Schuhwerk war sicher keine schlechte Idee. Der Schnarchende hatte auch einen fast neuen Bronzedolch unter dem Gürtel stecken, den Althalus ebenfalls brauchen konnte. Das Ganze war also wider Erwarten recht gewinnträchtig. Nachdem er den Mann tiefer in den Hain gezerrt hatte, zog er dessen schönen Umhang und die festen Schuhe an. Beinahe traurig blickte er auf sein Opfer hin unter. »So unbeschreiblich viel Reichtum! Und ich bin wieder dabei, läppische Kleider und Schuhe zu stehlen.« Er seufzte und zuckte die Schultern. »Na gut, wenn meine Glücksfee es von mir erwartet, soll es wohl so sein.« Er machte eine knappe Verbeugung vor dem Schnarchenden und verließ die Gegend. Zwar war er nicht gerade überglücklich, doch er war immerhin besserer Laune als im Tiefland.
Althalus schritt fürbass, denn er wollte bereits im Land des nächsten Stammes im Norden sein, bevor der ehemalige Besitzer seines schönen neuen Umhangs erwachte. Am Vormittag war er ziemlich sicher, dass er sich außer Reichweite seines Opfers der vergangenen Nacht befand; deshalb machte er in der Schenke einer kleinen Ortschaft Rast, um zu feiern, dass seine Glücksfee ihm offenbar wieder geneigt war. Der wolfsohrige Umhang wog zwar nicht den ganzen unerkannten Reichtum in Druigors Lagerhaus auf, war jedoch zumindest ein Anfang.
Auch in dieser Schenke erzählte gerade jemand von Gosti Fettwanst. »Ich hab von ihm gehört«, berichtete Althalus den herumlungernden Gästen. »Ich verstehe nur nicht, wie ein Stammeshäuptling zulässt, dass sein Volk ihn bei einem so beleidigenden Namen nennt.«
»Du müsstest ihn ein wenig näher kennen, um das zu verstehen«, erwiderte einer der Schenkengäste. »Natürlich hast du Recht, dass fast jeder andere Stammeshäuptling so einen Namen beleid igend fände, aber Gosti ist sehr stolz auf seine Leibesfülle. Er lacht sogar laut, wenn er damit prahlt, dass er seines Wanstes wegen schon seit Jahren nicht mehr seine Füße sehen kann.«
»Er soll sehr reich sein«, lenkte Althalus das Gespräch auf das Thema, das ihn am meisten interessierte.
»Oh, reich ist er«, bestätigte einer.
»Ist er auf Gold gestoßen?«
»So was Ähnliches. Nachdem sein Vater im letzten Stammeskrieg gefallen ist, wurde Gosti Häuptling -obwohl die meisten schon deshalb nicht viel von ihm hielten, weil er bereits damals fett war. Aber Gosti hat da einen Vetter - Galbak heißt er -, der ist sieben Fuß groß und heimtückischer als eine Schlange. Wie auch immer, Gosti wollte eine Brücke über den Fluss, der durchs Tal führt, weil es dann leichter für ihn wäre, zu Treffen mit den anderen Stammeshäuptlingen zu gelangen. Also befahl er seinen Männern eine Brücke zu bauen. Sie ist nicht gerade ein Meister stück der Handwerkskunst. Genauer gesagt ist sie so wackelig, dass sich kaum jemand drüber traut. Andererseits würde niemand, der auch nur ein bisschen Verstand besitzt, durch den Fluss waten. Die Strömung ist so stark, dass sie einen im Handumdrehen eine halbe Meile mitreißen würde. Die wackelige Brücke ist jedenfalls eine wahre Goldmine, weil sie die einzige Möglichkeit bietet, auf die andere Seite zu kommen, sofern man nicht einen beschwerlichen Marsch von fünf Tagen auf sich nehmen will, in die eine oder die andere Richtung. Und Gostis Vetter ist der Hüter der Brücke. Jeder, der darüber will, muss tief in die Tasche greifen. So ist Gosti zu dem vielen Geld gekommen, das er in seinem Fort hortet.«
»Wie interessant«, murmelte Althalus.
Andere Länder, andere Sitten, andere Vorgehensweisen. Hier im Hochland von Arum hatte er
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