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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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bebildert.
    Verzweifelt wühlte Althalus in der Truhe, doch seine Finger ertasteten nichts, das sich auch nur annähernd wie geprägtes oder wenigstens ungeprägtes Gold anfühlte.
    Was sollte das denn? Warum machte sich jemand die Mühe, wertloses Papier aufzubewahren?
    Nach etwa einer Viertelstunde gab Althalus es auf. Flüchtig dachte er daran, das Papier auf dem Boden aufzuhäufen und anzuzünden, verwarf diesen Gedanken aber, kaum dass er ihm gekommen war. Das Feuer würde sich zweifellos ausbreiten, und ein brennendes Lagerhaus erregte unliebsame Aufmerksamkeit. Er murmelte ein paar ausgesuchte Verwünschungen und zog sich zurück.
    Flüchtig überlegte er, ob er die Taverne aufsuchen und sich den Burschen vornehmen sollte, der so überschwänglich vom Inhalt der Geldtruhe geschwärmt hatte, entschied sich dann aber dagegen. Der Stachel ständiger Enttäuschungen, die er in diesem Sommer hatte hinnehmen müssen, machte ihn reizbar, und er war nicht sicher, ob er sich zurückhalten konnte, wenn er erst einmal angefangen hatte, den Kerl für seine Lügen zu züchtigen. Selbst unter Berücksichtigung seiner gegenwärtigen Verfassung mochte diese Art von Vergeltung in gewissen Kreisen als Mord ausgelegt werden.
    Verärgert kehrte er zu seiner Herberge zurück, in der auch sein Pferd versorgt wurde, und verbrachte die restliche Nacht damit, wütend auf den Papierfetzen aus Druigors Geldtruhe zu starren, den er geistesabwesend eingesteckt hatte. Die darauf gemalten Bilder waren gar nicht einmal sonderlich gut. Warum in aller Welt hatte Druigor sich die Mühe gemacht, die Fetzen in einer Truhe zu verschließen? Als endlich der Morgen kam, weckte Althalus den Her bergsvater und beglich seine Rechnung. Dann langte er in seine Tasche. »Oh«, sagte er, »da fällt mir etwas ein.« Er zog den Papierfetzen hervor. »Das habe ich auf der Straße gefunden. Habt Ihr eine Ahnung, wozu das gut sein soll?«
    »Natürlich«, erwiderte der Wirt. »Das ist Geld.«
    »Geld? Das verstehe ich nicht. Geld wird aus Gold oder Silber geprägt, auch aus Kupfer und Messing. Aber das ist nur Papier! Das ist doch nichts wert, oder?«
    »Wenn Ihr das zum Schatzamt hinter dem Senat bringt, kriegt Ihr eine Silbermünze dafür.« »Warum? Es ist bloß Papier.«
    »Es trägt das Siegel des Senats, und das macht es so wertvoll wie echtes Silber. Habt Ihr denn noch nie Papiergeld gesehen?«
    Als er zum Stall ging, um sein Pferd zu holen, hätte Althalus sich schlechter gar nicht fühlen können. Seine Glücksfee hatte ihn verlassen. Das war der schlimmste Sommer seines ganzen Lebens gewesen. Offenbar wollte man ihn in der Zivilisation nicht haben. Der Reichtum in den Städten der Ebenen war unbeschreiblich, doch so viel Mühe er sich auch gegeben hatte, war es ihm nicht gelungen, auch nur an einen winzigen Teil heranzukommen. Beim Aufsitzen berichtigte er sich. Vergangene Nacht, in Druigors Lagerhaus, hatte er mehr Geld in Reichweite gehabt, als er wahrscheinlich je wieder sehen würde. Aber er hatte es einfach zurückgelassen, weil ihm nicht bewusst gewesen war, dass es sich um Geld gehandelt hatte.
    Wehmütig sah er ein, dass er auf den Tiefebenen nichts verloren hatte. Hier war das Leben zu verwirrend. Er gehörte zurück ins Grenzland.
    Bedrückt ritt er zum Marktplatz von Maghu, um seine städtische Kleidung gegen derbere Sachen einzutauschen, die geeigneter für die Grenzlande war.
    Der Kleiderhändler übervorteilte Althalus, aber das hatte er mehr oder weniger erwartet. In den Tieflanden war seine Glücksfee ihm eben nicht hold.
    Es wunderte ihn nicht einmal sonderlich, als er bei seiner Rückkehr vom Kleiderhändler feststellen musste, dass inzwischen jemand sein Pferd gestohlen hatte.
     

2
     
    Seine Niedergeschlagenheit machte Althalus ein wenig ungnädig gegenüber dem ersten Unglücksraben, der spät in der nächsten Nacht an seinem Versteck vorüberkam. Er trat aus dem Schatten, packte den Ahnungslosen am Schlafittchen und schmetterte ihn mit aller Kraft gegen eine Steinmauer. Der Mann sackte schlaff zusammen, was Althalus noch mehr verärgerte. Irgendwie hatte er sich zumin dest ein bisschen Widerstand erhofft. Er ließ den Bewusstlosen in die Gosse sinken und nahm rasch den Geldbeutel des Mannes an sich.
    Dann - und es gab keinen Grund dafür, den er zumindest vor sich selbst hätte rechtfertigen können -zerrte er den Reglosen in die tiefen Schatten und stahl ihm seine gesamte Kleidung.
    Als er die dunkle Straße entlangschritt,

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