Althalus
Khalor. »Aber dazu können wir später kommen. Diese Männer, die dich angegriffen haben - was für Waffen trugen sie?«
»Speere«, antwortete Salkan.
»Kurze? Oder waren sie lang?«
»Ziemlich lang.«
»Haben sie damit geworfen oder vom Pferd aus nach deinen Schafen gestochen?«
»Vom Pferd aus gestochen. Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendeiner einen Speer geworfen hätte.«
»Hatten sie noch andere Waffen?«
»Krummschwerter, glaub ich.«
»Und Streitäxte?«
»Ich hab keine gesehen.«
»Wenn sie auf dem Pferd saßen und du zu Fuß warst, wie ist es
dir da gelungen, diese drei Männer zu töten?«
»Mit meiner Schleuder, Herr. Alle Hirten in Wekti tragen Steinschleudern. Wir müssen oft Wolfsrudel vertreiben, deshalb üben wir viel mit unseren Schleudern.«
»Wohin zielt ihr? «
»Gewöhnlich nach dem Kopf.«
»Ihr tragt keine Speere oder Bogen?«
»Sie wären uns nur im Weg, Herr. Eine Schleuder ist ganz leicht und Steine findet man überall.«
»Ich dachte, Schleudern wären Kinderspielzeuge.«
»O nein, General Khalor«, versicherte ihm Althalus. »In meiner Jugend trug ich jahrelang eine Schleuder bei mir. Sie half mir, dass
ich nicht hungern musste.«
»Könnte man ein Pferd damit töten?«
»Mit Leichtigkeit. Der Knochen zwischen den Augen eines Pferdes
ist nicht sehr stark. Ich habe schon lange nicht mehr mit einer
Schleuder geschossen, aber ich bin ziemlich sicher, dass ich ein
Pferd aus hundert Schritt zu Fall bringen könnte.«
»Das ist ein bisschen schwer zu glauben, Althalus.« »Ich habe Kaninchen aus fünfzig Schritt Entfernung erlegt -und ein Pferd ist viel größer als ein Hase.« Sergeant Khalor grinste plötzlich breit. »Ich glaube, meine Auf
gabe ist soeben viel leichter geworden. Ihr habt Euch sehr getäuscht, Althalus. Die Wekti haben durchaus eine Armee, und sie ist genau das, was ich brauche.«
»Ich bin nicht sicher, dass ich Euch folgen kann, General Khalor«, sagte Yeudon verwirrt.
»Fußsoldaten sind im Kampf gegen Reiterei sehr im Nachteil, Eminenz«, erklärte Khalor. »Die Reiterei kommt viel schneller voran als wir und drängt uns außerdem mit der Wucht ihrer Pferde zurück. Ich werde entlang der Hügelkuppen Gräben ausheben las sen und die Hänge mit zugespitzten Pflöcken spicken. Außerdem lasse ich Taue spannen, um die Feinde zum Stolpern zu bringen. Aber das wird zum größten Teil nur Schau sein, eine Ablenkung.
Unsere Feinde sind Krieger hoch zu Ross. Sie werden die Hänge hinaufstürmen und meine Gräben angreifen. Sobald sie in Schussweite der Schleudern Eurer Schäfer kommen, werden sie jedoch anhalten.«
»Unsere Religion verbietet das Töten von Mitmenschen, General.«
»Der junge Salkan hat drei Männer getötet, nicht wahr?«
»Bei der Verteidigung seiner Schafe, General. Unter solchen Umständen ist das Töten erlaubt.«
»Macht Euch keine Sorgen, Eminenz. Ich will gar nicht, dass Eure Hirten Menschen töten. Sie sollen die Pferde erschießen. Unsere Feinde sind Reiter, die wahrscheinlich den größten Teil ihres Leben auf dem Pferderücken verbracht haben. Sie werden inzwischen so o-beinig sein, dass sie kaum noch richtig gehen können. Nachdem Eure Schäfer jedoch ihre Pferde getötet haben, müssen sie zu Fuß und noch dazu hangauf gehen, um unsere Gräben zu erreichen. Bis dahin wird ihr Kampfgeist bereits gebrochen sein und sie werden auf eine Weise kämpfen müssen, die ihnen nicht ver traut ist. Es wird ein Kinderspiel für uns.«
»Woher wollt Ihr wissen, dass ihr Kampfgeist gebrochen sein wird?«
»Ein Reiter hängt sehr an seinem Tier, Eminenz. Manch einer liebt sein Pferd sogar mehr als seine Frau. Wir werden uns einer Armee flennender Krüppel gegenüber sehen, die versuchen, in einem Hagel von Wurfspeeren und Pfeilen hangauf anzugreifen. Nur wenige von ihnen werden meine Gräben erreichen. Aber ich sollte jetzt losziehen und mich nach geeigneten Stellungen für meine Verteidigungslinie umschauen.«
»Wird es nicht sehr zeitraubend sein, durch ganz Nordwekti Gräben auszuheben?«, fragte Yeudon.
Khalor zuckte die Schultern. »Nicht zu sehr. Ich habe viele Soldaten, Eminenz, die fleißig graben werden, weil die Gräben der einzige Schutz sind, der ihnen das Leben bewahrt.«
»Eine Zeit lang haben wir noch Tageslicht«, meinte Althalus, als sie zum Haus zurückkehrten. »Es reicht, dass wir uns das Gelände anschauen können. Bheid, wie war's, wenn du Dweia berichtest, was wir heute bislang erreicht haben.
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