Althalus
«
»Du schwingst, meine Liebe.«
»Ich tue was?«
»Schwingen. Alles an dir ist in Bewegung, wenn du gehst. Du wackelst nicht nur mit den Hüften, wie Frauen es häufig tun, sondern schwingst mit dem ganzen Körper. Ist dir das auch schon aufgefallen, Bruder Bheid?«
Bheids Gesicht lief rot an.
»Das dachte ich mir«, sagte Andine.
Leitha spielte die Verwunderte. »Das hättest du mir wirklich sagen können, Bheid. Wenn es dir so gefällt, könnte ich doch…« »Wir sollten uns über etwas anderes unterhalten«, unterbrach Bheid sie. »Überlassen wir die Kinder ihrem Spaß, Althalus«, schlug
Albron vor. »Khalor wartet bei den Gräben auf uns.«
»Ist gut.«
Eliar legte die Hand auf den Türknauf und konzentrierte sich kurz. Dann öffnete er die Tür und führte sie in den nach feuchter Erde riechenden Graben, den Häuptling Gwetis Männer durch die Schafweiden von Nordwekti aushoben.
»Ah!«, wurden sie von Sergeant Khalor begrüßt. »Irgendwelche Probleme drunten in Keiwon, mein Häuptling?« »Alles ging glatt, Sergeant«, versicherte ihm Albron. Er schaute sich um. »Sie kommen schneller voran, als ich dachte.«
»Gebhel ist ein tüchtiger Mann, mein Häuptling.«
»Gebhel?«
»Er ist der Sergeant von Gwetis Truppen. Sobald er die Faust seines Häuptlings nicht mehr im Nacken hat, macht er alles richtig. Gweti hat seinen Männern befohlen, sich so viel Zeit zu lassen wie nur möglich, egal was sie tun. Sie lächeln und nicken, damit er zufrieden ist, und dann beachten sie ihn nicht mehr. Ich habe mit Gebhel gesprochen, kaum dass er und seine Leute hier eingetroffen waren. Ich hatte kaum zu Ende gesprochen, da steckten seine Vermesser bereits die Gräben ab. Er geht sehr überlegt vor, und es ist nicht das erste Mal, dass er so etwas macht.« Khalor drehte sich um und deutete nach Osten. »Diese Kammlinie folgt in etwa dem ausgetrockneten Bachbett und ist ideal für unsere Zwecke. Der Hang führt ziemlich steil zu unseren Befestigungen. Das ist immer ein Vorteil, weil alles was nicht befestigt ist hangab rollt. Gebhel hat da ein paar interessante Vorschläge, womit wir die Ansuner beglücken können, wenn sie unsere Gräben zu stürmen versuchen. Ich werde ihn Euch vorstellen, und er wird Euch alles erklären. Ich würde an Eurer Stelle gut zuhören, mein Häuptling. Gebhel ist ein wahres Genie, wenn es um Schützengräben und Stellungskrieg geht.«
»Er ist bestimmt nicht so fähig wie du.«
»Er ist noch fähiger, mein Häuptling. Für den Angriff taugt er zwar nicht viel, aber er ist ein Meister der Verteidigung. Er zwingt seine Feinde, zu ihm zu kommen. Das ist zwar nicht gerade die beste Methode, einen Krieg zu gewinnen, wohl aber eine sehr gute, ihn nicht zu verlieren. Es mag schon sein, dass er ein wenig zu lange und zu tief in der Erde herumgräbt, doch das macht Häuptling Gweti glücklich. Meistens geben Sergeant Gebhels Feinde nach ein paar Monaten zweckloser - und kostspieliger -Angriffe auf seine Erdbefestigungen auf und kehren nach Hause zurück.«
»Das ist beinahe wie ein Sieg, Sergeant.«
»Manchmal vielleicht, diesmal wahrscheinlich nicht. Aber darum habe ich mich bereits gekümmert. Ich will, dass Gebhel seine Stellung hält, nichts weiter. Ich habe andere Truppen für unseren Angriff, der die ansunischen Angreifer ausrotten wird. Kommt mit, Häuptling Albron, ich stelle Euch Gebhel vor, und dann müssen Eliar, Althalus und ich ins Haus zurückkehren. Ich will Häuptling Delurs Männer nach Elkan in den Norden Equeros bringen, damit sie unsere Westflanke sichern können, wenn es so weit ist.«
Sergeant Gebhel war ein stämmiger Mann mit buschigem Bart und kahlem Kopf. Unter seinem Kilt ragten Beine dick wie Baumstämme hervor. Er redete mit einer trockenen, tiefen, fast gleichmütigen Stimme. »Ich freue mich, Euch kennen zu lernen«, sagte er nicht sehr überzeugend. »Hat Khalor Euch die Situation erklärt?«
»Ihr seid hier, um Gräben auszuheben.« »Das habe ich nicht gemeint. Ihr wisst doch, dass ich hier die Befehle gebe, nicht wahr?«
»Natürlich, Sergeant. Ich bin hier, um zu lernen, nicht um zu führen. Ich studiere den Krieg, Sergeant Gebhel. Khalor hat mir versichert, dass du der Beste bist, wenn es um Verteidigung geht, und ich bin hierher gekommen, um von dir zu lernen.«
»Das hier ist kein Schulhaus, Häuptling Albron«, brummte Gebhel. »Mir wird die Zeit fehlen, Euch Unterricht zu erteilen.« »Ich werde nicht im Weg herumstehen, Sergeant«, versprach
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