Althalus
Hauptmann Dreigon und seine Männer nach Elkan gebracht? «
»Sie werden heute Abend dort sein, mein Häuptling«, antwortete Khalor. »Sind von den Schäfern schon welche da?«
»Gebhels Kundschafter haben eine Art Vorhut erspäht, zwei Gruppen. Schau den Hang hinunter, Sergeant. Ich habe Gebhel überredet, seinem Wald aus zugespitzten Pflöcken etwas hinzuzufügen. «
Khalor kletterte aus dem Graben und blickte den Hang hinunter. »Büsche?«, wunderte er sich. »Warum Büsche zwischen die Pflöcke setzen?«
»Das sind keine gewöhnlichen Büsche, Sergeant«, erklärte ihm Albron. »Die Wekti, die in dieser Gegend zu Hause sind, nennen ihn ›Höllenbusch‹, denn er hat drei Zoll lange Dornen -fast wie Stahlnadeln. Er wächst wild am Flussufer. Ich habe vor ein paar Stunden versehentlich eines dieser Höllendinger gestreift. Als meine Wunden zu bluten aufhörten, habe ich mir überlegt, dass diese Büsche gute Verstärkungen unserer Barrikaden sein könnten.«
»Ihr habt doch nicht etwa versucht, Gebhel zu befehlen, sie einzusetzen, oder?«
»Nein, dazu kenne ich ihn zu gut. Ich habe ihm einen Zweig von einem dieser verflixten Büsche gezeigt und gesagt: ›Ist das nicht interessant? ‹. Da hat er sofort aufgehorcht.«
»Ihr habt ih n also nicht direkt darauf hingewiesen?«
»Nein, immerhin verstehe ich viel mehr von Diplomatie als von Krieg, Sergeant. Ich habe mich nicht in Gebhels Angelegenheiten eingemischt und auch seine Autorität nicht untergraben, wenn du dir darüber Sorgen machst. Es ist immer noch er, der die Befehle erteilt, doch jetzt hört er zu, wenn ich nebenbei einen Vorschlag fallen lasse.«
»Ihr seid in dieser Hinsicht besser, als ich dachte, mein Häuptling.« Khalor blickte wieder den Hang hinunter. »Aber warum habt Ihr und Gebhel die Pflöcke an den Stellen ausgelichtet, wo keine Büsche sind? Ihr gebt den Ansunern damit regelrechte Straßen frei direkt zu eurer Eingangstür.«
»Das sind keine Straßen, Sergeant. Es sind eine Art Trichter. Nachdem die ansunische Reiterei auf diese Büsche stößt, werden sie auf sehr bedauernswerten Pferden sitzen. Wenn sie die Tiere dann noch so sehr antreiben und ihnen in die Flanken treten - die Gäule werden sich nie wieder in diese Barrikaden wagen. Daraufhin müssen die Ansuner leichtere Wege hangauf suchen. Und die haben Gebhel und ich für sie vorbereitet. Sobald die Schäfer hier sind, werden wir sie am oberen Ende dieser Trichter verbergen und sie anweisen zu warten, bis die vorderen Reihen der Ansuner auf halber Höhe sind. Dann springen sie alle gleichzeitig auf und töten die Pferde im Dutzend. Die Nachfolgenden werden von toten Gäulen überrollt. Gebhel ist so gut wie sicher, dass die Kombination von Höllenbüschen, Trichtern und Steinschleudern die Ansuner völlig entmutigen und aus unseren Gräben fern halten wird. Fällt dir etwas ein, das wir vergessen haben?«
Khalor runzelte die Stirn. »Drängt mich nicht, ich überlege.«
»Überleg so viel du willst, Sergeant«, prahlte Albron. »Wir haben an alles gedacht. Wir werden noch hier sein, wenn deine
Freunde eintreffen.«
»Nur das ist wichtig, mein Häuptling. Wenn Ihr und Gebhel sie hier aufhalten könnt, bringe ich Kreuter und Dreigon in Stellung. Wir warten, bis die Ansuner angreifen, dann weise ich Drei-gons Fußsoldaten und Kreuters Reiterei an, die Ansuner von hinten zu stürmen. Wir werden am Hang Hundefutter aus ihnen machen.«
»Unser Häuptling ist wundervoll, nicht wahr, Sergeant?«, rief Eliar begeistert. »Halt den Mund, Eliar!«, schnaubte Khalor. »Jawohl, mein Sergeant«, sagte Eliar gehorsam, grinste dabei aber heimlich.
Je mehr Zeit verging, desto kribbliger wurde Althalus. Gebhels Gräben waren einstweilen noch hüfthohe Furchen und er glaubte nicht, dass sie in der verbleibenden Zeit fertig gestellt werden konnten. »Wir haben nur noch drei Tage, Eliar«, wandte er sich nach dem Abendessen in Häuptling Albrons Zimmerflucht im Tempel von Keiwon an seinen jungen Freund. »Wenn Gebhels Gräben nicht fertig sind, wird Gelta ihn über den Haufen reiten.«
»Sergeant Khalor sagt, dass Gebhel schon viel weiter ist, als es den Anschein hat«, beruhigte Eliar ihn. »Ich glaube, das Schwierigste beim Ausheben eines Grabens besteht darin, durch die Grasnarbe zu kommen. Sobald sie aus dem Weg ist, wird die Arbeit leichter und es geht viel schneller. Wenn ich es recht verstehe, wird die Hälfte von Gebhels Leuten weitergraben, jetzt wo die Grasnarbe fort ist.
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