Althalus
bestimmten Ort führen. Dieses Portal kann sich überall dort öffnen, wo wir es wollen. Sobald der Kampf beginnt, wird Sergeant Khalor seinen Platz an diesem Fenster einnehmen, und Eliar wird Khalors Befehle hinunter zum Schlachtfeld bringen.« Sie blickte Leitha an. »Wie lange benötigst du normalerweise, dich auf die Gedanken einer bestimmten Person einzustellen, Liebes?«
»Das hängt davon ab, wo sie sich befindet und wie viele Leute um sie herum sind, Dweia -und wie laut es in ihrer Nähe ist«, antwortete Leitha. »Inmitten einer Schlacht dürfte es sehr schwierig sein.«
»Genau das meine ich auch. Wenn Eliar durch diese Tür geht, um Sergeant Khalors Befehle an die Männer zu übermitteln, wird er dort und wieder zurück sein, ehe Koman auf ihn aufmerksam werden kann.«
»Entschuldigt«, meinte Gher, »hab ich richtig verstanden, was Ihr gesagt habt, Emmy? Ich mein', ist dieses Portal, wie Ihr es nennt, neben dem Fenster wirklich die Tür zu Überallhin?«
»So ziemlich.«
»Und zur Jederzeit auch? Ich mein', könnt Eliar durch dieses Portal zu der großen Kirche in Keiwon gehen und vor dreißig Jahren dort sein? «
»Ja. Warum fragst du?«
»Was für eine praktische Tür!«, rief Gher begeistert. »Wie war's wenn du damit gleich ausprobierst, worüber wir grad geredet haben, Eliar?«
»Wir könnten es versuchen«, entgegnete Eliar zweifelnd. Er runzelte die Stirn. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie dieser Ort aussieht.«
»Ich glaub', er wird wie gar nichts ausseh'n, Eliar. Das bedeutet es nämlich. Probier's und sieh, was passiert.« »Na gut, Gher.« Eliars Augen wirkten abwesend und er griff nach dem Messingzierknauf.
Die Tür veränderte sich plötzlich. Die Messingangeln und das feste Holz verschwanden und der Türbogen wurde zu einem unförmigen Loch voll absoluter Dunkelheit.
»NEIN!«, schrie Dweia durchdringend.
»Ich wollte doch bloß versuchen…«, begann Eliar.
»Hör auf! Verdräng diesen Gedanken! Und tu das nie wieder!« Die Wände schienen unter der Heftigkeit von Dweias Stimme zu erbeben. Eliar zuckte zusammen, und das Portal nahm seine vorherige Festigkeit wieder an.
»Was hast du getan, Eliar?«, fragte Andine streng. »Es war nicht meine Idee«, verteidigte Eliar sich. »Gher wollte wissen, wie die Tür zu Nirgendwo und Keinerzeit aussieht.« »Halte dich völlig von dieser Idee fern, Eliar!«, befahl Dweia. »Denk nicht einmal mehr daran!« »So gefährlich kann's doch nicht sein, oder?« Trotzdem klang Ghers Stimme verängstigt. »Überleg, Gher. Überleg, was du Eliar gebeten hast zu tun. Was läge hinter dieser Tür, die er beinahe geöffnet hätte?«
»Nichts so schrecklich Gefährliches. War's dahinter nicht einfach leer? Ich wollt bloß seh'n, wie Nichts aussieht. Ich hab über Jederzeit und Überall nachgedenkt und die Idee dann umgedreht, damit ich die andere Seite davon seh'n kann. Da bin ich dann auf die Idee von Keinerzeit und Nirgendwo gekommen. Tat das dann nicht die Tür zur Leere sein?«
»Genau. Diese Leere ist ein allesverschlingender Schlund, Gher, in dem verschwindet, was immer in seine Nähe gerät -Menschen, Häuser, Monde, Sonnen und Sterne. Hör auf mit deinen Versuchen, Gher! Vertrau deine wirren Ideen nicht mehr Eliar an, bevor du nicht mit mir darüber gesprochen hast. Diese Tür, die du dir vorgestellt hast, ist die eine, die wir nie öffnen dürfen!«
»Ich wollte, ich hätte einen Esel«, stöhnte Eliar unter der Last des Fasses, das er durch die Straßen der Rinderstadt Kherdon im Nordwesten von Plakand schleppte.
»Wir haben einen.« Khalor grinste. »Er heißt Eliar.« »Woher kennst du diesen Mann, zu dem wir wollen?«, fragte Althalus den Sergeanten.
»Vor einigen Jahren kämpften wir in einem Krieg auf derselben Seite. Wir haben gemeinsam militärische Strategien gegen die Ar mee Kapros droben in Equero ausgearbeitet. Meine Fußsoldaten beschäftigten die Kaproser an einer Stelle, und Kreuters Reiterei schlug von hinten zu.«
»Kreuter?«
»Ja. Er ist der Häuptling eines Stammes drüben in Ostplakand und hauptsächlich Rinderzüchter. Aber er verdient sich nebenbei Geld, indem er seine Reiter für Kriege in den zivilisierten Ländern anwerben lässt. Denn nachdem die Plakander gehört hatten, dass die arumischen Stämme als Söldner reich wurden, beschlossen auch sie, auf diese Weise Geld zu verdienen. Kreuter und ich kommen gut miteinander aus. Ich weiß, dass ich ihm trauen kann, deshalb dachte ich gleich an ihn, als mir die
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