Althalus
Morgenlicht ihre Pferde sattelten.
»Wie geht es Eliar?«, erkundigte sich Albron.
»Ich glaube, er ist über den Berg«, antwortete Althalus, »aber das heißt noch nicht, dass er bereits genesen ist.«
»Ich will Euch ja nicht kritisieren, Althalus«, sagte Khalor, »aber warum habt Ihr darauf beharrt, dass ich diesen Salkan als Bote nehme? Er ist vermutlich ein netter Junge, aber er kann kaum ein Schwert von einem Speer unterscheiden.«
»Wir wollen ja auch nicht, dass ein ausgebildeter Soldat die Nachrichten an Gebhel übermittelt. Koman belauscht da draußen unsere Gedanken, und Salkan wird jedes Mal zwei Botschaften tragen, wenn er zu Gebhels Gräben läuft, eine für Gebhel und eine ganz andere für Koman. Übt schon mal ein langes Gesicht, meine Herren. Dweia ist fast sicher, dass Eliar sich erholen wird, aber ich werde Salkan sagen, dass keine Hoffnung mehr für ihn besteht. Ghend soll auf keinen Fall herausfinden, dass Eliar sich auf dem Weg der Besserung befindet. Dann nämlich würde er seine gesamten Streitkräfte gegen die Gräben vorrücken lassen, um zu siegen, ehe Eliar wieder auf den Beinen ist. Ist er dagegen überzeugt, dass Eliar im Sterben liegt, wird er sich Zeit lassen und versuchen, seine Verluste niedrig zu halten. Eliar braucht diese Zeit, um sein Bewusstsein wiederzuerlangen, und Salkans falsche Botschaften verschaffen uns diese Zeit.«
»Hat dieses Heilmittel nicht gewirkt?«, fragte Salkan.
»Ich fürchte nein, Salkan«, erwiderte Althalus düster. »Eliars Zustand hat sich verschlechtert. Er wird es wohl nicht schaffen. Sergeant Khalor braucht deshalb jemand, der Eliars Platz als Bote einnimmt.«
»Ein Grund mehr, diese Ansuner allesamt zu töten, nicht wahr? «, rief der Rotschopf hitzig. »Eliar war mein Freund, und diese Schufte haben ihn umgebracht!«
»Im Krieg werden Menschen getötet, Salkan«, grollte Sergeant Khalor. »Das ist nun mal so.« »Was befiehlst du, General Khalor?« Salkans jungenhaftes Gesicht wurde hart.
Althalus zog Leitha zur Seite. »Und?«
»Er ist unendlich begeisterungsfähig«, antwortete sie. »Er ver steht nicht wirklich, was vor sich geht, aber er wird alles tun, was man ihm sagt. Er ist schrecklich aufgeregt über diesen Krieg -und sehr zornig darüber, was Eliar angetan wurde.«
»Gut. Könnte ihm auffallen, dass manches sich nicht reimt?«
»Ich glaube nicht. Er ist sehr erregbar und hat tiefsten Respekt vor Khalor. Er wird alles tun, was der Sergeant ihm befiehlt. Zurzeit ist er so aufgebracht, dass seine Gedanken wirr sind. Koman wird ihnen nicht sehr viel entnehmen können -außer der Geschichte, die Ihr gerade über Eliars Zustand erfunden habt.«
»Also verdient er sich seinen Sold.« »Ihr
bezahlt ihn tatsächlich?«
»Vielleicht -wenn es den Anschein hat, dass wir ihn im nächs ten Krieg brauchen.«
26
Allmählich wurde es heller in Sergeant Gebhels Gräben und entlang dem gegenüberliegenden Kamm, doch im Tal dazwischen herrschte noch Dunkelheit. Die betrunkenen Ansuner auf der anderen Seite des Hanges zündeten Feuer an und schwenkten ihre Fackeln. Ihr Kriegsgebrüll hallte von den nahen Hügeln wider.
»Vorsicht ist offenbar nicht Teil des ansunischen Wesens«, bemerkte Albron. »Nur ein Narr würde annehmen, dass diese brüllenden Verrückten da drüben die Hauptstreitkraft sind.«
Khalor nickte beipflichtend. »Sie übertreiben zwar ein bisschen, aber sie sind wirklich ziemlich besoffen. Genau hier wird der Hauptangriff auf Gebhels Gräben stattfinden, und der trunkene Lärm da drüben soll uns glauben machen, dass es nicht der Fall ist. Unser Hauptproblem liegt darin, dass Gebhel sich wahrscheinlich täuschen lässt, und ich kann ihn nicht auf diese Truppen in der Höhle hinweisen, da Koman jede Botschaft erlauscht, die ich zu den Gräben hinunter sende. Würden die feindlichen Generäle auch nur ahnen, dass wir von der versteckten Armee dort drüben wissen, würden sie sofort ihre Pläne ändern und anderswo zuschlagen.«
»Gebhel ist kein Neuling in diesem Spiel, Sergeant Khalor«, erinnerte Althalus den Arumer. »Ich bin sicher, er ist schlau genug, sich von dem Theater da drüben nicht täuschen zu lassen.«
»Trotzdem wäre ich beruhigter, hätte er mehr Männer in seinen Gräben«, entgegnete Khalor düster. »Aber ich wage es nicht, ihm irgendwelche rätselhaften Botschaften zu senden.«
Gher zupfte Althalus am Ärmel. »Fragt Emmy, ob sie da drüben bei der Höhle nicht Nebel machen könnt'.« »Das
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