Althalus
wie Pekhal. Hat sie irgendeine Art Plan, Leitha?«
»Nichts wirklich Vernünftiges. Sie wird ihre Leute zur Hügelkuppe auf der anderen Seite führen und warten, bis sie alle deutlich sichtbar aufgereiht sind. Daraufhin wird ihr Trompeter uns ein Ständchen spielen, und dann stürmen sie den Hang herunter.«
»Typisch Reiterei.« Khalor zuckte die Schultern. »Gher, sag Salkan, er soll zu Gebhel hinunterlaufen und ihm melden, dass die Ansuner sich zum Sturm bereitmachen.«
»Bin schon unterwegs, Sergeant Khalor.«
»Da kommen sie!« Althalus deutete über das flache Tal.
Die ansunischen Reiter tauchten soeben auf dem gegenüberliegenden Grat auf. Dort hielten sie an, schwangen ihre Schwerter oder Lanzen und erhoben ihr Schlachtgeheul.
»Typisch Reiterei«, sagte Khalor nochmals abfällig.
»Was ist typisch, Sergeant?«, fragte Albron.
»Dieses ganze Getue da drüben. Ich weiß gar nicht, woran es liegt, dass Leute, die auf einem Pferd sitzen, unbedingt angeben müssen. Ein guter Soldat verhält sich ruhig, bis der Kampf beginnt. Diese unreifen Burschen da drüben ertragen allein die Vorstellung nicht, dass man sie nicht bemerken könnte. Ein Reitersoldat wendet mehr Zeit und Mühe auf, gesehen zu werden, als fürs Kämpfen.«
»Gut für den Gegner, denn es erleichtert den Bogenschützen die Arbeit«, fügte Althalus hinzu.
»Das stimmt allerdings«, bestätigte Khalor. »Es erklärt vielleicht auch, warum nur wenige Reitersoldaten ihren einundzwanzigsten Geburtstag erleben.« Dann lachte er. »Na gut, wenn mein Gegner sich dumm anstellt, umso besser für mich.«
Die Trompeten schallten über das Tal und die ansunische Reiterei begann ihren Sturm. Schlachtrufe brüllend und Waffen schwenkend donnerten sie den Hang hinunter. Gelta überwachte sie auf ihrem Streitross vom Kamm aus. Sie spornte die Reiter schreiend an und schwang ihre Streitaxt.
Es war sehr beeindruckend, als die soeben aufgegangene Sonne auf den Säbelklingen der Ansuner, die den Hang herabstürmten, glühte und blitzte. Doch das änderte sich schlagartig, als sie den Fuß des Hanges erreichten. Pferde stürzten und wälzten sich auf dem Boden - und häufig auch über ihre Reiter.
»Was geht da unten vor?«, fragte Albron. »Ich dachte, die Schäfer würden ihre Schleudern erst einsetzen, wenn die Pferde näher heran sind.«
»Stolperseile«, erklärte Khalor. »Nach dem Täuschungsmanöver im Morgengrauen schickte Gebhel ein paar Männer hinunter, um Pflöcke in den Boden zu schlagen und dazwischen Seile zu spannen. Das hohe Gras verbirgt die Seile, sodass die Pferde sie nicht bemerkten. Hätten die Ansuner auch nur ein bisschen Verstand, hätten sie das Gras vor ihrem Sturm niedergebrannt. Jetzt müssen sie ein wenig vorsichtiger vorgehen. Das wiederum wird sie langsamer und zu einem leichteren Ziel für die Hirten machen.«
Aus dem Sturm der Ansuner war vorsichtiges Traben geworden, und das Kriegsgeheul klang nicht mehr sehr überzeugend, als Salkan, dessen rotes Haar in der aufgehenden Sonne glühte, den Berg hinauf eilte. »General Gebhel hat gestattet, dass meine Jungs sich die Ansuner vornehmen dürfen, General Khalor«, rief er stolz. »Ich habe ihnen ausgerichtet, auf die Pferde zu zielen, nicht auf die Männer. Manche waren gar nicht erfreut darüber. Offenbar denken sie nicht mehr wie Schäfer.«
»Kriege verändern die Menschen«, entgegnete Khalor. »Sie sind nicht alle aus der Höhle gekommen«, meldete Leitha. »Etwa ein Drittel hält sich dort noch auf.«
»Ausgeruhte Männer und Pferde als Unterstützung für später«, erklärte Khalor. »Habt Ihr irgendwo in der Nähe Fußsoldaten geortet, Leitha?«
Leitha hob leicht das Gesicht und ihre Augen blickten scheinbar in weite Ferne. »Noch nichts«, antwortete sie nach einem Moment. »Stimmt etwas nicht, Sergeant?«
»Sie machen das nicht richtig«, sorgte Khalor sich. »Pekhal ist zwar nicht der Gescheiteste, aber selbst er müsste wissen, dass es ein sträflicher Fehler ist, eine befestigte Stellung nur mit Reiterei einnehmen zu wollen. Lauscht auf Fußtruppen, Leitha. Die Dinge laufen jetzt gut für mich, beinahe zu gut, und ich möchte keine Überraschungen erleben.«
Nachdem sie die Stolperseile entfernt hatten, stürmten die Ansuner weiter und folgten unüberlegt Häuptling Albrons Trichter, die nicht mehr so viele Hindernisse aufwiesen.
In den Gräben tat sich erst etwas, als sie die kaum sichtbaren Markierungen Albrons entlang der Hangseite erreichten. Nun aber
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