Althalus
unmittelbares Problem sich vielleicht lösen ließe, wäre, wenn du …« Sie hielt inne, und langes Schweigen setzte ein.
»Ist dir etwas eingefallen, Em?«, fragte Althalus voller Hoffnung.
»Vielleicht«, antwortete sie. »Mir gefällt die Idee zwar nicht, weil mit ziemlicher Sicherheit etwas unterbrochen wird, das sehr wichtig ist, aber wir haben wohl keine andere Wahl.«
»Du sprichst in Rätseln, Em.«
»Stör mich jetzt nicht, Althalus. Ich muss mich konzentrieren und mir etwas ausdenken, das uns aus diesen Schwierigkeiten bringt.«
Sergeant Khalor und Häuptling Albron standen in Leithas Nähe,
als Althalus aus dem Zelt trat. Beide beobachteten das bleiche Mädchen eindringlich. »Hat sie bereits etwas herausfinden können?«, fragte Althalus die beiden Arumer leise. »Nichts von Bedeutung«, antwortete Khalor. »Ich glaub, sie streiten noch.« »Seid still«, rügte Leitha sie scharf. »Wenn ihr reden wollt, geht woanders hin.«
»Verzeih«, entschuldigte Khalor sich.
Sie warteten, hielten fast den Atem an.
»Ah!«, sagte Leitha. »Endlich sind sie zu einer Einigung gelangt. Ghend hat ein bisschen nachhelfen müssen.« »Ist Ghend dort?«, fragte Althalus. Sie schüttelte den Kopf. »Nur seine Stimme war kurz zu hören, er
selbst ist sehr weit weg.« »Worüber haben sie sich gestritten?«, wollte Häuptling Albron wissen.
»Sie planen für morgen Früh eine kleine Überraschung für Sergeant Gebhel -und für diese Überraschung wollen sowohl Pekhal als auch Gelta sorgen. Ghend hat Pekhal damit beauftragt, und darüber ist Gelta nicht allzu glücklich.«
»Was ist das für eine Überraschung?«, fragte Khalor gespannt.
»Sie wollen Gebhels Gräben im ersten Tageslicht von beiden Seiten angreifen.« »Von rechts und links?«, wollte Albron wissen. »Nein. Von vorn und hinten.« »Das ist unmöglich!«, rief Khalor. »Nicht, wenn Khnom da ist«, widersprach Leitha. »Er wird die
Tür hinter Gebhels Gräben öffnen, und Pekhal wird seine Fußsoldaten von dort zum Angriff führen -aber erst nachdem Geltas Reiterei einige dieser sinnlosen Angriffe hangauf unternommen hat.«
»Sie haben den Hang gestern von fast sämtlichen Hindernissen befreit«, erinnerte Albron. »Da könnte Geltas Sturm möglicherweise gar nicht so sinnlos sein.«
»Nein, mein Häuptling«, entgegnete Khalor. »Gebhels Männer haben seit Sonnenuntergang die Pflöcke wieder eingeschlagen, die Stolperleinen befestigt und diese Höllenbuschbarrikaden erneut errichtet. Wenn morgen die Sonne aufgeht, wird Gelta sich genau dem gleichen Problem gegenüber sehen wie gestern. Gelta ist nur Teil eines von Ghend geplanten Ablenkungsmanövers, glaube ich. Sie soll Gebhels Aufmerksamkeit auf sich lenken, damit Pekhals Angriff von hinten eine vollständige Überraschung wird. Jetzt, da wir davon wissen, können wir Gebhel warnen und er kann entsprechende Schritte unternehmen.« Er runzelte die Stirn. »Es wird viel von ihm fordern. Er muss Trupps aus den übrigen Gräben abziehen, um Pekhal abwehren zu können. Der morgige Tag dürfte sich als sehr interessant erweisen.« Er schaute sich um. »Salkan!«, rief er.
»Ja, General Khalor?«, antwortete der Rotschopf mit schläfriger Stimme.
»Roll dich aus deinen Decken, Junge. Du musst eine Nachricht zu den Gräben bringen.« »Ja, General«, antwortete Salkan gähnend.
»Wir brauchen Leitha, Schatz«, murmelte Dweia. »Sie könnte der Schlüssel zu unserem derzeitigen Problem sein -aber nur wenn sie bereit ist mitzumachen. Ich weiß nicht genau, wie weit ihre ›Gabe‹ reicht, aber offenbar viel weiter, als nur Gedanken zu belauschen. Sie machte den ersten Schritt, als ich sie zwang, Eliars Geist, also seine Gedanken, von seinem Gehirn zu trennen, um seine Verletzungen zu orten. Der nächste Schritt ist wahrscheinlich sehr schwierig für sie, und vielleicht weigert sie sich -vielleicht weigert sich aber auch Eliar. Ich glaube, du musst mit ihnen reden. Sehr eindringlich.«
»Wozu soll ich sie denn überreden, Em?«
»Leitha unternimmt nichts, Althalus. Sie greift nicht ein. Sie hört nur zu, was andere denken. Wir müssen sie dazu bringen, dass sie tiefer in Eliars Geist dringt -viel tiefer als üblich, wenn sie Geheimnisse anderer zu ergründen versucht -und wenn sie das tut, wird Eliar in ihren Geist dringen. Das wird sie ihm vielleicht verweigern. Leitha hat sich daran gewöhnt, die Gedanken anderer zu vernehmen, weil sie es schon ihr Leben lang tut. Aber die Vorstellung, dass jemand
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