Althalus
mich darauf konzentrieren, sie zu schützen. Wenn unsere Feinde den Gipfel deines seltsamen Felsens einnehmen wollen, sollen sie doch. Ich bin nur an dem Teil mit der Höhle interessiert.«
»Warum unternehmen sie denn nichts?«, fragte Bheid etwa eine Stunde später, nachdem die Sonne ganz aufgegangen war und Gebhels Männer sich hinter ihrer Wehrmauer verschanzt hatten.
»Sie sind verwirrt, Bheid«, erklärte ihm Khalor, »und haben wahrscheinlich ziemliche Angst. Gebhel hat sie noch bei jedem Angriff überlistet. Kein einziges Mal kam es so, wie sie erwartet hatten. Ghebel hält die Stellungen, wenn er es ihrer Meinung nach nicht tun sollte und zieht sich zurück, wenn es scheinbar keinen Grund dafür gibt. Sie haben keine Ahnung, was er als Nächstes tun wird.«
»Außer dass es sie eine Menge Kameraden kostet, egal was er tut«, fügte Häuptling Albron hinzu.
»Sag ›twei‹, Althalus«, befahl Gher mit unbewegtem Gesicht und blicklosen Augen.
»Ich dachte eher an ›dhigw‹, Em«, widersprach er. »Ich glaube nicht, dass ein Erdbeben hier oben auf dem Turm eine so gute Idee ist.«
»Etwa fünfzig Schritt südwärts von dieser Felsspitze verläuft ein Riss von Ost nach West«, erklärte Gher unbewegt. »Wenn du ihn mit einem Beben erweiterst, hast du genau den Graben, den du brauchst.«
»So geht das nicht, Em! Ich will den Graben direkt vor Gebhels Befestigung. Wenn ich ihn so weit davon entfernt entstehen lasse, werden Pekhals Truppen einfach hindurch schwimmen und den Angriff fortsetzen.«
»Du wirst ja schließlich doch tun, was ich will, Althalus. Also
widersprich nicht!«
Er warf die Arme hoch. »Schon gut, Em«, gab er nach.
»Dann sag ›ekwer‹, um Wasser in den Graben zu füllen.«
»Ja, Liebes. Das wollte ich sowieso, aber eine Bestätigung ist nett.«
»Oh, halt den Mund!«
Etwa auf halbem Weg hangab von Gebhels Befestigung schien die Luft zu schimmern und eine große Armee Regwoser Fußsoldaten stürmte aus Khnoms Tür.
»Noch nicht«, wies Gher Althalus an.
»Lass mich das machen, Em. Ich glaube allerdings immer noch nicht, dass der Graben an der richtigen Stelle ist.«
»Vertrau mir.«
Die gegnerischen Fußsoldaten stürmten mit Triumphgeheul den Hang hinauf, auf Gebhels Fort zu, während Bogenschützen und Salkans Schäfer sie von oben mit Pfeilen und Steinen eindeckten.
»Jetzt, Althalus!«, rief Gher.
»twei«, brüllte Althalus und deutete auf den Boden direkt vor der angreifenden Armee.
Ein tiefer, grollender Donner ertönte. Der ganze Turm schien zu zittern wie bei einem Erdbeben. Ein laut knirschendes Krachen verlief von Ost nach West durch den Turm, und lose Erde stürzte in einen breiten Spalt, der sich plötzlich unmittelbar vor dem Feind öffnete. Der so entstehende Graben war etwa zwanzig Fuß breit und fast ebenso tief.
Der Feind hielt sofort an.
Da stürmte Pekhal wütend auf den Hang unmittelbar unter die sem neuen Hindernis. »Zum Angriff!«, brüllte er. »Angriff! Angriff! Tötet sie alle!«
Die Soldaten mit den Sturmleitern eilten vorwärts, um sie in den Graben zu schieben, und Pekhals Truppen strömten den Hang hinunter.
Immer mehr Leitern wurden zu den Männern hinabgelassen, die sich bereits im Graben befanden, und rasch an die vordere Wand gelehnt, damit Pekhals Armee ihren Angriff fortsetzen konnte.
»Worauf wartet Ihr, Althalus?«, rief Bheid. »Sie greifen immer noch an.«
»Erst sollen so viele Feinde wie möglich in diesem Graben sein«, entgegnete Althalus ruhig.
»Ihr habt einen großen Fehler gemacht, Althalus!«, rief Albron heftig. »Euer Graben verläuft an beiden Seiten zum Rand des Turms. Das Wasser wird so rasch davonfließen, wie es hereinkommt. Die Männer im Graben werden sich nicht einmal die Füße nass machen.«
»Das dürfte wohl davon abhängen, wie viel Wasser ich in den Graben gieße, nicht wahr?«, entgegnete Althalus düster. Er spähte den Hang hinunter. »Sieht aus, als wären es die meisten.« Er beobachtete, wie die Nachhut von Pekhals Armee in den Graben hinunterkletterte. Dann schwang er eine Hand nach unten und rief: »Ekwer!«
Die Vorderseite seines behelfsmäßigen Grabens schäumte plötzlich auf, als ein neuer Fluss durch seinen sorgfältig vorbereiteten Kanal brauste. Im Gegensatz zu anderen Flüssen strömte dieser jedoch nach zwei Seiten, sowohl nach Osten wie nach Westen, und als diese Flüsse den Rand des Turms erreichten, verliefen sie je in einem gewaltigen Wasserfall, der tausend Fuß zu den
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