Althalus
bemerkte Dreigon. »Der ganze Berg ist von Höhlen durchzogen. Du hast Glück gehabt, dass ich sie gefunden habe und nicht eure Feinde. Wenn sie davon gewusst hätten, wären sie bestimmt direkt hinter dir herausgekommen. Du hast dir wohl nicht einmal die Mühe gemacht nachzusehen, oder?«
»Reib es mir nicht auch noch unter die Nase, Dreigon«, entgegnete Gebhel mürrisch. »Ich hatte in den letzten Tagen alle Hände voll zu tun.«
»Dieses Erdbeben hat die Dinge unten in den Höhlen ziemlich aufregend gemacht, das darfst du mir glauben«, sagte Dreigon und verdrehte die Augen.
Gebhel nickte. »Das kann ich mir vorstellen.«
»Sergeant Khalor«, rief Eliar, als er und der Rotschopf Salkan vom östlichen Wasserfall zu ihnen herüberkamen, »dein Freund Kreuter ist da unten und hat sich über die Ansuner hergemacht.«
»Endlich!« Khalor atmete auf, während sie alle zum Rand stapften, um hinunterzublicken. »Ich möchte wissen, warum er so lange gebraucht hat. Er hätte schon vorgestern da sein sollen.«
»Ich hab gar nicht gewusst, dass wir Reitersoldaten haben«, wandte Salkan sich an Eliar.
»Mein Sergeant weiß eben, wie man Kriege führt«, entgegnete Eliar.
»Aber manchmal nimmt er es mit der Wahrheit nicht so genau«, beschwerte Salkan sich. »Er hat mir weisgemacht, dass du im Sterben liegst und ich hab ihm geglaubt.«
»Das war notwendig, Salkan«, erklärte Bheid. »Unsere Feinde hatten ein e Menge Spitzel in unseren Gräben, und wir wollten nicht, dass sie von Eliars Genesung erfuhren.«
»Mir hättet Ihrs ruhig sagen dürfen, Hochwürden. Ich kann Geheimnisse für mich behalten.«
»So ging es noch besser, Salkan«, erwiderte Bheid. »Eliar ist dein Freund, und wir wollten, dass du sehr wütend warst, weil ihm das zugestoßen war. Du wärst wahrscheinlich nicht so zornig gewesen, hättest du gewusst, dass er gar nicht am Sterben war. Es ging nicht darum, dir etwas vorzumachen, sondern dass du unwissentlic h falsche Botschaften für unsere Feinde übermitteln solltest.«
»Ihr Schwarzkutten seid viel hinterlistiger als unsere Priester«, brummte Salkan.
»Das müssen wir dann und wann sein, Salkan, denn Kirchenpolitik ist mitunter sehr kompliziert.«
»Ich glaub', ich bleib beim Schafehüten«, meinte Salkan. »Hin und wieder kommt der eine oder andere Priester vorbei und will mich überreden, ebenfalls Geistlicher zu werden. Aber das hat mich noch nie interessiert. Ich weiß, wie man sich um Schafe kümmert, aber um Menschen…?« Er spreizte die Hände. »Ihr wisst schon, was ich meine.«
Bheid nickte. »Allerdings, Salkan.«
»Dein junger Eliar versteht wirklich gut, mit seinem Schwert umzugehen, Khalor«, stellte Dreigon fest.
Khalor zuckte die Schultern. »Ja, er könnte sich noch machen.«
»Aber was hat er da mit seinem Dolch herumgefummelt? Er hätte diesen wilden Irren mit seinem Schwert vierteilen können. Warum hat er es da von sich geworfen und seinen Dolch gezogen? «
»Der Dolch ist ein uraltes ansunisches Relikt, Hauptmann Dreigon«, log Althalus. »Die Ansuner sind ein abergläubisches Volk. Sie sind überzeugt, dass es nichts Schlimmeres gibt, als diesem Dolch näher als fünfzig Meilen zu kommen. Der junge Eliar fuchtelte damit vor Pekhal herum, damit er allen in Ansu erzählen kann, dass diese gefährliche Klinge sich in unserem Besitz befindet, nachdem er den Gegner laufen ließ. Ich kann beinahe dafür garantieren, dass sich zumindest die nächsten zehn Generationen niemand in Ansu auch nur in die Nähe der Wekti-Grenze wagen wird - egal wer es befiehlt.«
»Den Aberglauben anderer zu nutzen ist bestimmt sehr schlau, aber wie seid Ihr in diesen Krieg verwickelt worden? Häuptling Delur hat erwähnt, dass Ihr der Regierung von Osthos angehört.«
»Es ist alles Teil des gleichen Krieges, Hauptmann«, erklärte Althalus. »Es gibt da in Nekweros einen sehr machtgierigen Mann, der Kaiser werden möchte. Er hat sich schon seit einiger Zeit mit allen möglichen Hohlköpfen verbündet.«
»Seid Ihr diesem Möchtegernkaiser schon mal begegnet?«
»Ein paarmal, ja. Wir kommen nicht besonders gut miteinander aus.«
»Ihr hättet ihn töten sollen, als Ihr die Gelegenheit hattet.«
»Damit hätte ich meine arumischen Freunde arbeitslos gemacht. Das wäre nicht sehr freundschaftlich gewesen, nicht wahr, Hauptmann? «
»Ich verstehe nicht, wieso plötzlich ein Fluss in diesem Graben ist«, sagte Sergeant Gebhel unvermittelt. »Und auch nicht wie dieser Graben auf einmal
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