Althalus
nichts damit zu tun«, meinte Eliar. »Wir hatten die bessere Armee.«
»Ist Exarch Yeudon sehr beschäftigt?«, fragte Bheid höflich.
»Für Euch hat er ganz sicher Zeit, Scopas Bheid«, versicherte der Weißgewandete. »Er wies mich an, Euch sofort vorzulassen. Er macht sich große Sorgen wegen des Einfalls der Feinde.«
»Ich glaube, darüber braucht er sich jetzt keine Sorgen mehr zu machen«, murmelte Althalus. »Würdet Ihr ihn wissen lassen, dass wir da sind? «
»Ich werde euch sofort anmelden.« Der Priester trat zur Tür hin ter seinem Tisch, öffnete sie und steckte den Kopf ins Studiergemach des Exarchen. »Scopas Bheid ist hier, Eminenz.«
»Führe ihn sofort herein, Bruder Akhas«, erklang Yeudons aufgeregte Stimme.
»Jawohl, Eminenz.« Der Priester öffnete die Tür weiter und verbeugte sich vor Bheid. »Bitte tretet ein, Scopas Bheid«, sagte er respektvoll, beinahe unterwürfig.
Bheid ging seinen Freunden voraus in Yeudons prunkvolles Studiergemach. Er verbeugte sich knapp. »Gute Neuigkeiten, Eminenz. Der Feind wurde zurückgeschlagen. Die Gefahr ist gebannt.«
»Wir sind gerettet!« Yeudons faltiges Gesicht verzog sich zu einem dankbaren Lächeln.
»Jedenfalls für den Augenblick«, warf Althalus ein.
»Ihr glaubt, der Feind könnte zurückkommen?«
»Womit? Es sind nicht viele übrig. Sergeant Khalor ist ein sehr gründlicher Mann. Er hat die Ansuner nicht bloß geschlagen, er hat sie in den Boden gestampft und Hundefutter aus ihnen gemacht. Trotzdem kann es nicht schaden, ein paar Männer entlang der Grenze zu postieren, damit sie die Augen offen halten -sicherheitshalber.«
»Ob Salkan und die anderen Schäfer diese Grenze halten könnten?«, fragte Yeudon.
»Da gibt es ein kleines Problem, Eminenz«, antwortete Althalus. »Unsere Feldherrn waren sehr beeindruckt von Euren Hirten und beanspruchen sie deshalb für den Krieg, der drüben in Treborea ausbricht.«
»Ich verbiete es!« Yeudon sprang auf. »Ich lasse nicht zu, dass meine Kinder den Ketzereien des Westens ausgesetzt werden! Kein Wekti darf unser Vaterland ohne meine ausdrückliche Genehmigung verlassen!«
»Ist Euer Glaube so schwach, Eminenz?«, fragte Bheid. »Fürchtet Ihr Euch so sehr vor anderen Gedanken und Glaubenslehren, dass Ihr meint, Eure Leute an die Kette legen zu müssen?«
»Meine Herren«, warf Althalus ein, »wir wollen uns doch nicht in theologischen Debatten verlieren. Das Ganze ist ein Geschäft. Wir sind hierher gekommen und haben Euch den Allerwertesten gerettet, Exarch, und als Entgelt dafür nehmen wir Salkan und die Schäfer. Nichts ist umsonst, Yeudon. Wenn Ihr etwas wollt, müsst Ihr dafür bezahlen. Zu Eurer Beruhigung -was in Treborea geschieht, ist Teil des gleichen Krieges, den wir hier kämpften. Unser Erzfeind ist nach wie vor Daeva; deshalb sind Salkans Hirten Euer Beitrag zum Kampf zwischen Gut und Böse. Macht Euch das nicht stolz?«
Yeudon funkelte ihn an. Dann wurden seine Augen schmal, und er blickte Bheid an. »Da ist etwas, das ich nicht ganz verstehe, Scopas Bheid. Vielleicht könntet Ihr es mir erklären.«
»Ich werde es versuchen, Eminenz.«
»Ich habe einen Boten zu Exarch Emdahl gesandt, um ihn meiner Dankbarkeit zu versichern, aber er hatte offenbar nicht die geringste Ahnung, was ich damit meinte. Offenbar hat er noch nie von Euch gehört. Ist das nicht merkwürdig?«
»Ihr dürft nicht Bheid die Schuld daran geben, Yeudon«, sagte Althalus milde. »Er wollte Euch nic ht täuschen, doch ich zwang ihn dazu, weil wir auf diese Weise einfacher und schneller unser Ziel erreichten. Wir hätten Euch sagen können, was wirklich vorgeht, doch das hätte Euch vermutlich zu sehr erschüttert.«
»Dann war alles Täuschung!«, empörte sic h Yeudon.
»Nicht ganz, nein. Bheid sagte Euch ja schon, dass wir die Be fehle einer höheren Macht ausführen, und das ist die Wahrheit. Er hat diese Wahrheit nur ein wenig entstellt, als er Exarch Emdahl als diese höhere Macht bezeichnete. Genau genommen kommen unsere Befehle von einer Macht, die um ein Vielfaches höher ist als Emdahl oder Ihr.«
»Deiwos, nehme ich an«, sagte Yeudon spöttisch.
»Nein, seine Schwester. Dieser Krieg, der die Welt zu zerreißen droht, ist im Grunde ein Familienzwist, der krieger ische Formen annahm. Deiwos hat einen Bruder und eine Schwester, die nicht miteinander auskommen. Das Buch erklärt es in allen Einzelheiten.«
»Buch?«
»Das Weiße Buch. An Eurer Stelle würde ich dem Schwarzen Buch nicht
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