Althalus
ja, da wäre noch etwas. Ein Heer arumischer Söldner ist zur Verteidigung Eurer Stadt unterwegs. Die Männer brauchen Quartier.«
»Können sie ihr Lager denn nicht vor der Mauer aufschlagen?«, jammerte Olkar.
Khalor schwieg, bedachte den Herzog jedoch mit einem finsteren Blick.
»Nun ja«, sagte Olkar schließlich, »wenn ich es recht bedenke, sollten sie wohl in den Schutz der Stadtmauern kommen.« Er
seufzte. »Arumer sind laut und rüpelhaft. Könnt ihr dafür sorgen, dass sie sich besser benehmen, solange sie hier in Kadon sind? Unsere Bürger sind auf Schicklichkeit bedacht und werden sich über Rüpel erregen.«
Khalor zuckte die Schultern. »Wenn Ihr die Arumer für Rüpel haltet, steht es Euch frei, Eure Stadt selbst zu verteidigen.«
»Nein, nein, das ist schon in Ordnung, Sergeantgeneral«, versicherte Olkan ihm rasch.
»Dachte ich mir doch, dass Ihr es so sehen würdet, Durchlaucht«, sagte Khalor. »Würdet Ihr jetzt nach Euren Baumeistern senden, damit ich ihnen alles erklären kann? Ich habe heute noch sehr viel zu tun.«
»Welchen Stamm willst du zur Verteidigung von Kadon einsetzen? «, fragte Althalus Khalor, als sie die Stadt wieder verließen.
»Laiwons Leute«, antwortete Khalor. »Laiwon ist fast so tüchtig wie Twengor und verfügt obendrein noch über einigen Sachver stand. Sein Stamm wurde schon bei mehreren Belagerungen eingesetzt; er kennt sich also aus. Ich möchte nicht, dass er die Belagerer vertreibt. Diese Stadt und ihr hochnäsiger Herzog werden ein Drittel der Invasoren für uns beschäftigen, solange ich es für richtig halte.« Er blickte über die Schulter zurück zur Stadt. »Ich glaube nicht, dass man uns von dort aus noch sehen kann. Also auf nach Poma, Eliar.«
»Jawohl, Sergeant.«
Sie durchquerten rasch das Haus und traten innerhalb der Stadt Poma hinaus. »So meiden wir die Torwächter«, erklärte Eliar.
Khalor starrte ungläubig auf die Stadtmauer. »Das gibt es doch nicht!«, rief er bestürzt.
Althalus betrachtete blinzelnd die Mauer. »Nicht sehr erfreulich«, stellte er fest.
»Ein heftiger Nieser würde sie umpusten«, entrüstete Khalor sich. »Wer hat in dieser Stadt eigentlich das Sagen? «
»Dhakan nannte ihn Bherdor«, antwortete Althalus.
»Ich hätte da noch ein paar andere Namen für ihn!«, brummte Khalor. »Reden wir mal mit diesem Schwachkopf.«
Der Palast sah wie eine Ruine aus. Der Putz bröckelte von den Wänden; mehrere zerbrochene Fenster waren mit Brettern verschlagen, statt neue Scheiben einzusetzen, und den Innenhof hatte man offensichtlich seit Monaten nicht gekehrt -oder besser: ausgeschaufelt.
Andines Passierschein verschaffte ihnen umgehend Zutritt zu einem simplen Studierzimmer und dem nicht weniger simplen Herzog.
Bherdor war den Kinderschuhen offenbar noch nicht lange entwachsen. Er hatte einen schwächlichen Körper und ein dem entsprechendes Wesen. »Ich weiß, dass die Dinge nicht ganz so sind, wie sie sein sollten«, entschuldigte er sich mit zittriger Stimme, nachdem Althalus ihn wegen des Zustands der Stadtmauer zurechtgewiesen hatte. »Aber meine arme, arme Stadt taumelt am Rande völliger Zahlungsunfähigkeit dahin. Um dem entgegenzuwirken wollte ich die Steuern erhöhen, doch die Kaufleute warnten mich, dass eine Steuererhöhung die heimische Wirtschaft völlig zusammenbrechen ließe.«
»Was ist denn Euer Steuersatz?«, erkundigte Althalus sich.
»Dreieinhalb Prozent«, erwiderte Bherdor bebend. »Haltet Ihr das für zu hoch?«
»Achtzig Prozent wären hoch. Dreieinhalb sind ein Witz. Kein Wunder, dass Ihr in einem verfallenen Saustall haust.«
»Es ist zu spät, jetzt noch etwas zu unternehmen«, erklärte Khalor. »Die Stadtmauer wird im Höchstfall zwei Tage standhalten. Am besten, ich schicke Twengor hierher. Ich fürchte, es wird zu Straßenkämpfen kommen, und dafür ist Twengor der Richtige -sofern er nüchtern ist.« Er blickte den verängstigten Herzog Bherdor an. »Eure habgierigen Kaufleute werden eine ebenso schnelle wie nachdrückliche Lektion über die Notwendigkeit eines vernünftigen Steuersatzes erteilt bekommen. Nach ein paar Wochen eines Kampfes von Haus zu Hause -und der unvermeidlichen Plünderung durch beide Armeen -wird nicht viel von Poma übrig sein. Eure Kaufherren haben Euch nach Strich und Faden betrogen, Euer Liebden, doch nach diesem Krieg werden auch sie keinen Reichtum mehr vorzuweisen haben.«
»Großer Gott!«, entfuhr es Khalor beim Anblick der Stadtmauer von Mawor.
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