Althalus
Angst machen, dass sie gleich davonlaufen, um sich irgendwo zu verkriechen. Dann suchen wir ein starkes Fort irgendwo ganz oben auf 'nem Berg und sagen ihnen, dass sie dort sicher sind -viele Wächter, die Argan nicht reinlassen und so was. Und wenn sie dann glauben, dass sie im Fort sind, sind sie's gar nicht wirklich. Sie sind hier im Haus. Die Wachen werden denken, dass Argan rein will, damit er ihnen den Hals umdreh'n kann, drum werden sie auf der Hut vor ihm sein. Und er wird glauben, dass sie sich im Fort verkriechen, damit Ghend ihnen nichts tun kann, weil sie den ganzen Weizen und anderes Zeug verbrennen. Tat das nicht hinhau'n?«
»Wenn Ihr mir diesen Jungen schon nicht verkaufen wollt, Althalus, wie war's, wenn ich ihn an Kindes statt annehme?«, fragte Kha-lor ein wenig kläglich.
»Nein, Sergeant.« Dweia schloss Gher besitzergreifend in die Arme.
»Er gehört mir, und ich gebe ihn nicht her!«
»Hab ich's gut gemacht, Emmy?«, fragte Gher die Göttin.
»Sehr gut, Gher«, versicherte sie ihm und schmiegte ihre Wange an sein Lockenhaar.
»Lass ihn doch«, brummte Gelun. »Ich leihe ihm sogar meinen Dolch, wenn er so versessen darauf ist, sie umzubringen.«
»Nicht mitten in einem Krieg«, wehrte der hoch gewachsene Hauptmann Wendan ab. »Es würde nur zu einem fürchterlichen Wirrwarr wegen ihrer Nachfolge kommen. Du kannst Gift darauf nehmen, dass unsere Stammesbrüder ohne Smeugor und Tauri viel besser dran wären, aber darum können wir uns nach dem Krieg kümmern.«
»Höre ich da so was wie den Beginn einer Meuterei?«, fragte Althalus.
»Nur Gerede«, brummte Gelun mürrisch. »Ich hätte zwar nichts dagegen, an zwei feierlichen Beerdigungen teilzunehmen, aber Wendan hat Recht. Hier ist nicht der richtige Ort dafür, und die rechte Zeit ist es schon gar nicht.«
»Khalor hat einen sicheren Ort für eure Häuptlinge gefunden, meine Herren«, teilte Althalus ihnen mit. »Es ist ein mehrere hundert Jahre altes verlassenes Fort. Entlang dieser Grenze ist es immer schon zu Unruhen gekommen, darum gibt es auch die Ruinen vie ler gut befestigter Forts. Dieses eine ist noch ordentlich erhalten und trutzig. Ein größerer Trupp eurer Leute müsste in der Lage sein, den gedungenen Mörder in die Flucht zu jagen. Mehr als ein paar Instandsetzungen am Dach dürften nicht nötig sein.«
»Mit festen Wänden und ausreichend Wachen rundum ist es beinahe ein Kerker, nicht wahr?«, murmelte Wendan. »Es wird aussehen, als würden sie dort vor dem Meuchler beschützt, aber in Wirklichkeit können wir das Fort dazu benutzen, Smeugor und Tauri festzuhalten.«
»Vielleicht könnten wir ja sogar vergessen, wo wir sie hingebracht haben, wenn es Zeit ist heimzukehren«, fügte Gelun hinzu.
»Mein Gedächtnis, was Einzelheiten betrifft, lässt in letzter Zeit ein wenig nach«, sagte Wendan und verzog das Gesicht.
»Das ist nicht verwunderlich, Hauptmann Wendan«, meinte Althalus. »Ihr müsst Euch hier um sehr viele Dinge kümmern. Sorgt dafür, dass diese Begrüßungsfeuer nicht erlöschen, meine Herren. Nachdem die Invasoren ihre Pferde verspeist haben, werden sie sich wahrscheinlich über ihre Schuhe hermachen, und Barfüßige marschieren nicht sehr schnell. Lasst die Zeichnung von dem Meuchler herumgehen, damit alle eure Leute wissen, wie er aussieht. Solltet ihr das Glück haben, ihn vom Leben in den Tod schicken zu können, glaube ich nicht, dass ihr das unbedingt Smeugor und Tauri mitteilen müsst.«
»Sie sind bedeutende Männer, deren Gedanken sich mit bedeutenden Dingen beschäftigen, Althalus. Da würden wir doch gar nicht daran denken, sie mit so unwichtigen Kleinigkeiten zu behelligen« , versicherte Wendan ihm grinsend.
»Du bist sehr zuvorkommend, Hauptmann Wendan.« Althalus machte eine übertriebene Verbeugung. »Ich lasse wieder von mir hören, meine Herren. Ich wünsche euch einen schönen Krieg.«
»Allmählich erkennen sie ihre verzweifelte Lage«, bemerkte Sergeant Khalor von seinem Ausguck am Südfenster des Turms. »Auf dem Land gibt es nichts mehr zu beißen. Wenn es ihnen nicht bald gelingt, eine Stadt einzunehmen, werden sie verhungern. Ich glaube, wir sollten Laiwon und seine Männer jetzt ins Stadtinnere von Kadon bringen. Kümmere dich darum, Eliar.«
»Jawohl, mein Sergeant.« Eliar salutierte zackig.
»Ich begleite ihn«, erklärte Althalus. »Häuptling Laiwon und Herzog Olkan sehen die Dinge mit anderen Augen und es könnte zu kleineren Meinungsverschiedenheiten zwischen
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