Althalus
Pfeile und Schleudern, Salkan«, machte Sergeant Khalor dem jungen Wekti klar, nachdem sie ein Abendessen genossen hatten, das einem Festbankett zur Ehre gereicht hätte. Er tippte sich an die Stirn. »Der wirklich wichtige Teil eines Krieges geht hier drinnen vor sich. Du musst schneller denken als der Feind.«
»Ich bin kein richtiger Soldat, General Khalor«, entgegnete Salkan. »Manchmal packt mich die Wut, aber in der Regel kümmere ich mich nur um meine Schafe.«
»Ich glaube, du unterschätzt dich, Junge«, meinte Häuptling Albron. »Du hast in kürzester Zeit eine Truppe zusammengestellt, wie es Ähnliches in Wekti nie gegeben hat. Und deine Leute haben beträchtlich zu unserem Sieg beigetragen.«
»Ob es dir gefällt oder nicht, Salkan«, wandte Althalus sich nun an den Rotschopf, »du befehligst Truppen, deshalb halte ich es für das Beste, wenn du einige Zeit hier bleibst und dir ein paar Ratschläge von Khalor geben lässt.«
»Wie Ihr meint, Meister Althalus«, erklärte Salkan sich einverstanden. »Vielleicht kann Eliar mich nach dem Abendessen in General Gebhels Lager zurückbringen, damit ich meine Sachen holen und mit meinen Freunden reden kann.«
»Wird gemacht, Salkan«, versprach Eliar.
»Das hast du gut gedreht, Althalus«, murmelte Dweia.
»Es war nicht schwierig, Em. Der junge Salkan ist immer zu einem Gefallen bereit -wenn man ihm einen glaubhaften Grund dafür nennt. Jetzt, da er hier im Haus ist, hat jeder Zugang zu ihm -Bheid, Khalor, Gher und vielleicht sogar ich. Noch ehe der Sommer vorbei ist, werden wir ihn zu irgendetwas bekehrt haben.«
Der Rauch brennender Kornfelder verdunkelte den Himmel von Treborea und die Straßen waren von flüchtenden Bauern verstopft. Sergeant Khalor beobachtete die Ereignisse am nächsten Vormittag durch das Fenster. »Ich glaube, ich werde ein wenig zu alt für so etwas«, murmelte er mit düsterer Miene.
»Du hast den Krieg nicht erfunden, Sergeant«, versuchte Dweia ihn zu beruhigen. »Kannst du aus dieser Höhe alles gut genug sehen? «
Khalor blickte hinunter auf die brennenden Felder. »Könnten wir uns ein Stück nach Norden bewegen, ehe wir ein bisschen tiefer gehen? Dort unten spielen sich wahrscheinlich Dinge ab, die ich nicht unbedingt aus nächster Nähe betrachten möchte.«
»Das kann ich verstehen«, versicherte sie ihm.
Im Turm hatte man nicht das Gefühl, sich zu bewegen, doch die Aussicht durchs Südfenster veränderte sich ständig.
»Könnten wir hier ein wenig tiefer gehen, hohe Herrin?«, bat Khalor. »Ich würde mir diese Soldaten gern näher ansehen.«
»Selbstverständlich, Sergeant.«
Althalus gesellte sich am Fenster zu ihnen.
»Ihre Fußsoldaten sind offenbar hauptsächlich Kweroner und Regwoser«, stellte Khalor fest. »Ich sehe auch ein paar Kagwherer, aber nicht viele.«
»Und diese Reiter?«, fragte Althalus.
»Hauptsächlich Rinderknechte aus dem Grenzland zwischen Perquaine und Regwos«, antwortete Khalor. »Sie sitzen recht gut auf
ihren Pferden, aber ich würde sie nicht zur Reiterei ersten Ranges zählen. Kreuters Plakander werden nicht viel Mühe mit ihnen haben. Unter den übrigen sind allerdings einige Leute, mit denen ich mich nicht auskenne. Wisst ihr, wer die Burschen in den schwarzen Rüstungen sind, die offenbar die Befehle erteilen?«
»Das sind Nekweroser, Sergeant«, antwortete Dweia. »Ghend hat gern seine eigenen Söldnerführer. «
»Ich glaube nicht, dass ich je einen Nekweroser gesehen habe.«
»Dann hast du Glück gehabt.«
»Streichen sie ihre Rüstungen an, dass sie so schwarz aussehen?«
»Nein. Dass die Rüstungen schwarz sind, liegt an der Art und Weise, wie sie geschmiedet sind - und an dem Ort, an dem sie entstanden. Diese Führer sind nicht vollkommen menschlich, Sergeant, und sie tragen ihre Rüstung nicht so sehr zum Schutz, sondern um ihr Aussehen zu verbergen, das dir bestimmt nicht behagen würde.«
Eliar und Gher kamen die Treppe vom Speisesaal herauf, um sich den anderen im Turm anzuschließen. »Die Damen reden schon wieder von Gewandung«, berichtete Gher missmutig, »und Bheid quatscht mit Salkan über Schafe. Eliar und mich interessiert das alles nicht, drum haben wir gedenkt, wir kommen lieber rauf und schau'n nach, wie's um den Krieg steht.«
»Was macht mein Häuptling? «, erkundigte Khalor sich.
»Das Gleiche wie schon seit ein paar Tagen«, antwortete Eliar. »Er sitzt da und himmelt Astarell an.« Er blinzelte und legte die Hand um den Dolchgriff.
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