Althalus
mir denken können. Wie gut ist denn die Mauer der Stadt Kadon?«
»Besser als sie war. Sergeant Khalor hat ein paar interessante Verbesserungsvorschläge gemacht«, erwiderte Eliar.
»Khalor weiß eben, was nötig ist«, sagte Laiwon trocken. »Ich nehme an, ich soll dafür sorgen, dass keine Belagerer in die Stadt gelangen? Soll ich die Stadt einfach nur halten?«
»Genau«, bestätigte Althalus. »So lange Ihr das tut, ist ein Drittel der Invasoren beschäftigt.«
»Das ist ziemlich langweilig«, brummte Laiwon.
»Aber Ihr werdet dafür bezahlt, Häuptling Laiwon.«
»Wo wollt Ihr meinen Onkel einsetzen?«
»Ein Stück weiter im Osten liegt Poma«, antwortete Althalus. »Die Stadtmauer dort ist ein schlechter Witz. Die Invasoren werden deshalb keine große Mühe haben, in die Stadt einzudringen. Khalor meinte, Euer Onkel Twengor würde sich über Scharmützel und Häuserkämpfe freuen.«
Laiwon seufzte. »Immer kriegt er den ganzen Spaß!«
Althalus machte sich daran, Herzog Olkor über Laiwons Anrücken zu verständigen. Der nüchterne Geschäftsmann wirkte ein wenig besorgt. »Sie werden doch nicht etwa meine Stadt niederreißen?«, fragte er.
»Das bezweifle ich. Möglicherweise schlagen sie ein paar Fenster ein und zertrümmern Bänke und Tische in den Schenken, aber ich glaube nicht, dass sie allzu viele Häuser niederbrennen.«
Herzog Olkan starrte ihn entsetzt an.
»Das war nicht ernst gemeint, Durchlaucht.« Althalus lachte. »Häuptling Laiwon hat seine Männer ganz gut im Griff. Listet die Schäden auf und schickt mir eine Rechnung, wenn der Krieg vorüber ist.«
Olkans Miene verriet seine Gedanken.
»Eine genaue aufgelistete Rechnung, Durchlaucht«, warnte Althalus. »Schiebt mir ja nichts unter, denn ich werde mir alles ganz
genau anschauen, bis hin zu sämtlichen Scherben jeder einzelnen Fensterscheibe. Versucht also gar nicht erst, mich zu beschwindeln, Herzog. Wie war's, wenn Ihr Euch jetzt zum Tor begebt und die tapferen Verteidiger Eurer schönen Stadt willkommen heißt? «
Herzog Olkan und Häuptling Laiwon konnten einander auf den ersten Blick nicht ausstehen, und Althalus musste eingestehen, dass er nicht ganz unschuldig daran war. So hatte er ver säumt, die Kilts zu erwähnen, und Olkans heftige Reaktion auf die herkömmliche arumische Bekleidung war deutlich zu vernehmen. »Die tragen ja Röcke!«, tönte es belustigt und erstaunt, erschreckt und entsetzt von der Stadtmauer, als der Herzog und seine Leute die heranrückenden Truppen sahen. Häuptling Laiwon bekam es in die falsche Kehle und näherte sich dem Tor mit Gewittermiene. Althalus musste mit Engelszungen reden, um Blutvergießen zu verhindern.
Dann war da noch der Rauch. Der Wind -in den vergangenen Wochen hatte er von West nach Ost geweht - hatte die Stadt vom Rauch der brennenden Felder verschont. Doch während der vergangenen Nacht hatte der Wind sich gelegt und nun stiegen schwarze Rauchsäulen hinter den arumischen Truppen zum Himmel.
»Was brennt da draußen? «, erkundigte Herzog Olkan sich misstrauisch.
»Getreidefelder, nehme ich an«, erwiderte Laiwon gleichmütig.
»Seid Ihr wahnsinnig?«, brüllte Olkan.
»Möglich«, antwortete Laiwon. »Denn wäre ich bei klarem Verstand gewesen, hätte ich diesen Einsatz von vornherein abgelehnt. Der Feind ist in Euer Land eingefallen, Stadtmensch, und da draußen sind ein paar Stämme, die dafür sorgen, dass er nicht zu schnell voran kommt. Felder in Brand zu stecken ist in einer solchen Lage üblich. Die meisten Menschen rücken nicht gern durch Flammen vor, aber das ist nicht der eigentliche Grund, weshalb wir Feuer legen.«
»Eure Leute verbrennen riesige Vermögen!«
Laiwon zuckte die Schultern. »Was macht das schon? Das Land ist jetzt ohnedies Feindgebiet. Ihr habt die Ernte bereits an dem Tag verloren, als der Gegner einfiel, und er hatte wahrscheinlich vor, seine Truppen mit Euren Feldfrüchten zu ernähren. Das kann er jetzt nicht mehr, also wird seine Versorgung immer schwieriger. Jeder feindliche Soldat, der verhungert, ist einer weniger, den wir töten müssen. Ihr habt doch nicht tatsächlich geglaubt, unter diesen Umständen die diesjährige Ernte einbringen zu können?«
»Aber sie ist mein!«, empörte Olkan sich. »Ich habe schon dafür bezahlt!«
»Ihr könnt ja versuchen, die Befehlshaber der feindlichen Truppen vor Gericht zu stellen«, entgegnete Laiwon belustigt. »Ihr würdet allerdings ein paar schwer bewaffnete Büttel benötigen,
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