Althalus
weiß, dass Ihr und Leitha im Tempel von Maghu wart«, sagte Andine, »aber was habt ihr da genau getan?« »Hausputz«, antwortete sie. »Leitha entledigte sich dieses Schurken Koman. Bheid und ich beschäftigten uns mit Argan.«
»Das ist das Wo und Was, Emmy«, warf Gher ein, »aber was ist mit dem Wann-Teil? Ghend fummelt immer mit dem Wann-Teil rum, wenn er mit einem dieser Traumdinger ankommt. Ist Euer Traumding jetzt passiert? Oder ist es vielleicht in einem anderen Wann?«
»Es war nicht in der Welt von Jetzt, Gher. Damit eine Traumvision wirklich funktioniert, muss sie entweder in der Vergangenheit oder Zukunft stattfinden. Ihr Zweck ist, Dinge zu verändern. Es besteht zwar die entfernte Möglichkeit, Ereignisse im Jetzt zu verändern, es ist jedoch einfacher, wenn man in der Zeit rückwärts geht -oder vorwärts.«
»Ich fürchte, da bin ich nicht so recht mitgekommen«, gestand Andine.
»Das liegt daran, dass Emmy sich nicht wirklich entschieden hat«, erklärte Gher. »Ich glaub', es müssen noch ein paar Dinge passieren, bevor sie mit dem Wann-Teil sicher sein kann. Sie kennt sich mit dem Was und Wo aus, aber mit dem Wann-Teil kann sie erst sicher sein, wenn die bösen Leute zu der Stadt mit dem komischen Namen kommen.«
»Maghu«, half Leitha ihm aus.
»Ja, wahrscheinlich«, sagte Gher. »Ich glaub jedenfalls, dass Emmy wartet, bis Argan und die ändern in die Kirche kommen, bevor das Wann sie auswählt. Es ist wohl so ähnlich wie damals in Wekti, wo wir alle von dem Irgendwann geträumt haben, wie die Axt von der bösen Hexe aus einem scharfen Stein gemacht worden ist.«
»Ich liebe diesen Jungen«, sagte Leitha wieder einmal voll Zuneigung. »Ich könnte wochenlang über die Bedeutung von ›Irgendwann‹ grübeln. Du solltest Schreiben lernen, Gher. Du hast die Seele eines Poeten.«
Gher errötete. »Aber nein. Ich kenn bloß nicht immer das richtige Wort für was ich denk', drum muss ich mir selber Wörter ausdenken. Na ja, Argan und sein Freund -nur dass sie gar keine wirklichen Freunde sind - werden in diese Kirche stürmen, aber wenn sie durch die Tür sind, wird es drin nicht Jetzt sein. Die einfachen Leut', die ihnen folgen, werden ganz schön dumm dreinschau'n, weil's ganz so aussieht, als wären ihre Führer grad zu Nichts geworden, und dann wird die Menge einen Bammel krieg'n. Und ich wett', sie werden sich denken, das dies Revoluschon-Zeug gar nicht mehr viel Spaß macht. Also werden sie einfach umdreh'n und heimgeh'n, und wir werden kaum welche von ihnen umbringen müssen. Das ist der beste Weg, Krieg zu führ'n, findet ihr nicht?«
»Du hättest hin und wieder mal Atem holen sollen, Gher«, meinte Andine zärtlich. »Deine Begeisterung geht manchmal mit dir durch.«
»Habt Ihr die Zeit, die Ihr benutzen werdet, schon ausgewählt, Emmy?«, erkundigte Eliar sich.
»Eine Zeit, in welcher der Tempel mir gehört.«
»In der Vergangenheit?«
»Vielleicht«, antwortete Dweia mit geheimnisvollem Lächeln. »Es könnte stattdessen auch in der Zukunft sein.« »Habt Ihr vor, in Euren Tempel zurückzukehren, Dweia? «, fragte Bheid ein wenig besorgt.
»Ich habe ihn nie verlassen, Bheid. Es ist nach wie vor mein Tempel und wird es auch immer bleiben.« Sie blickte ihn verschmitzt an. »Wenn du einmal nicht so beschäftigt bist, sollten wir über die rückständige Pacht reden, die deine Kirche mir schuldet. Sie hat sich nämlich ordentlich zusammengeläppert, weißt du.«
»Wie haben sie ihre Gesichter verändert, Emmy? «, fragte Gher neugierig, als sie vom Fenster aus beobachteten, wie sich sechzehn Tage später verschiedene Rotkuttenpriester durch die gewaltige Menge von Bauern und Arbeitern bewegten, die ihr Lager vor dem Tor von Maghu aufgeschlagen hatten. »Sie haben doch drüben in Equero diese Stahldinger von ihren Helmen hängen gehabt, aber hier in Perquaine sind ihre Gesichter nicht versteckt.«
»Es ist nur eine Illusion, Gher. Daeva versteht sich sehr gut auf Illusionen, und er hat sie seine Priester gelehrt.« »Was wollen wir machen, dass sie ausseh'n, wie sie wirklich ausseh'n, wenn es so weit ist?« »Wir müssen nichts tun«, antwortete sie. »Das ist Eliars Aufgabe. Sobald er ihnen den Dolch zeigt, ist es aus mit der Illusion.«
»Ich wollt', ich hätt auch so einen Dolch.«
»Du brauchst keinen, Gher. Du kannst die Wirklichkeit besser sehen und verstehen als sonst jemand.« »Noch nicht ganz, glaub ich, aber ich arbeite dran.« »Ist es dir schon gelungen, die
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