Althalus
Geheimgang denn?«
»Im Keller natürlich, wie fast alle Fluchtwege. Nach den Spinnweben zu schließen, durch die ich in diesem alten Tunnel hindurchwaten musste, wurde er seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt. Er erstreckt sich unter den Straßen und endet in einem Wäldchen weit außerhalb der Stadtmauer. Niemand wird sehen, wie wir ihn betreten, und auch nicht, wenn wir ihn verlassen.«
»Wir werden ihn vielleicht gar nicht brauchen«, meinte Mar wain, »aber es kann nicht schaden, ihn uns anzusehen, eh, Aleikon?«
»Wie Hoheit befehlen«, entgegnete Aleikon stumpf.
»Führe uns, Eliar«, forderte Althalus den Arumer auf.
»Was sehen sie?«, sandte Althalus einen raschen Gedanken an Eliar.
»Spinnweben, Fackellicht, ein paar Mäuse. Wie alte Tunnel eben aussehen.«
»Wie weit ist es noch?«
»Wir sind gleich da. Die Tür führt zu einer winzigen Lichtung im Wald. Wenn wir sie erreichen, müsst Ihr mir einen Augenblick Zeit geben, eine kleine Änderung vorzunehmen. In Maghu ist es Morgen, auf Dhweria dagegen Nacht. Ich muss für etwa die gleiche
Tageszeit sorgen wie hier, damit Marwain nicht misstrauisch wird.«
Althalus nickte.
Eliar ging rasch voraus, blieb kurz stehen und blickte über die
Schulter. »Hier ist es«, rief er zurück. »Endlich«, brummte Marwain. »Ich dachte schon, Euer Geheimgang endet nie, Herzog Althalus.«
»Maghu ist eine ziemlich große Stadt, Hoheit«, erinnerte ihn Althalus. »Sobald wir in dem Wäldchen herauskommen, sollten wir uns rasch vergewissern, dass niemand uns beobachtet. Geht Ihr mit dem Exarchen zum gegenüberliegenden Ende der Lichtung und seht Euch dort um, während Eliar und ich uns der Seite zuwenden, die zur Stadtmauer führt. Wir wollen schließlich nicht, dass irgendein großmäuliger Bauer allen in der Stadt erzählt, er hätte beobachtet, wie wir uns aus dem Staub machen, oder?«
»Auf keinen Fall«, pflichtete Marwain ihm bei. »Es ist wichtig, dass wir uns gründlich umschauen. Anschließend treffen wir uns am Eingang des Geheimtunnels, richtig?«
»Richtig«, bestätigte Althalus. »Vielleicht seht Ihr drüben nach, ob es eine Schlucht oder einen überwachsenen Weg gibt, der nach Osten führt. Wir sollten vorausplanen, falls wir uns tatsächlich aus der Stadt stehlen müssen.«
»Ihr scheint Euch sehr gut auf solche Dingen zu verstehen, Her zog Althalus.«
»Ich hatte eine ziemlich aufregende Kindheit, Hoheit. Es war für einen Edelmann nicht ungefährlich, in Kenthaigne aufzuwachsen. Wir treffen uns also in etwa einer halben Stunde wieder.«
»Ist gut«, bestätigte Marwain. »Kommt, Aleikon.« Die beiden überquerten die Lichtung und traten in den Wald.
»Em«, rief Althalus stumm.
»Ja, Schatz?«, antwortete sie sofort.
»Lass Aleikon die Dinge vielleicht eine Zeit lang anders sehen. Die beiden sollen ruhig eine Weile im Wald herumwandern, bevor sie auf die schlechte Neuigkeit aufmerksam werden.«
»Was immer dich glücklich macht, Schatz.«
Althalus streckte die Hand aus und tätschelte nachdenklich die offene Tür. »Merk dir, wo sie sich genau befindet«, wies er Eliar an. »Sie könnte sich noch als recht nützlich erweisen. Emmy mag es gar nicht, wenn ich jemand umbringe, und das gibt mir eine Ausweichmöglichkeit. Holen wir die anderen und kehren ins Haus zurück. Ich glaube, wir sollten eine kleine private Besprechung einberufen. «
Khalor hatte den ganzen Tag am Fenster in Dweias Turmgemach gestanden. Sein Miene war düster, als Althalus mit den Freunden eintrat. »Ich glaube, zwei Wochen«, sagte er soeben. »Sie sammeln unterwegs ihre Leute und verstärken ihre Position auf dem Weg nach Norden, dabei ist das nicht einmal eine wirkliche Armee da unten. Es ist ein undisziplinierter Haufen und die meisten sind viel mehr am Plündern interessiert als an Religion oder einer Verbesserung der Zustände für die unteren Schichten.«
»Das ist bei Rebellionen selten anders«, entgegnete Dweia traurig. »Die Theoretiker halten idealistische Reden. Ihre Anhänger ju beln und klatschen -flüchtig -, dann machen sie sich daran, alles von Wert an sich zu reißen.«
»Du bist heute Abend recht zynisch, Em«, bemerkte Althalus.
»Ich habe das alles schon so viele Male erlebt, Schatz«, murmelte sie müde. »Eine hehre Idee, kaum geboren, wird durch den Schmutz gezogen.« Sie seufzte und schien ihre Schwermut abzuschütteln. »Da ist so einiges, das ihr wissen müsst. Der Traum, den ich euch geschickt habe, bestimmte das Was und Wo.«
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher