Althalus
erwartungsvollen Bürgern. Dann drängten Argan und Koman sich nach vorn. »Zum Tempel!«, brüllte Argan.
»Bewahre Haltung, Bheid«, mahnte Althalus. »Sie kommen nicht an dich heran, egal was sie versuchen.«
»Das ist mir schon klar«, erwiderte Bheid. Althalus drehte sich halb zu Eliar um. »Du solltest dich jetzt hinunterbegeben, und bleib unauffällig.«
»Ich weiß, was ich zu tun habe, Althalus.« Eliar zog die Kapuze der grauen Kutte hoch, in die er geschlüpft war. Dann öffnete er die Tür neben dem Fenster und trat an seinen Posten am Tempeleingang.
Argan und Koman erreichten den Fuß der Freitreppe. »Zur Seite, wenn Euch Euer Leben lieb ist!«, brüllte Argan zu Bheid hinauf.
»Was ist Euer Begehr?«, fragte Bheid seltsam förmlich.
»Das dürfte doch offensichtlich sein, alter Junge«, entgegnete Argan spöttisch. »Wir übernehmen jetzt den Tempel. Tretet zur Seite, so lange Ihr noch könnt. Von jetzt an sind die Rotkutten die Kirche von Perquaine.«
Die Aufständischen brüllten und drängten vorwärts. »Seid Ihr sicher, das Ihr den Tempel in Besitz nehmen möchtet, Argan?«, fragte Bheid. »Ich werde ihn auch bekommen! Maghu gehört jetzt mir, und ich werde vom Tempel aus über Perquaine herrschen.«
Bheid verneigte sich knapp. »Ich lebe nur, um zu dienen«, sagte er. »Der Tempel harrt Euer.« Er trat nach rechts, um den Weg zur Tempeltür frei zu geben.
Argan und Koman stiegen die Freitreppe hinauf, dicht gefolgt von den Rotkutten.
Bheid drehte sich leicht um und nickte Eliar zu.
Der junge Arumer legte die Hände an die schwere Tür und öffnete sie weit. Dann trat er nach links, den Kopf scheinbar in Demut gesenkt.
Argan und Koman zuckten zusammen. Hinter der offenen Tür loderte Feuer, und qualvolle, verzweifelte Schreie schallten hinaus auf den Tempelplatz. Die Bauern und Arbeiter wichen mit entsetztem Gesicht zurück.
»Wollt ihr jetzt noch in den Tempel?«, fragte Bheid die völlig verstörte Menge. »Es ist nur eine Täuschung!«, rief Argan mit schriller Stimme, »ein Trugbild!« »Ihr wart schon in Nahgharash, Bruder Argan«, rief Bheid. »Ihr wisst genau, dass die Bilder, die Ihr seht, Wirklichkeit sind.« Eliar bewegte sich unauffällig zwischen den Säulen der linken
Seite des Portikus. Als er die Stelle erreichte, wo Althalus den Marmor mit Farbe markiert hatte, blickte er zum Fenster und nickte.
»Predige, Bheid!«, befahl Althalus.
Bheid kehrte an seine vorherige Position zurück und stand so zwischen der Menge und Ghends Knechten. Er hob die Stimme und sprach zu der angsterfüllten Menge: »Nehmt euch diese Offenbarung zu Herzen, meine Kinder! Die Hölle erwartet euch, und die Teufel sind bereits in eurer Mitte!« Er winkte Eliar, und der junge Mann kam zu ihm. »Seht euch um, meine Kinder«, rief Bheid, »und schaut die wahren Ges ichter der Rotkutten!«
Eliar holte seinen Dolch hervor und streckte ihn vor sich aus; dabei drehte er sich langsam, damit alle auf dem Platz ihn sehen konnten.
Argan und Koman schrien schrill auf und schlugen die zitternden Hände vor die Augen.
In der Menge gellten ebenfalls Schreie, und Argans Rotkutten wanden sich in Qualen, als ihre menschlichen Züge wie schmelzendes Wachs zerflossen.
Selbst Althalus fuhr zusammen. »Sehen sie wahrhaftig so aus?«, fragte er Dweia. »In Wirklichkeit sogar noch scheußlicher. Das ist nur die Oberfläche dessen, was sie tatsächlich sind.«
Die Kreaturen in den roten Kutten boten einen grässlichen Anblick. Ihre Schuppenhaut war mit Schleim verschmiert, und triefende Fänge ragten aus ihrem Maul, während ihre Körper zu furchterregender Größe anschwollen.
»Erschaut das Versprechen Argans, meine Kinder!«, donnerte Bheid. »Folgt ihm, wenn ihr wollt, oder kommt zu den Graukutten. Wir werden euch führen und euch vor den Dämonen von Nahgharash beschützen und vor der Ungerechtigkeit jener, die sich eure Gebieter nennen. Wählt, meine Kinder! Wählt!«
»Er ist Exarch Bheid!«, erklärte ein strategisch geschickt in der Menge postierter Graukuttenpriester laut. »Er ist der heiligste Mann auf Erden!«
»Hört auf ihn!«, rief ein anderer. »Die Graukutten sind die einzigen Freunde, die wir haben.« Die Worte verbreiteten sich rasch durch die verängstigte Menge, während ein Teufel nach dem anderen verschwand.
Den Dolch wie zum Angriff gezückt, wandte Eliar sich um und schritt auf das ängstlich zurückweichende Paar am Tor des Tempels zu.
Mit verzweifeltem Wimmern schlug Koman die
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