Althalus
Männer dich erwischen, wirst du keine Gelegenheit mehr haben, dein Gold auszugeben.«
»In den Stallungen sind noch jede Menge Pferde.«
»Fehlende Pferde erregen nicht weniger Aufmerksamkeit als tote Wächter. Wir haben jetzt eine gute Chance auf einen Vorsprung von drei Tagen. Doch wenn wir Gostis Leute töten und seine Pferde stehlen, können wir gleich hier bleiben und auf den Henker warten. Ich reise lieber ohne großes Gepäck und überlebe. Doch es ist dir überlassen, was du tust.«
Ghend seufzte bedauernd. »Ich glaube du hast Recht.«
»Die Goldmünzen sind in gesonderten Säcken und liegen bereits auf dem Tisch«, erinnerte Althalus seinen Komplizen mit dem strähnigen fettigen Haar. »Das Gold der Münzen muss auch nicht erst aus dem Sand geschmolzen werden, bevor wir es ausgeben können. Also fangen wir schon an. Wir schleppen die Säcke einstweilen in die Küche, dann kehre ich hierher zurück und verschließe die Tür. Danach schaffen wir unsere Beute zur Scheune. Ich glaube zwar nicht, dass irgendjemand im Fort wach ist, aber wir sollten trotzdem vorsichtig sein.«
Jeder trug zwei der schweren Säcke durch den Korridor zur Küche und kehrte zurück, zwei weitere Säcke zu holen. Als sie aus der Schatzkammer traten, setzte Althalus seine auf der obersten Stufe ab. »Geh du schon voraus«, riet er Ghend. »Ich komme nach.«
»Wie lange wirst du hier noch brauchen? «
»Ich möchte, dass alles genauso aussieht wie zuvor. Falls Galbak einen Blick in die Schatzkammer werfen sollte, darf ihm nicht auffallen, dass etwas fehlt. Und dem Schloss darf man auch nichts anmerken. Wenn wir Glück haben, kommt er erst nach einer Woche dahinter, dass Gosti bestohlen wurde.«
»Sehr schlau, Althalus«, sagte Ghend bewundernd. »Aber lass uns nicht zu lange warten.« Er drehte sich um und trug seine zwei Säcke zur Küche, während Althalus wieder in die Schatzkammer trat und die Tür hinter sich schloss. Rasch öffnete er mehrere Säcke mit Kupfermünzen und leerte sie auf den Boden, dann schüttete er Goldsand darüber und kippte den Tisch um. »So müsste es gehen«, murmelte er. Er verließ die Kammer, steckte die Fackel in den Bronzering zurück und verschloss die Tür sorgfältig.
»Das hat nicht lange gedauert«, stellte Ghend fest, als Althalus sich zu ihm in die Küche gesellte.
»Ich kann sehr schnell sein, wenn es sein muss«, erwiderte Althalus. »Falls Galbak morgen diese Tür öffnet, wird er genau das sehen, was er sehen soll. Aber jetzt zur Scheune mit unserer Beute. Wir wollen bei Sonnenaufgang schon weit weg von hier sein.«
Wieder nahm jeder zwei Säcke und trug sie dicht an der Wand entlang und vorbei an den offenen Werkstätten zur Ostpalisade des Forts.
»Warum habt ihr so lang gebraucht?« Ghers heiseres Flüstern klang schrill. »Ich bin hier fast verrückt geworden!«
»Beruhige dich, Gher! Was hast du denn?«
»Wir haben Schwierigkeiten, Althalus!«
»Nicht so laut!«, zischte Ghend. »Was ist los?«
»Das ist los!« Gher deutete auf eine reglose Gestalt nahe der Scheunentür. »Das ist Khnom, falls ihr ihn nicht erkennen tut. Wir hatten schon die Pferde gesattelt und warteten nur noch auf euch, als dieser betrunkene Arumer reintorkelte und was davon lallte, vom Heuboden zu springen. Khnom hat versucht zu erklä ren, warum wir da waren, aber der Arumer war zu besoffen und hat's nicht kapiert. Er hat sich eingebildet, dass wir vor ihm springen wollten, drum hat er Khnom den Holzeimer da drüben über den Schädel gezogen. Dann ist der besoffene Arumer die Leiter raufgestiegen und vom Heuboden runtergehüpft und auf dem harten Fußboden aufgeschlagen. Ich glaub', er hat sich den Hals gebrochen, jedenfalls schnauft er nicht mehr. Ich hab ihn mit Heu zugedeckt, damit man ihn nicht gleich sieht. Khnom atmet schon noch, aber ich krieg ihn nicht wach. Was können wir tun?«
»Öffne die Hintertür«, befahl Althalus. »Ghend und ich holen das restliche Gold. Sobald wir zurück sind, werden wir sehen, was wir mit Khnom tun können.«
Ghend murmelte Verwünschungen auf ihrem Weg zur Küche.
»Warum musste ausgerechnet so was Verrücktes passieren!«, haderte er heiser.
»Vielleicht hilft es, wenn wir Khnom Wasser ins Gesicht schütten«, meinte Althalus. »Wenn ihn das nicht zu sich bringt, binden wir ihn auf den Sattel, und du musst sein Pferd führen. Wir dürfen ihn auf keinen Fall zurücklassen. Galbak könnte wahrscheinlich in einer halben Minute die Wahrheit aus ihm
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