Althalus
vorbeischauen und herausfinden, ob das Gebräu wirklich stark genug ist.« Er zögerte. »Davon brauchst du Emmy nicht unbedingt zu erzählen.«
»Sie steht neben mir, Althalus.«
»Oh! Hallo, Em. Wie war dein Tag bisher?«
»An meinem Tag war nichts auszusetzen«, antwortete sie. »Deiner aber könnte noch unliebsame Überraschungen bringen, wenn du zu viel von dem Gepansche probierst.«
»Ist das eine Drohung, Em?«
»Nein, ein Versprechen.«
Althalus drehte sich um und begab sich mit Gher in die Küche. Er tauchte ein Trinkhorn in eine der vorderen Kannen im Vorratsraum. Nachdem er gekostet hatte, probierte er einen Schluck aus einer der hinteren Kannen. Sogleich rang er keuchend nach Luft und seine Augen füllten sich mit brennenden Tränen.
»Hat Eliar es richtig gemacht?«, flüsterte Gher.
»O … ja …«, krächzte Althalus.
»Werden Gostis Männer den Unterschied denn nicht merken?«
»Ich glaube nicht. Sie sind bestimmt schon ziemlich betrunken, wenn die letzten zehn Kannen aufgetischt werden.«
Althalus blinzelte zur Küchentür. »Gegen Abend fängst du an, die Wächter vor der Schatzkammer mit Met zu versorgen. Zunächst der übliche, später der vermischte. Ghend ist mir etwas zu schnell mit dem Dolch zur Hand, deshalb möchte ich nicht, dass die Männer wach sind, wenn wir den Einbruch begehen. Ich habe zwar meine Zweifel, dass irgendjemand in Gostis Halle nüchtern genug sein wird, nach den Wächtern zu sehen, aber falls doch, will ich sichergehen, dass keiner mit durchgeschnittener Kehle endet. Denn selbst der besoffenste Arumer würde in einem solchen Fall Alarm schlagen.«
»Muss man bei einem Einbruch immer so viele Einzelheiten bedenken?«, fragte Gher. »Ich hab in letzter Zeit das Gefühl, dass Ihr sogar die Blätter an dem Baum gleich außerhalb vom Tor zählt.«
»Ganz so weit gehe ich nun wieder nicht. Aber wenn man einen Einbruch plant, sollte man jede Möglichkeit in Erwägung ziehen. Der Dieb, der an alles denkt, wird dem Bestohlenen stets einen Schritt voraus sein.«
»Ich werd's mir merken.«
»Gut. Mischen wir uns jetzt unter die anderen. Gosti dürfte bald aufwachen. Er hatte seit sechs Stunden nichts mehr zu essen, und länger hält er es gewöhnlich nicht aus.«
»Schläft er deshalb in seinem Sessel am Tisch?« »Nun, das ist einer der Gründe. Der Hauptgrund ist jedoch, dass er sich nicht mehr fortbewegen kann. Er meidet jede körperliche
Betätigung. Und er wiegt so viel wie ein Ackergaul. Ich glaube,
seine Beine können ihn nicht mehr tragen.«
Die Geburtstagsfeier begann förmlich. Galbak hielt eine ziemlich langweilige Rede, um das Fest zu eröffnen, und schloss sie mit einem Trinkspruch auf den fetten, unförmigen Häuptling.
Der Trinkspruch wurde mit allergrößter Begeisterung aufgenommen. Gosti strahlte alle flüchtig an, dann fiel er ausgehungert über sein Frühstück her.
Althalus geduldete sich, bis der Fette seinen ärgsten Hunger mit einem halben Schinken gestillt hatte, bevor er sich im Stuhl zurücklehnte und begann: »Ho, Gosti, habe ich dir schon die Geschichte von dem Verrückten erzählt, dem ich mal in Nordkagwher begegnet bin?«
»Ich glaube nicht, Althalus«, antwortete Gosti mampfend. »Wie konntest du erkennen, dass er verrückt war? Ich hab noch keinen Kagwherer gesehen, der nicht seltsam gewesen ist.«
»Dieser war noch seltsamer als die meisten, Gosti. Er wanderte da oben nahe am Rand der Welt herum und verbrachte den Großteil seiner Zeit damit, zu Gott zu reden. Ich habe gehört, dass eine ganze Reihe von Menschen das tun, aber dieser Bursche glaubte, dass Gott ihm antwortet.«
»Das ist wirklich verrückt«, pflichtete Galbak ihm bei. »Erzähl uns die Geschichte, Althalus«, bat ein anderer Stammes bruder.
»Nun, es ist schon geraume Zeit her. Ich wanderte geschäftlich von Hule nach Kagwher, müsst ihr wissen, und eines Morgens wachte ich in der Nähe des Randes der Welt auf und hörte jemand reden.« Althalus beschrieb den gebeugten verrückten Greis, dann dichtete er ihm eine Geschichte an, die wenig mit der Wahrheit zu tun hatte.
Im Lauf des Vormittags und frühen Nachmittags wurde es zusehends lauter und es kam zu den ersten Raufereien. Erst beim Abendessen kehrte wieder so etwas wie Feststimmung ein, als die ersten Kannen des mit dem Spezialgebräu vermischten Mets gebracht wurden.
Etwa eine Stunde später begann das Grölen von Liedern; dann setzte nach und nach trunkenes Schnarchen ein.
»Geh und bring den
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