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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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nicht.
    Emerald legte die Ohren gereizt zurück. »Wir müssen etwas anderes versuchen. Vielleicht…?« Ihre Stimme klang unsicher. »Geh zum Südfenster und schau zu den Bergen von Kagwher. Wähl den nächsten aus und zähl die Bäume, die auf ihm stehen.«
    »Die Bäume zählen? Wozu?« »Weil ich es gesagt habe. Stell keine dummen Fragen, tu's einfach!«
    »Schon gut, schon gut, Em, reg dich nicht auf.« Er trat ans Südfenster. Der nächste Gipfel war nur etwa eine Meile entfernt. Althalus machte sich daran, die schneebedeckten Bäume zu zählen. Der Schnee ließ ihre Umrisse verschwimmen, was das Zählen erschwerte.
    »Geh ein bisschen zur Seite.« Emeralds Stimme schien in sein rechtes Ohr zu murmeln. Er riss überrascht den Kopf herum. Er konnte sie nicht auf der Schulter fühlen, wohl aber ihren warmen Atem an der Wange spüren.
    Emerald saß nach wie vor auf dem etwa ein Dutzend Fuß entfernten Bett. »Ich bat dich ein wenig zur Seite zu gehen, Schatz«, sagte ihre Stimme in seinem Kopf. »Ich brauche etwas mehr Platz.«
    »Was tust du?«
    »Psst! Ich bin beschäftigt.«
    Ihm war, als bewege sich etwas in seinem Kopf. »Halt dich still«, ermahnte ihn ihre Stimme. »Soviel Platz nehme ich gar nicht ein.«
    Dann schwand das Gefühl, einen Fremdkörper im Kopf zu haben, und Althalus verspürte dort das sanfte Auf und Ab ihres Schnurrens. »Jetzt gehörst du mir!«, triumphierte sie.
    »Was geht da vor?«, fragte er erschrocken.
    »Du brauchst nicht mehr laut mit mir reden, Schatz«, hauchte sie in seinem Verstand. »Nun, da ich hier bin, kann ich deine Gedanken hören, und du kannst meine vernehmen, wenn du dir die Mühe machst und lauschst.«
    »Wie hast du das angestellt? «
    »Nicht laut reden, Althalus. Denk die Worte. Es ist ein schier unerträglicher Widerhall hier, wenn du sie denkst und gleichzeitig sprichst.«
    Er sandte seinen Gedanken nach innen. »Bist du wirklich da drinnen? «
    »Mein Bewusstsein, ja. Es ist aber auch auf dem Bett. Mit dem Verstand ist es einfach, an zwei verschiedenen Orten gleichzeitig zu sein.« Ihm war als kitzle ihn etwas über dem linken Ohr. »Es ist hier drin mehr Platz als ich dachte. Du bist klüger als ich mir vorgestellt hatte, und du bist wirklich ziemlich poetisch.«
    »Würdest du bitte aufhören, da drin herumzukramen?« »Ich denke gar nicht daran. Katzen sind neugierig, wusstest du das nicht? « »Wie ist es dir gelungen, so schnell einzudringen? Ich dachte, es würde eine lange Zeit dauern.«
    »Das dachte ich ehrlich gesagt auch. Bevor du zu zählen anfingst, konnte ich die Barriere nicht überwinden. Kaum hast du die Bäume gezählt, löste sie sich auf.«
    »Bedeutet das, dass ich jedes Mal ›eins -zwei - drei‹ sagen muss, bevor ich mich auf diese Weise mit dir unterhalten kann?« »Nicht mehr, Schatz. Ich bin jetzt drin und du wirst mich nie wieder los.« »Daran muss ich mich erst gewöhnen. Ich hatte noch nie jemand in meinem Kopf.«
    »Ist es sehr unangenehm?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Jetzt werde ich bei dir sein, wohin immer du auch gehst.«
    »Ich hatte nicht vor, ohne dich irgendwo hinzugehen, Em. Dar über wollte ich längst schon mit dir reden. Ohne dich gehe ich nirgendwo hin, Kätzchen - selbst wenn es bedeuten würde, dass die Welt deshalb in Scherben fiele. Die Welt spielt für mich keine Rolle mehr, nur du bist wichtig für mich.«
    »Bitte sag so etwas nicht, Althalus.« Ihre Stimme in seinem Kopf klang gerührt. »Das erschwert mir das Denken.«
    »Ja, ist mir aufgefallen. Aber wenn man es recht bedenkt, haben wir darauf hingearbeitet, seit ich hierher kam, nicht wahr? Du hast damit angefangen, dass du laut zu mir geredet hast, und einer sprechende Katze läuft man nicht jeden Tag über den Weg. Im Grunde genommen sind wir jetzt nur einen Schritt weiter gegangen, damit du nicht diese Tausende von Jahren vergeuden musst, mich das Buch nutzen zu lehren. Wir könnten gleich aufbrechen, würde der Winter sich nicht gerade breit machen.« Er blickte Em mit einer hochgezogenen Braue an. »Jetzt da du die Tür geöffnet hast, dringt alles Mögliche durch«, sagte er laut. »Glaub nicht, dass ich es beanstanden möchte, Em, aber sind diese Gedanken schicklich?«
    Sie funkelte ihn einen Augenblick an, dann sprang sie vom Bett und stolzierte davon.
    »Macht dich das verlegen, Em?«, fragte er sanft.
    Sie drehte sich um und fauchte ihn an.

 

7
     
    »Bleib bloß draußen, Althalus! Was da drin ist geht dich nichts an!« » Du hast die Tür

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