Althalus
Gedanken.
Sofort riss sie die grünen Augen auf und sandte einen suchenden Gedanken aus. Dann fauchte sie.
»Was ist los?«, fragte er scharf.
»Pekhal! Sei vorsichtig, Althalus. Er ist äußerst gefährlich.«
»Hast du nicht gesagt, er sei einer von Ghends Knechten?«
»Ghends Bestien träfe es besser. In Pekhal ist nicht mehr viel Menschliches. Er wird versuchen, dich zu töten, da bin ich ganz sicher.«
»Das haben schon viele versucht, Em.« Althalus rollte unter seinem Umhang hervor und griff nach seinem Speer mit der Bronzespitze.
»Leg dich nicht mit ihm an, Althalus. Er ist gemein und bösartig und wird versuchen, dir mithilfe einer List nahe genug zu kommen, dass er dich mit seinem Schwert erschlagen kann. Ich vermute, er ist inzwischen auf der Suche nach einem Frühstück.«
»Er frisst Menschen?«
»Und das ist nicht einmal seine schlimmste Angewohnheit.«
»Mir fällt da etwas ein, wie ich mir den Burschen vom Leibe halten kann.« Althalus grinste freudlos. Ein Krachen erklang aus dem Unterholz. Rasch huschte Althalus hinter einen Baum, um unbemerkt beobachten zu können. Der Mann war ein Gigant mit beinahe tierhaftem Gesicht. Mit Einem riesigen Schwert, dessen Klinge offenbar nicht aus Bronze
war, bahnte er sich einen Weg durchs Gestrüpp. »Wo bist du?«, brüllte er heiser.
»Ich bin mehr oder weniger hier«, erwiderte Althalus. »Du brauchst nicht näher zu kommen.«
»Zeig dich!«
»Warum sollte ich? «
»Ich will dich sehen!«
»So schön bin ich gar nicht.«
»Zeig dich!«, brüllte die Bestie erneut. »Wenn du meinst, Nachbar«, entgegnete Althalus sanft. Er trat hinter dem Baum hervor und blickte durchdringend auf den schwer bewaffneten Wilden. » Dheu! «, befahl er.
Die Bestie erhob sich ein Stück in die Luft und fluchte erschreckt.
»Nur eine Vorsichtsmaßnahme, Freund«, erklärte Althalus höflich. »Du scheinst mir heute Früh schlecht gelaunt zu sein -zweifellos liegt dir jemand im Magen, den du gefressen hast.«
»Lass mich runter!«
»Nein. Ich glaube, du bist gut aufgehoben da, wo du bist.«
Die groteske Bestie hieb mit ihrem Schwert durch die Luft, als
könnte sie das unsichtbare Band durchtrennen, das sie hielt.
»Du hast doch nichts dagegen, wenn ich mir das näher ansehe, oder?«, fragte Althalus höflich. Er streckte die Hand aus und befahl: » Gwem! «
Das riesige Schwert wirbelte aus der Hand des Giganten und schwebte gehorsam zu Althalus herab. »Sehr beeindruckend.« Er wog die schwere Waffe in der Hand.
»Gib es mir zurück!«
»Nein, bedaure. Du brauchst es nicht!« Althalus stieß die schwere Klinge in den Waldboden, dann nahm er der Bestie auf die bewährte Weise auch den Dolch und den Beutel vom Gürtel.
Pekhal brüllte noch wilder als zuvor und seine Fratze war vor
hilfloser Wut verzerrt.
Althalus hob die Hand, und aufs Neue befahl er: » Dheu! «
Pekhal schwebte weitere zwanzig Fuß in die Höhe. Sein Gesicht
wurde kreidebleich, und vor Schreck riss er die Augen weit auf. Dann endeten seine Bewegungen; starr vor Angst verharrte er.
»Wie ist die Aussicht da oben?« Althalus machte die Sache allmählich Spaß. »Möchtest du dir die Dinge vielleicht aus ein paar Meilen Höhe anschauen? Ich mach's dir möglich, wenn du willst.«
Pekhal starrte ihn an. Aus seinen Augen sprach, nein, schrie grelles Entsetzen.
»Verstehen wir uns jetzt, Freund?«, erkundigte sich Althalus. »Wenn du Ghend das nächste Mal wiedersiehst, dann grüß ihn von mir und richte ihm aus, er soll mit solchem Unfug aufhören. Ich arbeite nicht mehr für ihn, also haben wir nichts mehr miteinander zu schaffen.« Althalus hob seinen neuen Geldbeutel und den Dolch auf. Den Beutel verstaute er in seiner Tasche, ehe er sein neues Schwert aus dem Boden zog und mit dem Dolchknauf auf die schwere Klinge pochte, die einen hellen Laut von sich gab, beinahe wie das Läuten einer Glocke. Dann überprüfte er die Schwertklinge mit dem Daumen. Sie schien ihm viel schärfer zu sein als die seines Bronzeschwerts. »Sehr schön«, murmelte er. Er blickte zu Pekhal hinauf. »Ich möchte mich bestens für die Geschenke bedanken, Freund. Leider kann ich dir dafür nur meine alten Waffen verehren, aber da du so viel erhabener bist als ich, wirst du das sicher nicht beanstanden.« Er legte seine Bronzewaffen ab. »Vielleicht machen wir eines Tages wieder Geschäfte«, rief er. »Ich wünsche dir einen schönen Tag.«
»Willst du ihn einfach da oben schweben lassen?«, tadelte
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