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Althars Wolkenhort

Althars Wolkenhort

Titel: Althars Wolkenhort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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etwas lockte ihn und schien ihn gleichzeitig abzustoßen. Er spürte es umso deutlicher, je länger er den Blick auf den Turm gerichtet hielt. Dieses Bauwerk forderte ihn heraus. Was immer ihn dort erwarten mochte, er war entschlossen, es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
    »Ich sehe keinen Eingang, Baumer«, sagte er, ohne sich von der Stelle zu bewegen.
    »Niemand hat Althars Wolkenhort jemals betreten können!« zeterte Baumer. »Es gibt keinen Eingang. Die Schlingpflanzen! Erkennt ihr nicht, welcher Art sie sind? Geht näher heran, wenn ihr wollt, aber lasst mich hier! Spürt ihr es denn nicht? Es greift nach uns! Ich will nicht noch einmal.« Der Rest ging in einem Schluchzen unter. Baumer spielte ihnen nichts vor. Er litt wirklich.
    Mythors Mitleid mit ihm wuchs. Vermutlich hatte ihn erst sein Erlebnis hier oben zu dem Teufel gemacht, der er nun war. »Diese Wolke«, fragte er dennoch, »verschwindet sie niemals?«
    »Niemals!« bestätigte Baumer jammernd. »Sie ist immer da. Niemand hat je die Spitze des Turmes gesehen, aber es gibt Legenden, die besagen, dass sie bis in den Himmel wächst.«
    »Es gibt einen Zugang«, murmelte Mythor. »Und wir finden ihn.«
    »Nein!« kreischte Baumer. »Geht nicht näher heran!«
    Mythor löste Kalathee behutsam von sich und nickte Nottr zu. »Lass ihn gehen.«
    »Damit er wieder einsame Wanderer überfallen kann und sie…?«
    »Ich habe seine Flöte. Ohne sie muss er froh sein, wenn er nicht selbst von seinen Wildschweinen erwischt wird. Lass ihn gehen, Nottr!«
    Widerwillig gehorchte der Lorvaner. Er löste Baumer die Fesseln und versetzte ihm einen Tritt. Baumer war verschwunden, bevor Mythor bis drei zählen konnte.
    »Sadagar«, sagte er. »Du bleibst mit Kalathee hier, bis wir dich rufen. Nottr?«
    »Ich warte nur auf dich!«
    Die Miene des Barbaren stand in krassem Widerspruch zu seinen Worten. Doch er folgte Mythor ohne Zögern, als dieser mit festem Schritt auf den Turm zuging.
    Hier, auf der Kuppe des kleinen Berges, standen wieder hohe Tannen und vereinzelte Birken, die längst ihr Laub verloren hatten. Nur um den Wolkenhort herum gab es eine freie Zone von etwa zwanzig Schritt Breite. Die Schlingpflanzen wuchsen direkt vor dem Bauwerk aus dem Boden und überwucherten ihn bis in eine Höhe von fünf, sechs Schritt so dicht, dass mehrere Männer sich in ihnen verstecken konnten. Allerdings würden sie nicht lange leben.
    Jetzt, als sie sich dem Turm bis auf einen Steinwurf genähert hatten, erkannten Mythor und Nottr, was Baumer mit seinen Worten gemeint hatte.
    Rote Stränge zogen sich quer durch die Schlinggewächse. Mythor war sicher, dass er die violetten Adern in der Erde finden würde, wenn er darin grub.
    Und je näher die beiden Männer dem Turm kamen, desto eindringlicher spürten sie seine Ausstrahlung. Sie musste es ein, die die Pflanzen verändert hatte und die alle in den Wahnsinn trieb, die dem Turm zu nahe kamen.
    Mythor bemerkte Nottrs Blick und zog das Gläserne Schwert aus dem Gürtel. Wie einen Schild hielt er es vor sich.
    »Glaubst du, dass Alton uns weiterhelfen wird?« fragte Nottr.
    »Vielleicht«, antwortete Mythor. »Beides, Xanadas Lichtburg und Althars Wolkenhort, sind Fixpunkte des Lichtboten. Es muss eine Beziehung zwischen Alton und dem Wolkenhort geben.« Doch er dachte daran, dass das Gläserne Schwert noch nicht so hell leuchtete, wie dies der Fall sein sollte, und an die Schuld, die er durch den unseligen Handel mit Prinz Nigomir auf sich geladen hatte.
    Die beiden Männer umrundeten den Turm einmal, ohne auch nur die Spur eines Hinweises auf den Eingang zu finden. Der Gürtel der Schlinggewächse war so dicht, dass vom ganzen unteren Teil des Bauwerks nichts zu erkennen war.
    »Es bleibt uns nichts anderes übrig«, sagte Mythor finster. »Wir müssen uns einen Weg durch das verteufelte Gestrüpp bahnen.«
    Doch die roten Stränge waren überall. Mythor trat ganz dicht an die Ranken heran und holte mit Alton aus. Noch war er bei klarem Verstand. Was immer Baumer hatte wahnsinnig werden lassen, es schlug noch nicht zu.
    *
    Weder Mythor noch einer der Gefährten ahnte, dass sie seit dem Verlassen der Katakomben von Lockwergen verfolgt und beobachtet worden waren. Selbst Baumer war entgangen, dass zwei weitere Fremde in »seine« Wälder eingedrungen waren.
    Nun hockten sie hinter einem Felsen und beobachteten aus sicherer Entfernung: ein Mann in schwarzem Mantel, schwarzen Stiefeln und Handschuhen und mit einem

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