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Althars Wolkenhort

Althars Wolkenhort

Titel: Althars Wolkenhort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Neugierige nach ihm gesucht hatten, mussten dann nicht auch die Caer von seiner Existenz wissen und versuchen, ihn zu zerstören? Kam deshalb, wie Baumer immer wieder versicherte, niemand an ihn heran, geschweige denn hinein?
    Mythor verscheuchte die Gedanken. Nichts war gefährlicher, als sich ein falsches Bild zu machen und dann von etwas völlig anderem überrascht zu werden.
    Er achtete wieder verstärkt auf den Weg und sah Pflanzen, wie er ihnen bisher noch nirgendwo begegnet war. Sie gehörten nicht in diese Welt, das spürte er. Es war fremdes Leben. War es unter irgendeinem geheimnisvollen Einfluss entstanden, der vom Wolkenhort ausging? Das Gelände wurde hügelig und stieg langsam an.
    Baumer blieb plötzlich stehen. Sofort war Nottrs Klinge wieder in seinem Nacken. »Weiter!« knurrte der Lorvaner.
    »Wartet!« Baumer deutete mit einer Kopfbewegung auf drei rötlich schimmernde Linien, die sich mitten über den schmalen Pfad zogen, von einem Dickicht ins andere. »Ich hätte nicht geglaubt, dass es schon so weit vorgedrungen ist.« Echte Angst lag in seiner Stimme. »Bald wird der Weg zu Althars Wolkenhort gänzlich versperrt sein.«
    »Wovon redest du?« fragte Nottr verwirrt.
    Mythor, der den Abschluss der kleinen Gruppe gebildet hatte, drängte sich an Kalathee und Sadagar vorbei, bis er neben Baumer stand.
    »Ihr müsst die Stränge durchtrennen«, sagte dieser. »Aber seid vorsichtig. Wer von der Säure getroffen wird, den frisst sie auf.«
    Nottr stieß einen Fluch aus, trat vor und ließ das Schwert auf eine der roten Linien herabsausen. Es sprang in die Höhe, als sei es auf Stahl getroffen, der unter der Berührung nach oben schnellte.
    »Was… was ist das?« fragte er überrascht.
    »Leben«, flüsterte Baumer. »Entsetzliches Leben. Der Wolkenhort ist davon umgeben. Aber hier habe ich es noch nie gesehen.«
    Mythor zog Nottr an sich vorbei nach hinten. Einen Augenblick musterte er die drei Stränge, dann schwang er Alton.
    Die gläserne Klinge sauste auf die Ranke oder was immer es war, herab und durchtrennte sie mühelos. Baumers Schrei ließ ihn zurückspringen.
    Die beiden Enden des durchtrennten Stranges schnellten hoch. Aus ihnen spritzte eine blutrote Flüssigkeit. Sie peitschten durch die Luft wie Schlangen, bis es an ihren Enden nur noch träge herabtropfte. Wo die Flüssigkeit Blätter oder Baumstämme berührte, bildeten sich unter leisem Zischen Dampfschwaden. Beißender Gestank drang in die Nasen der Freunde. Entsetzt sahen sie zu, wie sich die Rinde eines mächtigen Stammes vor ihnen auflöste. Und immer noch fraß sich die Flüssigkeit tiefer in den Stamm hinein.
    »Ich habe euch gewarnt«, flüsterte Baumer. »Wollt ihr immer noch weiter?«
    »Ja!« stieß Mythor zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, machte einen Sprung nach vorne und durchtrennte blitzschnell auch die beiden anderen im Boden verlaufenden Stränge. Sofort sprang er zurück, als sie in die Höhe peitschten und ihre todbringende Säure verspritzten.
    Ringsum zischte und brodelte es. Giftige Dämpfe drangen an die Nasen der Freunde. Sie wagten nicht mehr zu atmen, bis sich die Dämpfe verzogen hatten. Alle Ranken lagen nun schlaff und runzlig am Boden.
    »Weiter!« drängte Mythor.
    Nottr sah ihn unsicher an. Außer Dämonen und Schwarzer Magie fürchtete er nichts auf der Welt. Aber dies hier.
    »Hast du nicht gehört?« fuhr er Baumer an und drückte ihm die Schwertspitze in den Nacken. »Du sollst weitergehen!«
    Der ehemalige Hofnarr ergab sich jammernd in sein Schicksal. Es war nun offensichtlich, dass er lange nicht mehr den Weg nach Althars Wolkenhort genommen hatte.
    Mythor rätselte darüber nach, was Baumer mit seinen Worten gemeint haben könnte, der Wolkenhort sei von »entsetzlichem Leben« umgeben, das sich nun schon bis hierher ausgebreitet hatte.
    Tatsache war, dass diese Rankengewächse und die blutrot schillernden Blumen tief im Gebüsch nicht hierher gehörten. Sie passten nicht in die Landschaft. Tief im Süden hatte Mythor ähnliche Gewächse gesehen. Im kalten Norden waren sie normalerweise nicht lebensfähig. Irgend etwas musste sie speisen.
    Mythor blieb unwillkürlich stehen und stocherte, einer Eingebung folgend, mit der Spitze Altons im Boden des Pfades herum. Die Freunde sahen ihn fragend an, als er sich hinkniete und mit den Händen vorsichtig weitergrub.
    Kaum mehr als eine Handbreit tief fand er hauchdünne violette Fäden, die den Waldboden wie Adern durchzogen. Wo er sie

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