Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Althars Wolkenhort

Althars Wolkenhort

Titel: Althars Wolkenhort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
schwarz gekleideten Körper.
    Dann lag er still.
    Drundyrs Augen waren weit aufgerissen und starrten in endlose Fernen. Nur der Mund bewegte sich leicht, und aus Drundyrs Kehle drang eine heisere, helle Stimme, die nicht mehr seine eigene war. »Nyala!«
    *
    Als sich die Lider über die starren Augen schlossen, lag Drundyr wieder an jener Stelle, von wo aus er zusammen mit Nyala von Elvinon beobachtet hatte, wie Mythor und der Lorvaner sich von dem Messerwerfer und dem Mädchen trennten, nachdem zuvor der kleine Mann im seltsamen Kostüm geflohen war.
    Mit wild klopfendem Herzen saß Nyala im Schutz der Felsen über den Priester gebeugt, den sie unter Aufbietung aller Kraft zurückgeschleppt hatte.
    Kalathee und Sadagar - die Namen hatte Nyala während der Flucht durch die Katakomben unterbewusst aufgenommen - hatten sich noch nicht gerührt. Nur einmal waren sie zusammengezuckt, als Drundyr den schrillen Schrei ausstieß.
    »Komm zu dir, Drundyr«, flüsterte Nyala, vor Angst und Kälte zitternd. »Bitte, komm zu dir!«
    Doch noch regte der hagere Mann sich nicht. Er atmete flach. In seinem Gesicht zuckte es. So lag er eine Weile da. Dann schlug er völlig überraschend die Augen wieder auf.
    Nyala schrak zurück. Für einen Moment nur war sie verunsichert, denn diesen Blick hatte sie seit dem Aufbruch aus Lockwergen nicht mehr gesehen. Dies war wieder der alte Drundyr, nicht mehr der Mann, der einen inneren Kampf gegen seinen Dämon ausfocht, einen Kampf, den er nicht gewinnen konnte.
    Drundyr richtete sich auf. Ein hartes Lächeln umspielte die Mundwinkel, die Nyala vom Blut gesäubert hatte.
    »So mag es eine Fügung gewesen sein«, flüsterte der Caer, »dass mir der Erfolg in Lockwergen versagt geblieben ist und ich durch Mythor zu diesem Ort geführt wurde.«
    In seinen Augen glomm ein gefährliches Feuer. Drundyr sah sich kurz um, nahm Nyala bei der Hand und kletterte mit ihr ein weiteres Stück den Felshügel hinab. Er wirkte frischer und kraftvoller als seit langer Zeit. Bald hatten sie eine Stelle erreicht, an der sich bequem klettern ließ. Nach etwa zweihundert Schritten machte Drundyr halt.
    »Du willst dich Mythor nicht mehr anschließen?« erriet Nyala.
    »Sprich nie mehr davon!« herrschte der Priester sie an. »Mein Verstand muss vernebelt gewesen sein, und doch führte mich die Macht in mir den richtigen Weg. Kein Bündnis mit Mythor, nein! Ich habe Althars Wolkenhort gefunden, und dies wird mein Geschenk an Drudin sein! Wenn ich diesen Hort des Lichtes für ihn und Caer erobere, wird er mir meine Niederlage verzeihen.«
    »Erobern?« Nyala erschauerte. Sie spürte die Macht des Dämons, die Drundyr erfüllte und von diesem auf sie ausstrahlte. Aber ihre Zweifel konnte sie nicht völlig verbergen.
    »Zweifle nicht!« sagte Drundyr barsch. Dann überzog wieder das verächtliche Lächeln sein Gesicht. »Natürlich wird es mir allein nicht gelingen, denn ich kann mich dem Wolkenhort nicht nähern. Aber wir werden Krieger finden, die ihn für uns zu nehmen wissen.«
    »In dieser Wildnis?« gab Nyala zu bedenken.
    »In Lockwergen«, sagte der Caer rasch. Er dachte einen Augenblick nach. »Drudin wird neue Truppen in die verlassene Stadt schicken. Und Lockwergen ist nicht so weit, wie wir glaubten. Wir waren zwar fast zweieinhalb Tage hierher unterwegs, aber nachts mussten wir rasten, und wir machten gewaltige Umwege. Eine gute halbe Tagesreise, denke ich. Komm!«
    Der Caer-Priester nahm erneut ihre Hand. Sie stiegen ab, bis sie am Fuß des Berges waren. Drundyr blieb noch einmal stehen und sah sich um.
    »Vierhundert Schritt mag er hoch sein«, schätzte er. »Vielleicht fünfhundert. Und an dieser Stelle können Reiter hinaufgelangen. Wir werden schneller zurück sein, als du glaubst, Mythor!«
    Bei den letzten Worten hatte er eine Hand zur Faust geballt und sie in Richtung Wolkenhort geschüttelt.
    *
    Es gab Lücken im Netz aus roten Strängen, das dieses Dickicht aus allen nur vorstellbaren Arten von Schlinggewächsen und Ranken durchzog. Mythor versuchte sich an diesen Stellen einen Weg hindurch zu bahnen. Irgendwo hinter dieser Mauer aus Grün und Rot musste ein Eingang in den Turm liegen.
    Das Gläserne Schwert fuhr singend in die Ranken. Nottr stand an Mythors Seite und hieb ebenfalls auf die Gewächse ein, sorgsam darauf bedacht, mit der Klinge nicht an die roten Stränge zu kommen, obwohl sich ja gezeigt hatte, dass nur Alton sie durchtrennen konnte.
    Schon nach kurzer Zeit musste Mythor

Weitere Kostenlose Bücher