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Althars Wolkenhort

Althars Wolkenhort

Titel: Althars Wolkenhort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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erkennen, dass sich seine insgeheim gehegten Hoffnungen, Alton könne sich als eine Art Schlüssel erweisen, nicht erfüllten. Was hatte er erwartet? Dass das Schwert in seiner Hand lebendig würde und ihm zeigte, wo sich der verborgene Eingang in den Turm befand? Dass die Pflanzen zurückwichen, wenn er die Klinge gegen sie schwang? Dass das Klagen irgend etwas auslöste?
    »Verflucht, Mythor!« schrie Nottr außer Atem. »Das Teufelszeug wächst schneller nach, als wir es herunterschlagen können.«
    Der Lorvaner übertrieb nicht. Wo die beiden Schwerter eben noch eine Lücke in das Dickicht geschlagen hatten, so dass bereits Teile des Turmes zu sehen waren, entstand vor den Augen der Männer ein neuer Pflanzenvorhang. Schnell wie Schlangen krochen die grünen Ranken in den freien Raum und verschlangen sich ineinander. Mythor durch trennte sie mit dem Schwert, immer und immer wieder. Doch sofort kamen aus dem Dunkel zwischen den Schlinggewächsen neue Ranken, wuchsen aus anderen Ranken oder direkt aus dem Boden nach.
    Mythor trat zurück, während Nottr, von Zorn gepackt, weiter auf das Dickicht eindrosch.
    Mythor sah sich nach Kalathee und Sadagar um. Sie hatten sich auf den Boden gekauert. Sadagars Arme lagen schützend um die Schultern der jungen Frau.
    Sie würden die Kälte nicht von ihr fernhalten können. Kalathee zitterte. Ihre Lippen waren blau angelaufen. Mythor sah zum klaren Himmel auf. Die Sichel des Mondes war bereits zwischen den Wipfeln zu sehen. Noch eine gute Stunde bis zur Dämmerung, schätzte er.
    In dieser Nacht würde es Frost geben. Der nahende Winter kündigte sich deutlich an.
    Ob es Felle in Baumers Hütte gab? Mythor stieß eine Verwünschung aus. Hier stand er nun vor dem lang ersehnten Ziel und war hilfloser denn je. Krieger wären im Kampf zu besiegen gewesen. Die Ausstrahlung war dazu angetan, den Willen der Gefährten zu lähmen. Aber sie machte sie nicht wahnsinnig wie Baumer. Sie kämpften dagegen an.
    Vielleicht war wenigstens das auf die schwache Leuchtaura Altons zurückzuführen, dass sie nicht den Verstand verloren, überlegte Mythor. Er würde diesen Ort nicht verlassen, bevor er nicht in den Wolkenhort eingedrungen war und um den Helm der Gerechten gekämpft hatte.
    Irgendwann musste das, was diese unheimlichen Pflanzen speiste, erschöpft sein. Und es war besser, bei Anbruch der Nacht im Turm zu sein als hier draußen in der eisigen Kälte, jedem Unwetter schutzlos ausgeliefert. Wie schnell solche Unwetter in dieser Gegend heraufzogen, hatte Mythor vor nicht allzu langer Zeit erleben müssen.
    Mit grimmigem Blick trat er wieder an Nottrs Seite und ließ das Schwert in den Pflanzenvorhang sausen. Lange Ranken fielen zu Boden oder blieben im Dickicht hängen. Mythors Arm hob und senkte sich so schnell, dass Nottr ihn einen Moment lang ungläubig anstarrte. Der Eifer, mit dem der Freund jetzt zu Werke ging, spornte auch ihn noch einmal an. Eine neue Bresche entstand. Nottr trat einen Schritt vor. Beide steigerten sich in einen wahren Rausch hinein. Sie traten sofort vor, wenn sie eine neue Lücke geschlagen hatten, immer noch sorgsam darauf bedacht, keinem der roten Stränge zu nahe zu kommen.
    »Der Turm!« rief Mythor plötzlich. »Bei Qyul, wir erreichen ihn, Nottr!«
    Tatsächlich schimmerte jetzt wieder die bronzefarbene Wand des Bauwerkes zu ihnen durch.
    »Aber kein Eingang!« rief Nottr zurück. »Mythor, die Ranken wachsen überall um uns herum! Wir werden.«
    Der Lorvaner hatte sich halb herumgedreht, um die schnell auf sie zuwachsenden Ranken herunterzuschlagen, als er etwas sah, das ihn einen erstickten Schrei ausstoßen ließ. »Wir müssen zurück!« schrie er in aufkommender Panik. »Wir sind nicht die ersten, die auf diese Weise versucht haben, in den Wolkenhort zu kommen!«
    Mythor fuhr herum. Zuerst sah er die Lianen, die ihn und Nottr von allen Seiten regelrecht einzuweben versuchten. Dann…
    Dort, wo der Lorvaner das Dickicht geteilt hatte, schimmerte blass das Skelett eines Menschen in den Pflanzen. Vermoderte Stoff- und Pelzbekleidung hing von den gebleichten Knochen herab. In der Hand des Skeletts befand sich noch das Schwert, mit dem der Unbekannte versucht hatte, sich auf die gleiche Weise wie Mythor und Nottr einen Weg ins Innere des Turmes zu schlagen.
    Das Skelett war von Dutzenden von schlanken Lianen umwickelt. Mythor starrte noch entsetzt darauf, als er spürte, wie sich etwas um seinen Hals schob. Er schrie auf und versuchte, die Ranke mit der

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