Althea - Das Erwachen
Vorteil gegen ihn umsetzen konnte. Er war ziemlich entgeistert über meine miese Technik, was er auch immer wieder lautstark kundtat, allerdings sah er auch Potenzial in mir. Sonst hätte er mich nicht so intensiv und zeitraubend selbst unterrichtet, sondern das vielleicht einen der geschickteren Schüler übernehmen lassen. Er verbrachte Stunde um Stunde mit mir, korrigierte mich immer wieder und zeigte mir neue Kombinationen.
Ich lernte die neuen Bewegungsabläufe sehr schnell, anscheinend hatte mein neues Ich eine Begabung dafür, immer komplexere Bewegungen und Kombinationen einzustudieren. Es war jedenfalls deutlich besser als ich es von früher her gewohnt war. Schießen übte hier keiner, Schusswaffen waren ausschließlich für den Ernstfall reserviert, und dann bekamen nur die besten Schützen eine Waffe. Bogenschießen war noch etwas, mit dem ich liebäugelte, laut allen Geschichten, die man so hörte und die ich gelesen hatte, waren Elfen ziemlich geschickt mit dem Bogen. Die Versuche, die ich mit dem Bogen machte, waren vielversprechend, aber ich entschied dann doch letztendlich, mich erst einmal auf eins zu konzentrieren, nämlich den Schwertkampf. Da hatte ich ziemlich viel Talent und brauchte dringend Nahkampferfahrung.
Mein Erlebnis mit den Ork hatte für ein dringendes Bedürfnis gesorgt, mich in engen Tumulten schützen zu können. Am Fernkampf war ich weniger interessiert, ich versuchte den Gegnern eher weiträumig auszuweichen. Einfach war das Training mit Franz selten, er beschimpfte mich die ganze Zeit über und trieb mich sehr hart an. Deutlich härter als seine anderen, männlichen Schüler. Da ich sehr viel von ihm lernte, ignorierte ich das so gut ich konnte. Er hatte unzählige Vorurteile Frauen gegenüber, seine Bemerkungen stießen mir immer wieder auf. Ich behielt das Geheimnis meiner männlichen Herkunft trotzdem für mich. Er hätte mir wahrscheinlich sowieso nicht geglaubt, und wenn, wer weiß, was er dann mit mir gemacht hätte.
Mit Hans und Georg kam ich hervorragend aus, Georg wich mir eigentlich so gut wie nie von der Seite, trotz seines Jobs als Soldat. Ich vermutete, sein Vater hatte etwas damit zu tun, dass Georg so viel Zeit hatte. Ich hoffte bloß, dass Georg nicht mehr als Freundschaft von mir wollte, ich war ganz sicher zu mehr nicht bereit. Und schon gar nicht mit einem Mann, das fühlte sich für mich irgendwie falsch an. Noch nicht. Oder niemals. Was auch immer.
Einen Moment abzupassen, in dem ich alleine war, war nicht allzu einfach. Ich wollte die erste einsame Gelegenheit ausnutzen, um mich heimlich zu verdrücken und dem Haus der Magier einen Besuch abzustatten. Ich wollte auf jeden Fall mehr über meine Magie herausfinden.
Allein die Vorstellung, eine Reaktion wie bei dem Ork unbewusst bei jemandem hervorzurufen, der ein normaler und unschuldiger Mensch war, beunruhigte mich. Der kopflose Ork suchte mich immer noch regelmäßig in meinen Träumen heim, obwohl er sein Schicksal ganz sicher verdient hatte. Oft hatte ich in der gleichen Nacht dann auch noch meinen anderen Albtraum, in dem ich am Ende halb tot war und völlig hilflos. Immer wieder kam ich an den Punkt, an dem ich wusste, dass ich sterben würde. Weder Hans noch Georg sprachen mich darauf an, wenn ich morgens schreiend aufwachte, sie konnten sich ihren Teil denken, sie wussten schließlich, wo ich gewesen war.
Mein Wunsch nach Schutz auf meinen zukünftigen Reisen war stärker als alles andere. Die Begegnung mit den Ork wollte ich auf gar keinen Fall in der Form wieder erleben müssen, die nächste Begegnung würde so oder so anders verlaufen. Das schwor ich mir insgeheim, so etwas würde ich nicht noch einmal mitmachen, lieber wollte ich sterben, als das erneut erleben zu müssen.
Dabei war mir mein neues Leben eigentlich viel zu wertvoll, es war für mich fast, als hätte ich die Verantwortung für diese zierliche Elfe übernommen und musste jetzt alles tun, um sie zu beschützen. Manchmal fragte ich mich, ob ich vielleicht schizophren werden würde. Als irgendwann endlich die Gelegenheit kam und Hans mit Georg etwas gemeinsam zu erledigen hatte, verließ ich das Haus gut gelaunt und voller Tatendrang ebenfalls ein wenig später.
Vielleicht konnten mir die Magier helfen meine neuen Fähigkeiten besser zu beherrschen, auch wenn ich mittlerweile auch so schon deutlich besser als noch vor einigen Wochen damit zurechtkam. Ich lief also alleine durch die Straßen der Grenzfestung Riem. Ich fand diesen Namen
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