Althea - Das Erwachen
freundlich an. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du nur unsere Übungsstunden beobachten möchtest.“ Sie sah mich fragend an, aus schönen blauen Augen, die ich hingerissen bewunderte. Ich riss mich zusammen und versuchte mich zu erinnern, was sie gerade gefragt hatte.
„Ich glaube, dass ich ebenfalls magische Fähigkeiten habe, und brauche dringend Hilfe, um sie zu kontrollieren. Ich weiß nicht, wo ich sonst hingehen könnte“, antwortete ich verlegen. Ich hoffte, es war ihr nicht aufgefallen, dass ich sie so intensiv angestarrt hatte.
Sie sah mir mit so festem und selbstbewusstem Blick in die Augen, dass mir unbehaglich zumute war, aber ich hielt stand. Dieser Blick war typisch für selbstbewusste Menschen, die sich ihrer Schönheit sehr sicher waren. Irgendwann schüttelte sie irritiert den Kopf und entließ mich aus ihrem Blick. Meine Katzenaugen, vermutete ich, mich hätten solche Augen bestimmt auch irritiert. Sie meinte zu der älteren Dame:
„Halte doch bitte das Training heute ab, Gerda, ich glaube, ich bin erstmal beschäftigt. Wenn es wieder falscher Alarm ist, bin ich gleich wieder da.“
Sie nickte mir freundlich zu und winkte mir ihr zu folgen, dann ging sie auf einen der Hofeingänge in das Haus zu, und ich lief ihr hinterher. Hinter uns fing der Lärm bald wieder an, es war eine Erlösung, nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.
„Entschuldige bitte unseren frostigen Ton, aber seit wir entschieden haben, für unsere Trainingsstunden Zuschauer zuzulassen, um unsere Arbeit den Leuten ein wenig näher zu bringen, hätte es beinahe ein paar tragische Unfälle gegeben. Daher war die Tür offen, aber wir sind vorsichtiger mit Besuchern geworden. Du bist also alleine durch die Wildnis gereist, wenn ich das richtig gehört habe, wie ist es dazu gekommen? Freiwillig macht so was ja wohl keiner, oder?“ Sie schaute mich freundlich und neugierig an.
„Ich kann dir meine Geschichte leider nicht vollständig erzählen“, antwortete ich, „da ich leider selbst nur einen kleinen Teil davon kenne. Kurz gefasst ist meine Geschichte diese: Ich bin etwa hundert Kilometer östlich von hier aufgewacht und musste mich zu euch hierher durchschlagen. Ich hatte keine Wahl, es waren keine Menschen da, als ich erwachte. Dafür gab es aber reichlich Ork. Was mir alles wirklich passiert ist, wird mir erst so langsam klar, auf jeden Fall bin ich in einem Krankenhaus aufgewacht, in dem ich monatelang im Koma gelegen haben muss.“
Sie sah mich mitfühlend und etwas überrascht an, ich konnte in ihren Augen erkennen, dass sie instinktiv mehr erkannt hatte, als ich ihr erzählt hatte.
„Merkwürdig, die Elfen haben am längsten im Koma gelegen, aber niemand auch nur annähernd so lange wie du. Du hast unglaublich viel Glück gehabt, irgendjemand hat sich sehr gut um dich gekümmert. Leider wissen wir nicht viel über Elfen, sie sind alle kurz nach dem Erwachen davongelaufen.“
Ich fasste aus irgendeinem Grund Vertrauen zu ihr. Sie hatte ein sehr schönes Gesicht und strahlte eine ruhige und selbstbewusste Autorität aus. Ich vermutete, dass sie eine hohe Position in der Schule einnehmen musste. Ich sah sie an und war etwas betreten, sie rührte doch sehr stark an meiner männlichen Seele. Soviel Schönheit kannte ich früher nur aus der Ferne. Sie löste dadurch ziemlich zwiespältige Gefühle bei mir aus. Aber wenigstens waren es keine Negativen.
„Ich vergesse meine Höflichkeit über meiner Neugier, bitte verzeih mir. Ich bin Sabine, die Leiterin dieser Schule. Bevor du fragst - dass ich Leiterin bin, hat nichts mit meiner Erfahrung zu tun, es gibt bei uns Magier mit viel mehr Lebenserfahrung. Aber ich habe hier die mächtigsten magischen Fähigkeiten. Deshalb wurde ich für die Rolle ausgewählt, jedenfalls für so lange, bis jemand mit stärkeren Kräften auftaucht. Jahrelange Erfahrung mit dem Thema Magie hat sowieso niemand hier, wie du dir vorstellen kannst. Allerdings habe ich mich auch schon vor der großen Umwandlung mit Magie beschäftigt, also weiß ich ein wenig mehr als die anderen, zumindest theoretisch, vorher waren meine Bemühungen zu zaubern natürlich völlig wirkungslos, das weiß ich jetzt.“
Wir erreichten schließlich einen größeren und sehr gemütlichen Raum mit ein paar Sesseln, wo sie mich aufforderte, mich zu setzen. Der Raum musste eine Art Ruheraum sein. Sie sah mich analysierend an, vor allem in die Augen und auf meine Ohren.
„Elfenblut, das hat meiner Ansicht nach
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