Althea - Das Erwachen
aber wir konnten ja schlimmstenfalls jagen gehen. Georg war ein ordentlicher Bogenschütze und kannte sich auch mit Fallenstellen aus.
Im Gegensatz zu mir, ich hatte keine Ahnung davon, vielleicht konnte ich was von ihm lernen. Wir nahmen genügend Vorräte mit, um uns eine Weile über Wasser zu halten, wir würden unterwegs schon etwas finden, ich war ja allein auch klargekommen.
Ich zog für heute Nacht das Kettenhemd wieder aus und verstaute es im Rucksack. Das Schwert befestigte ich wie immer so, dass ich es einigermaßen schnell erreichen konnte, brachte jedoch noch ein paar Riemen an, damit es nicht klapperte. Heute Nacht würden wir vor allem jeden Lärm vermeiden müssen.
Dann legte ich mich hin, ich konnte jedoch nicht einschlafen, und bald war mir auch klar warum - wenigstens Sabine musste ich noch besuchen, ich konnte doch nicht ohne Abschied für längere Zeit verschwinden. Ich ging die Treppen hinunter und fand Hans in der Küche, zusammen mit Sabine.
„Hallo, ich wollte gerade zu dir!“, meinte Sabine. Hans drehte sich zu mir um.
„Wolltest du nicht ein wenig schlafen?“
„Ich habe es versucht, leider wenig erfolgreich. Ich kann aber sowieso nicht weg, ohne mich von Sabine zu verabschieden, meinst du nicht?“
Sabine antwortete lächelnd und nahm damit dem versteckten Vorwurf von Hans die Schärfe, wobei mir natürlich völlig klar war, dass Hans recht hatte. Wir brauchten den Schlaf oder es wurde zu gefährlich.
„Natürlich kannst du das nicht, Liebes, deshalb bin ich ja hier. Hans hat mich benachrichtigt und gesagt, dass ihr heute Nacht aufbrechen werdet. Bist du sicher, dass du ohne mich auskommst, Kleines?“
Ich musste über das „Kleines“ grinsen, ich war sicher einen Kopf größer als sie.
„Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht einfach für euch zwei wird. Ich werde hier allerdings für die Verteidigung der Feste dringend gebraucht. Ich kann hier nicht weg, ohne mich wird das Haus führerlos, und ich bin nicht sicher, ob mein Stellvertreter ausreichend auf die Aufgabe vorbereitet ist. Ich habe auch keine Idee, wen ich dir von meinen Magiern mitgeben könnte, außer mir kann dir vermutlich keiner mit deinen Seelenschmerzen helfen. Ach, Althea.“
Sie seufzte und schaute mich mit ihren schönen Augen traurig an, ich konnte ihr deutlich ansehen, dass sie uns am liebsten begleitet hätte. Aber so gerne ich sie dabei gehabt hätte, ich wusste auch, sie wurde hier dringend gebraucht. Hans durfte ja aus dem gleichen Grund nicht mitkommen. Ich umarmte sie fest.
„Wir kommen schon klar, Sabine, mach dir keine Sorgen. Ich werde einen Weg finden, damit klarzukommen. Und du musst hier die Stellung halten. Irgendjemand muss doch hier aufpassen, wenn ich nicht da bin.“
Ich zwinkerte ihr zu und wir lachten beide. Sie legte ihre Hände auf meine Wangen und flüsterte mir ins Ohr.
„Ich hoffe, wir sehen uns wieder, ich habe dich sehr lieb gewonnen, und möchte dich auf gar keinen Fall verlieren. Komm wieder und vergiss mich nicht.“
Sie schaute mich fast flehentlich an. Mein Herz machte einen Sprung, als ich das Ersehnte von ihr hörte. Ich nahm sie in den Arm und drückte sie an mich.
„Ich werde dich auf jeden Fall wiedersehen. Aber ich kann nicht für immer hier bleiben, irgendwann muss ich mich auch auf die Suche nach meinen Leuten machen. Ich muss sie einfach finden, weißt du.“
Sie nickte wortlos, drückte mich ein letztes Mal fest und verließ das Haus. Ich drehte mich traurig um und ging niedergeschlagen die Treppe hoch, um mich wieder hinzulegen. Hans hatte ich völlig vergessen.
„Alles in Ordnung, Althea?“, rief er mir nach. Ich drehte mich um und setzte mich auf die Treppe.
„Ja, natürlich. Ich mag Sabine sehr, es fällt mir schwer, sie zurückzulassen. Ich weiß, ihr braucht sie hier, aber ich brauche sie doch auch.“
Ich schlug die Augen nieder, als mir klar wurde, wie kindisch und egoistisch sich das anhören musste.
„Es tut mir leid, ich sollte nicht …“
Hans kam zu mir und legte mir seine rechte Hand auf die Schulter.
„Ich kann dich gut verstehen, Sabine ist schon etwas ganz Besonderes. Wir werden dir nicht weglaufen, und falls ihr wirklich Hilfe findet, und wir es bis dahin schaffen, dann werden wir uns alle wiedersehen, hoffentlich unter glücklicheren Umständen.“
Ich umarmte ihn schnell und ging dann in mein Zimmer. Er musste sich noch um Georg kümmern, es war hart für ihn, seinen Sohn einfach so wegzuschicken, hinaus ins Feindesland. Ich legte mich
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