Althea - Das Erwachen
ich je in meinem Leben gesehen habe. Allerdings völlig anders als alles, was wir Magier so zu bieten haben. Sie hat ihre Kräfte leider nicht sehr gut unter Kontrolle, und ich vermute mal, sie hat nicht einmal die Oberfläche ihrer Fähigkeiten angekratzt. Ausbilden kann ich sie leider so gut wie gar nicht.“
Georg nickte nicht sehr überrascht, fand ich.
Hans beteiligte sich wieder am Gespräch.
„Schade, wir könnten eine weitere Magierin brauchen. Sie macht sich aber auch genau da sehr gut, wo sie zurzeit kämpft. Also, ich vermute mal, die Ork werden sich eine neue Taktik ausdenken, um unsere Wälle klein zu kriegen, vielleicht Katapulte oder so etwas in der Art. Gestern war ein verlustreicher Tag für sie, sie werden das nicht sehr oft wiederholen wollen oder können. Was sie genau vorhaben, kommt darauf an, was sie bereits haben, und was sie eventuell erst bauen müssen. Gut, dass du gerade hier bist, Sabine, deine Truppe muss perfekt vorbereitet sein, hattet ihr irgendwelche Verluste gestern?“
Sabine schüttelte den Kopf. Er nickte erleichtert.
„Ich schätze mal, heute werden wir ein paar größere Geräte beseitigen müssen, was auch immer es sein wird. Ich muss los, Kinder. Falls heute kein Alarm kommt, haben sie nichts dabei und müssen erst mal etwas konstruieren. Das sollte uns hoffentlich ein wenig Zeit geben, die Palisaden und Mauern zu verstärken, ich habe da noch ein paar Ideen. Wir sehen uns später. Oh, Georg, du bleibst am besten bei Althea, ihr müsst euren Aufbruch planen. Sabine, kommst du bitte mit?“
Sie tranken ihren Kaffee aus, ein wenig überhastet, und verließen den Raum. Ich beschloss, den Besuch im Krankenhaus gleich zu machen. Ich wollte den jungen, namenlosen Soldaten besuchen, bevor ich die Feste verließ, auch wenn es mir schwerfiel, ich hatte Krankenhäuser noch nie gemocht. Georg führte mich hin, bis auf Elektrizität hatten sie anscheinend wirklich alles hier in der Feste, was man so brauchte. Natürlich würden die Medikamente bald rar werden, aber sie kamen erst einmal klar.
Die Ärzte waren, wie Georg mir erklärte, bereits dabei, alles durch Naturmedizin zu ersetzen, was nur irgendwie möglich war. Ich konnte diese Menschen hier immer wieder einfach nur bewundern, mit welchem Einsatz und Einfallsreichtum sie ihr Leben nach der großen Veränderung meisterten. Es würde mir schwerfallen, sie zu verlassen, ich hatte allerdings keine Wahl. Ich musste wenigstens versuchen, sie zu retten.
Im Krankenhaus begaben wir uns auf die Suche, es war nicht einfach, ohne den Namen des Soldaten. Wir trafen jedoch noch auf jemand völlig anderen, jemanden, den ich fast vergessen hatte, nämlich Anton. Die Begegnung verlief jedoch anders als erwartet.
„Schau mal einer an, wen wir hier haben, die kleine Elfenhexe.“
Ich blickte ihn zornig an, und auch Georg sah nicht begeistert aus.
„Immer mit der Ruhe, Georg, ich suche keinen Streit. Althea, du hast dich gestern wirklich gut geschlagen, ich habe dich beobachtet. Ich denke immer noch, dass Fremde gefährlich sind, aber Du bist ab heute eine Ausnahme für mich. Ich würde jederzeit mit dir Seite an Seite kämpfen. Georg sollte sich glücklich schätzen, dass jemand wie du auf seinen Arsch achtet. Und jetzt geht, lasst mich schlafen, ich will bald wieder fit sein. Los, geht schon!“
Damit drehte er uns den Rücken zu, und wir verließen das Zimmer. Ich fühlte mich gut nach seiner Ansprache, ein Lob aus seinem Munde war etwas Besonderes für mich, es gab mir Hoffnung. Dass ich vielleicht auch eines Tages eine Heimat finden würde, so etwas wie hier. Vielleicht hatte ich hier doch auch schon so etwas wie einen sicheren Hafen gefunden, zu dem ich immer wieder zurückkehren konnte, etwas, was ich vielleicht sogar Heimat nennen konnte.
Anton hatte mich überrascht. So etwas hätte ich von einem streng gläubigen Katholiken nie erwartet. Eigentlich traute ich seinem plötzlichen Sinneswandel immer noch nicht. Anton war und blieb in meinen Augen ein furchtbar engstirniger und dummer Mensch. Aber seine Geste war ein kleiner Anfang, und es war eine Brücke, die mir Hoffnung gab. Georg hingegen war immer noch sauer, über die Begrüßung und den Ton, den Anton angeschlagen hatte, aber das machte mir nicht viel aus.
Ich ergriff lachend seinen Arm und zog ihn weiter. Ich fühlte mich wesentlich besser - zu sehen, wofür ich hier kämpfte, machte einen Unterschied. Ich verdrängte die dunklen Gedanken der letzten Nacht. Sabine hatte mich zwar
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