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Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Beobachter sofort in einer dramatischen Aktion gestellt. Nein, Plotek schaute weiter das Video an und tat, als ob nichts wäre. Dann, nach der Kreuzigung, schaltete er einfach den Apparat ab. Er blieb aber weiter im Sessel sitzen und starrte den schwarzen Schirm an, so wie in der Praxis von Doktor Kainz das Quadrat. Er hat ins Schwarz geschaut und sich nicht mehr gerührt. Typisch Plotek. Er war die Ruhe in Person, ist keiner Hektik verfallen und hat nichts gemacht, außer zu warten. Warten. Nichts als Warten, Geduld eben. Einfach abwarten und kommen lassen. Und tatsächlich, eine Person ist aufgetaucht, zumindest war jetzt eine Stimme zu hören.
    »Ich wollte Sie sprechen, Herr Plotek!«, sagte eine weibliche Stimme aus der Dunkelheit heraus.
    Plotek hat noch immer keinen Muckser von sich gegeben. Er war jetzt ganz die Gelassenheit. Und dann ist die Merz Monika endlich aus der Dunkelheit herausgetreten und an Plotek heran. Komisch, hätte Plotek denken müssen, wenn er gedacht hätte, komisch, dass die Merz Monika schon hier ist. Vorhin war sie noch in der Praxis, jetzt schon im Kloster. Hat er aber nicht gedacht, weil es ihm egal war. Na ja, das hatte sicher was mit Ignoranz zu tun, vielleicht auch mit den eigenen Problemen, also der Computertomographie, dem Neurologen, dem Tumor und allem. Aber, ob Plotek das nun interessierte oder nicht, der Grund, warum die Merz Monika schon da gewesen ist, war, dass die Praxis dienstags nur bis zwölf offen hatte. Jetzt war es halb eins, und ab eins war die Maria Magdalena mit der Probe dran. Monika trug jetzt die haselnussbraunen Haare offen. Also keinen Pferdeschwanz mehr wie vorhin in der Praxis. Außerdem hat sie geduftet wie frisch gebadet und im Vergleich zu Frau Gaby Mand himmlisch. Eine Schönheit war sie nicht, die Merz Monika, aber eine gewisse Attraktivität konnte ihr nicht abgesprochen werden. Ein wenig übergewichtig war sie, na ja, vielleicht vom vielen Sitzen auf dem Praxisstuhl. Aber nicht unansehnlich hat sie ausgeschaut. Sicher war sie auch begehrt in Altötting, zwar nicht Ploteks Typ, aber egal. Irgendwie hat sich die Merz Monika wohl in einen falschen Gedanken verrannt. Sie glaubte, wie im Übrigen andere Altöttinger auch, Plotek wäre ein Kuckucksei, also ein Spitzel, ein von der Mühldorfer oder auch Münchner Kriminalpolizei eingeschleuster Undercoverermittler. Und dem wollte sich jetzt die Merz Monika offenbaren. Sie hätte Beobachtungen gemacht in den letzten Tagen.
    »Ich . . . ich weiß jetzt nicht. . . ich mein, ob’s wichtig ist, aber vielleicht doch!«
    Sicher spielte bei so viel Offenbarungsdrang auch die Belohnung eine nicht unwesentliche Rolle, 10000 Mark sind seit dem Mord an Mutschler für die Aufklärung des Falles ausgesetzt worden. Von Helmut Regler und den Gewerbetreibenden. Und noch einmal 5000 für die Ergreifung des Bankräubers von der Altöttinger Kreissparkasse. Bei ein und demselben Täter, was natürlich noch lange nicht bewiesen war, ist das ein ganz schönes Taschengeld. Dafür hätte die Merz Monika lange »der Nächste, bitte« bei Doktor Kainz sagen müssen. Also, warum nicht was für die Zukunftsplanung unternehmen? Oder einen schönen Urlaub damit finanzieren, einen Wunsch erfüllen und alles. Warum nicht ein wenig denunzieren? Natürlich war sie da bei Plotek an der falschen Adresse. Aber erstens konnte sie das nicht wissen und zweitens machte Plotek keine Anstalten, das sofort aufzuklären. Wieder typisch Plotek. Er hat einfach geschwiegen und geschaut, als ob er alles begreifen würde. Obwohl er nichts kapiert hat. Außerdem wollte Plotek damit nichts zu tun haben. Nichts mit den Altöttinger Verbrechen und schon gar nichts mit der intriganten Bevölkerung. Also schweigen und auf Durchzug stellen. Und trotzdem sind bei ihm ein paar Stichworte von der Merz Monika hängen geblieben. Ja, Mutschler hätte was mit der Froni gehabt, quasi ein Techtelmechtel, und Manuel wüsste auch einiges, was, wüsste sie nicht, irgendwie hätte das mit einer alten Geschichte zu tun, sie hätte nur einmal beim Kainz an der Praxistür gelauscht, normalerweise lauscht sie nicht, aber jetzt aus purem Zufall, jedenfalls als der Fremdenverkehrsdirektor Zeller drin gewesen war, da hätte sie auch nicht alles verstanden, nur so viel, es ging um Unfruchtbarkeit und um Impotenz, außerdem um Untreue – und dabei ist immer wieder der Name vom Bürgermeister in Oberammergau gefallen.
    »Ich konnte mir natürlich keinen Reim darauf machen, weil der

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