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Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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hatten. Also hätte Zeller, wenn schon einen, dann seinen Halbbruder und nicht Mutschler umlegen müssen.
    Der Fremdenverkehrsdirektor blieb trotz Entlastung von Froni und Jeanette in Haft, zumindest vorübergehend und so lange, wie es gesetzlich erlaubt war. Der Bürgermeister von Oberammergau dagegen kam sofort frei.
    Das wussten der Guardian und der Kulturreferent zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Im Alt-Neuöttinger Anzeiger war alles erst am nächsten Tag abgedruckt und dann in detaillierter Ausführlichkeit, also die Spekulationen über die Vaterschaft, der Verdacht, Motiv, Alibi und alles. Wenn Pater Martin das jetzt schon gewusst hätte, dann wäre aber ein Halleluja fällig gewesen. Für Pater Martin war der Täter einzig und allein in Oberammergau zu suchen.
    »Wenn einer einen Grund hat, uns Altöttinger zu schädigen, dann die Oberammer-Gauner und als deren Repräsentant der Bürgermeister. Ich kenne den noch von früher. Bei der heiligen Jungfrau Maria, für den würde ich nicht meine Hand ins Feuer legen. Aber jetzt unseren Fremdenverkehrsdirektor hinter Schloss und Riegel zu bringen, vier Tage vor der Premiere, also das ist schon eine bodenlose Frechheit.«
    Und wieder kam ein »Mmmmh ja!« aus dem kehligen Schlund des Kulturreferenten, so dass auch Plotek nichts anderes mehr übrig blieb als ein zustimmendes Nicken. Also nichts mehr mit Schwammblick, sondern offen gezeigtes Verständnis und deutlich signalisierte Neugier. Pater Martin wurde plötzlich, wie auf Knopfdruck, verschwiegen wie ein Grab. Auch von Dr. Mühlbauer kam nichts mehr, nicht mal mehr ein »Mmh« oder ein »Ja«. Ganz eilig gingen jetzt beide auf und davon.
    Das war wieder mal typisch für Plotek. Solange er teilnahmslos schwieg, wurde er von den Worten der Gesprächspartner bombardiert. Bekundete er aber nur einen Hauch von Interesse, dann kam nichts mehr, sofort war der Ofen aus.

    Plotek ist dann ohne Pater Martin und dem Kulturreferenten Dr. Mühlbauer wieder zurück ins Hotel. Da wartete die Wirtin bereits, und noch bevor Plotek irgendetwas sagen konnte, überrollte ihn wieder ein Wortbombardement.
    »Haben Sie’s schon gehört?«
    Natürlich dachte Plotek, jetzt kommt die Geschichte mit dem Zeller, dem Pullover und dem zweifelhaften Alibi, aber denkste. Die Wirtin hat Ploteks Nicken erst gar nicht registriert, sondern sofort die Worte ausgespuckt:
    »Bei der Exhumierung vom Zeiler, Sie wissen schon, dem Zimmermann, dem ersten Judas, der vom Dach gefallen ist, haben die Kriminalen interessante Entdeckungen gemacht. Erstens: Der Zeiler ist ohne sichtbare Fremdeinwirkung vom Dach gestürzt. Na ja, ich geb’s zu, das ist nicht unbedingt eine Überraschung. Dafür zweitens umso mehr: Die Kriminalen haben im Sarg in den gefalteten Händen vom Zeiler einen Fotoschnipsel entdeckt. Sie werden es nicht erahnen, was da drauf ist, Herr Plotek«, sagte die Wirtin und machte eine Pause, quasi Spannungsaufbau. Plotek musste nicht lange überlegen und wusste es sofort:
    »Der Zeiler!«, hat er ganz trocken über seine Lippen geschoben, dass die Wirtin wie zur Salzsäule erstarrt ist und geschaut hat wie auf Sodom und Gomorrha. Die Pause hielt an, jetzt auch ohne dramaturgische Absicht. Der Wirtin hatte es anscheinend die Stimme verschlagen.
    Also legte Plotek noch mal nach und beschrieb mit »der junge Zeiler!« den vorhergehenden Zeiler näher.
    Jetzt war die Folge ein doppeltes Sodom und Gomorrha und Nicken von der Wirtin.
    Plotek ist dann als wandelnde Fata Morgana die Treppen hoch und hat die Wirtin, noch immer zur Salzsäule erstarrt, zurückgelassen.
    Angefüllt mit Informationen, neuesten Neuigkeiten und den Schicksalsschlägen anderer ist Plotek in sein noch immer nach Sauerkraut riechendes Hotelzimmer eingetreten. Probleme noch und nöcher, dachte Plotek und merkte, wie die Gedanken keinen festen Halt mehr fanden. Sie sind aufgetaucht, wieder verschwunden, wieder aufgetaucht. Die einen und die anderen von einem zum anderen. Zeller Mutschler Zettel Guardian – Beichtstuhl Zeiler Pullover Mühlbauer – Zeller Guardian Mutschler Pullover – Arno Mengele und, und, und – und alles ohne aufschlussreichen Zusammenhang. Bevor Plotek sich in den herumirrenden Gedanken hoffnungslos verlieren konnte, wollte er sich einfach wegknipsen. Das ist ein altes Prinzip von Plotek – ein Nickerchen machen, ein Schläfchen, sich einfach aufs Ohr hauen. Ja, hinlegen, ein, zwei Stunden schlafen, dann den Tag noch mal von vorne beginnen lassen. Ein

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