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Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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wieder wie eine Voliere in den Ohren.
    Gaby Mand bekam plötzlich Oberwasser und wollte was sagen, aber der Erste Bürgermeister war schneller:
    »Nicht zusammen, beide separat. Jeder für sich!«
    »Aber warum?«, hat sich jetzt Pater Manuel eingemischt, »warum hätte das denn der Herr Zeller tun sollen. Also, beim Oberammergauer Bürgermeister, okay, das ist zum Teil noch nachvollziehbar. Aber der Herr Fremdenverkehrsdirektor?«
    »Es wird alles noch überprüft. Aber es sieht nicht gut aus!«, prophezeite Brunner senior. Und dann zu Arno: »Kommst du?«
    Beide zusammen verließen anschließend das Zwölf Apostel .
    Plotek schaute in die Runde und sah die Merz Monika. Er sah, wie die Merz Monika zwinkerte, als wolle sie was sagen oder etwas bereits Gesagtes unterstreichen. Plotek wollte aber nichts hören, also ist er aufgestanden und ebenfalls gegangen.

    Auf dem Weg vom Zwölf Apostel ins Hotel hat Plotek dann den Guardian Martin, zusammen mit dem Kulturreferenten Dr. Mühlbauer, getroffen. Da muss man wissen, dass der Guardian sehr weltlich orientiert ist. Er war immer unterwegs, war in der Musikkapelle, Kassenwart beim Altöttinger gemischten Stiftschor und Mitglied bei den Passionsspielen e.V. Trotz Zölibat und Enthaltsamkeit war er den sinnlichen Genüssen des Lebens gegenüber aufgeschlossen. Pater Martin war also eher ein progressiver Vertreter der Amtskirche. Er war auch sehr kommunikativ und um den Kontakt von Kirche und Staat, also der Gesellschaft, bemüht. Der Kulturreferent Dr. Mühlbauer dagegen war eher introvertiert, ruhig, verschwiegen und ging mit Worten um wie mit Perlen. Die Sätze wurden bei ihm zu druckreifen Ketten, ohne ein einziges »Äh« oder eine Nicht-wissen-was-sagen-Pause. Quasi ein typischer Politiker. Früher war er wissenschaftlicher Assistent in München gewesen und ein alter Spezi von Brunner senior. Deshalb war er auch seit drei Jahren Referent für kulturelle Angelegenheiten der Stadt. Da die Kultur in Altötting so verbreitet ist wie die Atheisten in Oberammergau, war das ein doch eher geruhsamer Job. Da war eine Ausstellungseröffnung abzuhalten, dort eine Einweihung und hin und wieder auch eine Buchpräsentation. Dr. Mühlbauer machte auch immer einen sehr ausgeglichenen Eindruck und war oft im Urlaub in den Alpen. Er war ein leidenschaftlicher Skifahrer, demzufolge auch immer braun gebrannt.
    Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, war gleich Zeller das Thema. Die Verhaftung des Fremdenverkehrsdirektors. Die Kommunikationswege waren in Altötting wirklich exzellent. Ein Furz an einem Ende von Altötting, ruck, zuck, schon roch es am anderen Ende streng. Es gab offenbar nichts, was verheimlicht werden konnte.
    »Eine infame Unterstellung ist das!«, sagte Pater Martin, während Dr. Mühlbauer die Stirn in Falten legte und schwieg.
    »Ein aufrechter, gläubiger Mensch wie der Herr Zeller, undenkbar! Das ist doch alles reine Konstruktion von planlosen Mühldorfer Kriminalen. Ja, die stochern die ganze Zeit schon im Dunkeln und Leeren herum und müssen jetzt Ergebnisse vorlegen. Vor allem Erfolge müssen sie vorlegen. Haben aber keine. Also, was machen? Einfach mal wahllos reingreifen, vielleicht bleibt ja was hängen. Da hätten sie mich ja auch gleich verhaften können. Oder Sie, Herr Dr. Mühlbauer.«
    Noch tiefere Falten haben sich auf die Stirn von Dr. Mühlbauer gegraben und noch immer Schweigen. Bei Pater Martin dagegen war von Schweigen keine Spur.
    »Jeden. Ja, jeden hätten sie festnehmen können. Bei so einem Motiv ist doch jeder verdächtig.«
    Große Augen von Plotek jetzt, also Schwammblick, quasi die unbeabsichtigte Aufforderung zum Weitererzählen. Die nahm der Guardian dankend an, während der Kulturreferent noch immer schwieg. Wenn Plotek es nicht besser gewusst hätte und beim Empfang im Rathaus gehört, er hätte an der Sprachfähigkeit des Referenten zweifeln müssen.
    »Absurd, völlig absurd ist das. Rache? Das Motiv soll Rache sein. Ja, der Zeller hätte aus Rache gemordet. Lachhaft. Den Mutschler soll er umgebracht haben, weil der mit der Frau vom Zeller ein Verhältnis gehabt haben soll. Wer den Mutschler wie ich jahrzehntelang gekannt hat, der weiß, der Mutschler war ein Schlitzohr, ja, auch ein Frauenheld, aber mit der Frau vom Zeller – nie! Von Ehefrauen hat der immer die Hände gelassen. Da war der Mutschler zu gut erzogen und zu gläubig, mindestens einmal im Monat war er bei mir zur Beichte. Wie die Frau Zeller übrigens auch . . . Aber die

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