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Altoetting

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Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Restalkohol im Blut hatte. Aber egal. Trotz den durcheinandergeratenen Hostien ist niemand mehr ums Leben gekommen.

    24 Vorhänge gab es bei der Premiere. Das war Rekord. Nicht nur für die Altöttinger Laienspieler, auch für Plotek. Nirgends hatte Plotek in seiner Schauspielkarriere so viele Vorhänge bekommen. Da ist er das erste Mal wieder ins Wanken geraten. Der Marburger Hänger, in Ploteks Bewusstsein eingebrannt, schien schon wieder verheilen zu wollen. Aber denkste. Plotek ließ sich nicht täuschen. Auch nicht von 24 Vorhängen. Und schon gar nicht von dem persönlichen Zuspruch und den begeisterten Gratulanten. Alle sind sie gekommen und haben Plotek die Hand rot geschüttelt. Der Fremdenverkehrsdirektor mit verheulten Augen, der Kulturreferent, der Erste Bürgermeister Brunner sowieso, Helmut Regler und auch die Prominenz vom nahen Passau und vom weiter entfernten München. Plotek spielte natürlich die anderen Darsteller an die Wand. Es sind Welten zwischen Plotek und beispielsweise dem Petrus gelegen. Und das war natürlich, inhaltlich betrachtet, auch gut so. Jesus ist halt etwas Besonderes. Und Plotek ist es auch. Als Schauspieler jetzt, zumindest im Vergleich zu den anderen.
    Der Intendant der Münchner Kammerspiele war zufälligerweise auch in der Premiere und hat tatsächlich Plotek durch den Altöttinger Kulturreferenten und Duzfreund ausrichten lassen, dass Plotek sich doch einmal im Intendantenbüro der Kammerspiele melden solle, weil ein großes Interesse von Seiten des Intendanten an einer Zusammenarbeit bestehen würde. Natürlich hat das nach einer großen Chance für Plotek ausgesehen. Der größten überhaupt. Das, was er auf Teufel komm raus in Marburg, Neuss, Tübingen immer gewollt und nicht geschafft hatte, war jetzt plötzlich über Altötting in Sicht. Das Theater heute9 die besten Regisseure, die ernst zu nehmenden Gehälter und alles. Renommee, Erfolg und Glück. Aber das war jetzt wieder typisch Plotek. Anstatt richtige Freude zu empfinden, war bei ihm nur Skepsis. Anstatt Genugtuung Reserviertheit.

    Bei der Premierenfeier wich die Merz Monika Plotek nicht mehr von der Seite. Mit offenen Haaren, auffällig geschminkten Lippen und herausgeputzt, als ob das Zwölf Apostel der Buckingham-Palast gewesen wäre und die Merz Monika die neue Thronfolgerin, ist sie ständig um ihn herumgewuselt. Schöne Augen hat sie ihm gemacht und mit jedem Blick ein Lächeln über den Tisch geworfen wie einen Heiratsantrag, so dass Plotek vor lauter Verlegenheit die Merz Monika gar nicht mehr angucken konnte. Anfänglich hat Plotek noch gedacht, ist halt ein freudiges, glückliches Wesen die Monika und vor allem erleichtert, dass die Premiere ohne Zwischenfälle über die Bühne gegangen ist – ohne Tote und alles. Aber als das Glück den ganzen Abend auf ihrem Gesicht geparkt hat wie eine Schmeißfliege auf einer Leberwurst, fing Plotek an, den allgemeinen Glückszustand der Merz Monika ganz individuell und subjektiv zu hinterfragen. Entweder hat die nicht mehr alle Tassen im Schrank und ihr Grinsen hat was mit Debilität zu tun, oder das viele Weißbier hat ihr die Gesichtsmuskeln lang gezogen. Vielleicht ist sie aber auch . . . Wie zur Bestätigung hat Plotek eine Berührung am Knie gespürt. Zuerst dachte er, das ist der Spielleiter Niederbühler, der neben ihm gesessen ist. Aber da Niederbühler kein
    Pardon über die Lippen kam und die Berührung anstatt ab sogar noch zunahm, ist Ploteks Blick unter den Tisch gewandert. Da war dann der Anblick wie eine Offenbarung. Ein nacktes Knie hat Plotek an der speckigen Cordhose herumgerieben. Schnell hat Plotek wieder hochgeschaut und die Merz Monika gesehen, wie sie zwinkerte, als ob es sich die Schmeißfliege jetzt in ihrem Auge gemütlich eingerichtet hätte. Mehr noch, ihre Zunge ist über die angemalten Lippen gefahren, als wär’s der Nürburgring. »Noch einen Tequila!«, hat Plotek auf diesen Schreck der Bedingung hinterhergerufen.

    Beim Knie von Monika ist es natürlich nicht geblieben. Als Niederbühler auf dem Klo war, ist die Monika sofort neben Plotek gerutscht – von da an Fummeln unterm Tisch. Die Folge bei Plotek war hemmungsloser Tequilakonsum. Als die Vögel den Morgen schon durch die Fenster vom Zwölf Apostel hereingepfiffen haben, saßen nur noch Plotek und Monika am Tisch. Die anderen lagen entweder drunter oder waren bereits zu Hause.
    »Gehen wir!«, hat Monika gesagt und sich bei Plotek eingehakt. Jetzt sind die Tequilas erst

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